Peter Autschbach und Joscho Stephan
Sundowner
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Irina Mirja
Einen ‚Sundowner‘ trinkt man, wenn die Sonne untergeht. Man trifft sich, um den Tag zu beschließen, keine Happy Hour, aber Alkohol muss schon dabei sein. Eine ähnliche Abendstimmung hatte schon 1968 John Mayall in seinem Laurel Canyon beschrieben: I’m walking on Sunset mit Mick Taylor an der Gitarre. Beim Sundowner von Peter Autschbach und Joscho Stephan hört sich das ganz anders an, denn die beiden spielen in einer ganz anderen Liga. Am 12. März erscheint diese neue CD.
Joscho Stephan kommt aus Mönchengladbach. Im letzten Jahr hat er die Alben Get Back … to the Beatles und mit Smith &Hoffman Transatlantic Guitar Trio herausgebracht. Er leitet auch sehr erfolgreich Gitarren-Workshops und ist für seine stilübergreifende Musik (Gypsy, Jazz, Pop, Latin, Fingerstyle) bekannt.
Auch Peter Autschbach kommt aus NRW und führt erfolgreich Gitarren-Workshops durch. Auf den ersten Blick scheinen die beiden Musiker gegensätzlich zu sein. Joscho sieht eher intellektuell aus und ist besonders als Gypsy-Gitarrist bekannt geworden, Peter hat lange Rock-Gitarre gespielt und macht einen eher freakigen Eindruck. Doch beide vereint ihre hohe Virtuosität, auf Sundowner ergänzen sie sich in idealer Weise. Die 11 Stücke haben sie recht zügig aufgenommen, weil sie fanden, dass die „first takes“ frischer klingen. Die meisten Stücke haben sie selbst komponiert.
Von Stück zu Stück wechseln die beiden die Gitarren, in unterschiedlichen Kombinationen (Instrumentierung s.u.) entwickeln sie eine Vielfalt an Spieltechniken, an Stilen und Klängen. Manchmal erinnern sie an Volker Kriegel, manchmal an Lee Ritenour, aber immer spielen sie präzise auf den Punkt, wechseln sich in Melodie und Begleitung ab und bringen sich mit eleganten Soli ein.
Beim Sundowner brilliert Joscho auf der Solo-Gitarre und entwickelt aus einer Melodie heraus immer wieder neue Ideen: auf YouTube kann man das gut sehen (s. u.). Bei Holobiont von Peter beginnt dieser mit einem exotisch klingenden Intro auf der Gittler Guitar. Auf dem Cover liest man ein Lob von Sigi Schwab „Mit diesem Stück habt ihr die Tür zur gitarristischen Champion-League weit aufgestoßen.“ Sie haben sich dieses Lob wirklich verdient.
Autumn Leaves klingt gar nicht herbstlich, Peter Autschbach singt es forsch-fröhlich, das passt jetzt auch besser in den Frühling. Donna Lee, dies Stück mit der unklaren Parker-Davis-Herkunft, wird wie das Original im Uptempo gespielt.
Centerpiece ist ein Blues, den 1962 das Gesangstrio Lambert, Hendricks & Ross komponiert hatte. Begleitet von einer gestopften Trompete wurde es damals von diesem Trio gesungen. Auch Peter Autschbach singt hier, aber das klingt mit Gitarren anders, besser finde ich, viel bluesiger inklusive Blues-Gitarren-Solo. Klasse!
Jobims Bossa Wave passt atmosphärisch sehr gut in das Konzept der CD, die mit dem paradoxen Titel Begin at the End (deutsch: nach dem Spiel ist vor dem Spiel?) schließt.
Nicht vergessen sollte man das ansprechende Artwork von Selina Peterson, die den Titel der CD stimmungsvoll auf dem Cover umgesetzt hat.
Hier für die Gitarren-Freaks Joschas Angaben zur Instrumentierung:
Peter Autschbach: Gesang + Gitarre(n): Striebel Nylon (1,2,10,11), Striebel Archtop (3,7) + Midi Guitar (4) Finger Steelstring (5,6,8,9)
Joscho Stephan: Gitarre(n): Volkert D Hole (3,7,8,9,10,11) Gibson L5 (1,2,5,6) Finger Steelstring (4)
Das nächste Konzert ist geplant für den 22. April: Hürther Joscho-Stephan-Nacht im Jazzclub Hürth!
Peter Autschbach Joscho Stephan Sundowner
Label: Timezone
Bestellnummer: 10428634
Erscheinungstermin: 12.3.2021