Reza Askari mit neuem Album
Intimer Kammerjazz vom Feinsten
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker |
Auf eine erstaunlich lange Liste an Alben und Formationen, bei denen er mitgewirkt hat, kann der in Köln ansässige Bassist und Komponist Reza Askari (Jg. 1986) verweisen. Ende des Monats erscheint nach zwei Alben im Trio-Format sein neues mit ihm als Bandleader und Komponist: Roar feat. Christopher Dell - gemeinsam mit Stefan Karl Schmid (cl, ts), Fabian Arends (dr) und in Erweiterung des Trios mit keinem Geringeren als Christopher Dell am Vibraphon. Bandname und Albumtitel sind, wie schon bei den beiden vorangegangenen Veröffentlichungen des Bandleaders, irreführend: Von röhrenden, brüllenden, überlauten Free Jazz-Exklamationen ist auch beim aktuellen Album nichts zu spüren, im Gegenteil. Die zehn Stücke sind ein Paradebeispiel für eleganten, eher intimen Kammerjazz.
Die Opener Guts und Square Hanker und die beiden Stücke am Ende FCK.TH.SHT.ND.MK.MSC und Ballad for V rahmen mit ihrem energisch-zupackenden und nervös-pulsierenden Gestus die anderen Kompositionen von Reza Askari ein, die einen eher ruhigen, kontemplativen Charakter haben. Wheelchair Weed etwa strahlt eine rätselhafte Ruhe aus, Christopher Dell schlägt disharmonische Klänge an, die vom Saxophon abgelöst werden, mit einem langen Ausblasen endet das Stück. Maining Part Two beginnt mit einer Dauernote, einzelne Töne des Vibraphons und des Saxophons erzeugen eine atmosphärische Dichte. Glues hat einen unruhigen, ja kecken Einstieg über ostinate Muster, was in einen langsamen Mood übergeht. Ein Bass-Solo liegt in Doolz über einer repetitiven stimmungsvollen Begleitung…
Bei allem unterschiedlichen Temperament ist den Stücken eine wunderbar lässige Grundhaltung gemein. Die vertrackten Rhythmen, die abstrakten Phrasierungen, die melodischen Ansätze, die vor allem vom Vibraphon-Star gesetzten harmonischen Akzente, die ostinaten Figuren – all dies wird in einem äußerst verdichteten Teamplaying verquickt und fügt sich wundersam zu einer unaufdringlichen Klangkunst. Ja, die großartigen Solisten setzen die raffiniert-abstrakten und filigranen Kompositionen mit maximaler Präzision um, so dass man beim Zuhören meint, alle Noten seien genauso passend eingesetzt, die Phrasierung sei geradezu perfekt abgestimmt. Keine Stimme dominiert, dem Quartett gelingt ein absolut dichter Ensemble-Sound frei von egostrotzenden Soli. Eingängig ist die Musik nicht, sie überzeugt durch ihre abstrakte Originalität und virtuos-groovende Umsetzung. Absolut hörenswert!
Das Album erscheint als Vinyl und CD.
QFTF/213
LC-51341
Siehe auch den nrwjazz-Konzertbericht von Uwe Bräutigam.