Regina Mester Trio
Glad There Is You
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: A. Paulus, R. Mester
“In this world of ordinary people, extraordinary people, I'm glad there is you”. Mit diesem Song begrüßt Regina Mester ihre Zuhörer. “You’re welcome”, könnte man antworten, doch in Corona-Zeiten spricht sie damit leider nur die Hörer ihrer neuen CD an, die am 24. April erschienen ist.
Glad there is you hat Jimmy Dorsey 1946 mit seinem Orchester gespielt, bei Regina Mester klingt es aber ganz anders. Dies gilt auch für andere Standards, die sie in eine lässig-besinnliche Atmosphäre überführt, die das ganze Album durchzieht. Ihre Stimme erinnert mich an Connie Evingson, nur nicht so tief und mit etwas weniger Volumen. Regina Mester singt oft besinnlich wie in Glad There Is You, manchmal melancholisch wie in The Summer Knows, dann wieder fröhlicher wie in Summertime oder East of the Sun. Und immer wieder pflegt sie den Scat-Gesang, der sich bruchlos in den Ablauf ihrer Songs einfügt.
Martin Sasse
am Piano spielt sehr melodisch, klar gesetzte Akkorde markieren den Groove. Längere Soli dominieren einige Stücke.
Was bei
Martin Sasse
für das Spiel am Klavier gilt, gilt bei
Martin Gjakonovski
in gleicher Weise für den Bass. Er glänzt durch viele brillante Soli, für den Groove zupft er bei manchen Stücken fast durchgängig ein Bass-Riff.
My favorite things, dieser Walzer aus dem US-Musical von 1959, fiel damals durch Österreich-Kitsch und simplen musikalischen Aufbau auf. Als Jazzfan hat man aber die Fassung von John Coltrane im Ohr, der den Song modal neu interpretierte. In der Interpretation von Regina Mester kommt zunächst der ursprüngliche, balladenhafte Charakter zur Geltung. Scat-Gesang schafft einen Übergang zu einem Klaviersolo mit keychanges und Tempowechseln, bis dass die Anfangsmelodie wieder über das Scatten in den Anfangstext einmündet. Ob das Julie Andrews gefallen hätte? Mir schon.
Zwei Songs hat Regina selbst komponiert: At home und Don´t promise. Die Melodien sind recht übersichtlich, Arrangement und Ausführung aber sehr schön. The shadow of your smile, recht traditionell gesungen, bildet den Ausklang.
Das Wichtigste ist: Die Band ist sehr gut aufeinander abgestimmt, Regina Mester gibt den Ton an, aber Bass und Piano sind gleichberechtigt mit vielen Soli vertreten. Ein Solo geht oft bruchlos in das nächste über, so dass man es kaum bemerkt. Das Trio bildet eine organische Einheit, die man auch gerne mal live erleben möchte. Hoffentlich bald mal wieder …
Regina Mester Trio: Glad There Is You
JAZZsick 5128 JS
Release Date: 2020/04/24