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Oded Tzur

Isabela

Mülheim a.d.R., 06.10.2022
TEXT: Peter E. Rytz | 

Wie ein roter Faden zieht sich Oded Tzurs Sound, seine Erfahrung mit der klassischen nordindischen Musik durch seine zweite ECM-VeröffentlichungIsabela.

Eine beim indischen Flötisten Hariprasad Chaurasia gelernte verinnerlichte Tonentwicklung verschmelzt er mit dem Pianisten Nitai Hershkovits, dem Bassist Petros Klampanis und dem Schlagzeuger Johnathan Blake zu einer meditativ emotionalen Klang-Balance.

So kurz der Auftakt ist, gibt Invocation die Richtung vor. Das schwerelos schwebende Saxophon entwirft einen kontemplativen Meditationskosmos. Zusammen mit Bass-Pizzicato, lyrisch nachlaufendem Klavier, nachdenklich sanft betonten Drums kommuniziert er vertrauensvoll. Ohne Netz und doppelten Boden eine Intimität, die sich nicht scheut, Gefühle zu zeigen.

Löwe und Schildkröte, was ihre unterschiedliches Sozialverhalten von schnell und langsam, von offensivem Jagdinstinkt und von abgeklärter Selbstpanzerung betrifft, vereint Oded & Co in The Lion Turtle zu einer poetischen Erzählung. Anmut des Lebendigen in verschiedenen Spielarten. Oded lockt mit sonoren Tönen. Ein Dialogangebot, das Hershkovits episodisch auffächert. Klampanis vermittelt empathisch das Kommunikationsangebot an Blakes markierenden Drum-Set.

Ein melodisch vielseitiges Sound-Konglomerat

Im Titelstück Isabela komprimiert Oded mit lyrischer Bedachtsamkeit ein melodisch vielseitiges Sound-Konglomerat, das diesen hymnisch gefärbten Sound facettenreich und polyphonal charakterisiert. Harmonische Ideen generieren Meditationssequenzen zwischen Klavier, Bass und Schlagwerk, die vom Tenorsaxophon in universalen Traumphantasien kraftvoll hinweg geblasen werden.

Kunstvoll arrangiert, angereichert mit lyrischen Obertönen, ist Love Song for the Rainy Season mehr als nur eine rhetorische Formel wider einer gefühlt niemals endender Regenzeit. Blakes Drums wettern vehement dagegen. Oded unterfüttert widerständig mit siegessicher tremolierenden Blueslinien. Gemeinsam mit Hershkovits‘ und Klampanis‘ behaupten sie das gewonnene Terrain.

Mit Isabela, konzeptionell überzeugend, subtil abgestimmt im Zusammenspiel, erfindet Oded Tzur eine lyrisch feinsinnige Jazz-Suite.

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