Quadro Nuevo
Volkslied reloaded
TEXT: Vera Marzinski |
Quadro Nuevo diesmal ganz exotisch – mit Volksliedern. Die sind allerdings reloadet im neuen Gewand und da geht es Im Frühtau zu Berge bis Am Brunnen vor dem Tore – gemeinsam mit dem Münchner Rundfunkorchester.
Ich weiß nicht was soll es bedeuten – nicht nur damit reisen sie in die Vergangenheit. 25 Jahre gibt es das Ensemble Quadro Nuevo. Nun sind sie auf einer Reise zu den alten deutschsprachigen Volksliedern. Und dies gemeinsam mit dem Münchner Rundfunkorchester. Traditionelle Volkslieder modern und ansprechend, die auch ohne Text toll klingen. Es macht den Musikern hörbar Spaß, so etwas zu spielen.
Quadro Nuevo - Mulo Francel (Saxophon, Klarinette), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Bandoneon, Vibrandoneon, Trompete), Evelyn Huber (Harfe, Salterio), Chris Gall (Piano) und D.D. Lowka (Bass, Cajon, Frame Drums) - sorgen mit dem 1952 gegründeten Münchner Rundfunkorchester und unter der Gesamtleitung von Elisabeth Fuchs, die es liebt, musikalische Grenzen zu sprengen, für ein besonderes Klangerlebnis.
Eine musikalische Entdeckungsreise, die einen neuen Blickwinkel auf die alten traditionellen Stücke eröffnet. Gerade in dieser Jahreszeit, im Frühling, zieht es die Menschen in die Natur. Was passt da besser als Kein schöner Land als Auftakt, das mit einer beschwingten Leichtigkeit daherkommt. Bei Hoch auf dem gelben Wagen hört und spürt man das Traben der Pferde vor der Kutsche. Ganz melancholisch wird es In einem kühlen Grunde, was Evelyn Huber mit ihren perlenden Harfenklängen noch verstärkt. Die Gestaltung der Musik ist so frei wie das Stück Die Gedanken sind frei. Denn die Gedanken sind frei und Quadro Nuevo lassen sie fliegen. Sah ein Knab ein Röslein stehn haben sie in einem Arrangement für Saxophon, Akkordeon, Harfe, Kontrabass, Piano und Orchester verpackt, das sehr belebend klingt. Mit viel Leichtigkeit und leidenschaftlicher Spielfreude, Energie und rhythmischer Finesse beweist Quadro Nuevo, dass diese raffinierte Klangmischung nicht nur hörbar, sondern absolut mitreißend ist. Kennst Du das Land… ist ein Lied, dessen Text von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Entwicklungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre im Jahr 1795 veröffentlicht, wo es von der geheimnisvollen Figur Mignon vorgetragen wird.Andreas Hinterseher hat es als Sextet Version arrangiert. Wiederum zum Wandern animieren Wohlauf in Gottes schöne Welt und Am Brunnen vor dem Tore.
Das Servus Habibi erinnert an Quadro Nuevos CD Flying Carpet, die 2017 erschien. Eine besondere Verbindung an seine bayerische Heimat hat Mulo Francel mit diesem Stück geschaffen - ein orientalisches Thema, das auf einen 5/4-Takt komponiert ist. Sowohl im arabischen wie im deutschen Raum ein eher seltener Takt. Im Frühtau zu Berge und Ich fahr dahin wurden von Pianist Chris Gall bearbeitet. Im Tango-Gewand lässt die Loreley instrumental ihr Ich weiß nicht, was soll es bedeuten erklingen. Mit virtuoser Schöpferkraft erweckt Mulo Francel den Maikäfer in Maikäfer flieg. In einer Quintett Version hat er den Isarmärchen-Tango arrangiert. In der Volksmusik kommen auch immer wieder Trinklieder vor. Aus einigen haben die Musiker die musikalische Substanz herausdestiliert und ein Trinklieder reloaded gebraut. Auch Mozart ist mit dabei. Dem Kanon Bona nox, „bist a rechta Ox“ aus KV 561 verleiht Mulo Francel mit seinem Spiel eine treibende Note. Und zum Schluss heißt es Der Mond ist aufgegangen und es wird noch mal ganz beschaulich.
Volksmusik im Gewand von Bossa Nova, Tango, Jazz, Welt- und Filmmusik. Ein facettenreiches Instrumentalwerk. Pauken und Trompeten, Saxophon und Akkordeon, Harfe und Kontrabass, Piano und Bandoneon, jede Menge Streicher und Bläser, Pandeiro und Congas schießen den Volksliedern frisches Blut durch die Adern. Mit junger Energie und rhythmischer Finesse geben die Virtuosen den alten Weisen ihre Würde zurück. Gespielt auf ihre eigene beschwingte Art, frei nach dem Motto: „Der Mond ist aufgegangen – treffen wir uns am Brunnen vor dem Tore – die Gedanken sind frei – Lassen wir sie fliegen!“
Label: Sony Classical (Sony Music) – März 2019