PORTUGIESISCHE MUSIK
Salvador Sobral: Timbre
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Adolfo Bueno, Corina Clamens
Portugiesische Musik hört man nicht oft in Deutschland. Die Zeiten von ‚Grândola vila morena’ aus der Zeit der Nelkenrevolution (1974) sind lange vorbei. Wenn jemand portugiesisch singt, dann ist es oft Fado oder Bossa Nova, aber der kommt ja aus Brasilien. Einer der wenigen bekannten Portugiesen ist Salvador Sobral, dessen Album 'Timbre' am 29. September erscheint.
Salvador Sobral
Salvador Sobral ist heute einer der international bekanntesten Künstler Portugals, weil er den Eurovision Song Contest 2017 mit dem von seiner Schwester Luisa Sobral komponierten Song ‚Amar Pelos Dois‘ gewann. Zum Jazz kehrten Salvador und seine Schwester 2019 zurück mit dem Album „Paris Lisboa“. Im letzten Jahr war Salvador auch in Deutschland unterwegs, erst im letzten Juli ist er beim Festival CANARIAS JAZZ & MÁS aufgetreten.
Sein viertes Album ‚Timbre’ erscheint nun am 29. September 2023 und enthält elf neue Originalsongs, von denen er zehn selbst schrieb. Er singt portugiesisch, spanisch und französisch zusammen mit anderen SängerInnen, vor allem aus dem Latin-Spektrum.
Barbara Pravi - Luisa Sobral - Silvana Estrada - Jorge Drexler
Gesang steht im Vordergrund bei diesem Album. Beim ersten Stück ‚Amor A Capela’ singt Salvador dem Titel entsprechend ganz alleine ohne Begleitung, die Stimme erinnert an Victor Jara. ‚Les Eaux Qui Me Gardent’ singt er zweistimmig mit der Französin Barbara Pravi. ‚A Distância Não É Lugar‘ im Wechselgesang mit seiner Schwester Luisa. Mit der jungen mexikanischen Sängerin Silvana Estrada hören wir ‚De La Mano De Tu Voz‘. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Anfangs erinnert es an ‚Veinte Años’, das viele noch vom Buena Vista Social Club kennen, gegen Ende ein Hauch von Flamenco, etwas melodramatisch gesungen, aber sehr eindrucksvoll:
Al Llegar’ – ‚beim Ankommen’ heißt das letzte Stück, mit dem Salvador und der ältere uruguayische Musiker Jorge Drexler am Ende des Albums angekommen sind, mit sehr ähnlicher Stimmlage:
Doch das Ankommen ist nicht immer so, wie man es sich vorgestellt hat, so heißt es im Text:
‚Si la respiración se hace más corta
Recuerda, eso siempre nos dio igual
Todos los propósitos cambian de forma al llegar’
(Wenn der Atem kürzer wird, denk daran, das war uns schon immer egal, alle Vorsätze verändern sich beim Ankommen.)
Live in NRW: 31. Oktober 2023 in Köln und am 2. Februar 2024 in Dortmund.
Salvador Sobral Timbre
Label: Warner, 2022
Bestellnummer: CD 11464625
Erscheinungstermin: 29.9.2023
Auch ganz schön:
Portugiesische Texte werden in letzter Zeit oft auch von deutschen Sängerinnen gesungen. Die Profis sind aber nach wie vor im Ausland zu finden. (s. Cover unten)
Paula Maya - Mar da Minha Terra
Paula Maya ist eine brasilianische Pianistin, Keyboarderin und Sängerin, die seit 30 Jahren in den USA lebt. Sie stammt aus dem Süden von Rio, dem Geburtsort von Antonio Carlos „Tom“ Jobim. Mit ihrem elften Album ‚Mar da Minha Terra‘ feiert sie den 65. Jahrestag des Bossa Nova. Sie singt auf Portugiesisch, Spanisch und Englisch. Das erste Stück ‚Fotografia‘ stammt von Jobim, alle anderen hat sie selbst komponiert.
Antonio Adolfo - Bossa 65 Celebrating Carlos Lyra and Roberto Menescal
Beim Pianisten und Komponisten Antonio Adolfo geht es auch um Bossa Nova, doch er wurde 1946 geboren und ist deshalb in jeder Hinsciht ein ‚alter Hase‘ Er trat schon 1963 professionell in der neuen Bossa-Nova-Szene in Rio de Janeiro auf. Mit der Veröffentlichung von ‚Bossa 65‘ feiert auch er 65 Jahre Bossa-Nova-Geschichte und widmet den einflussreichen Songwritern Carlos Lyra und Roberto Menescal sein Album. Enen Höhepunkt bildet dort das Arrangement von ‚Marcha da Quarta-Feira de Cinzas’ (Aschermittwochsmarsch, 1963) von Carlos Lyra und Vinicius De Moraes. Marcelo Martin spielt dabei Altflöte von mit der Rhythmusgruppe von Jorge Helder (Bass), Rafael Barata (Drums), Dada Costa (Perkussion) und Lula Galvão (Gitarre).