Norbert Stein
Pata Kandinsky
TEXT: Stefan Pieper |
Mit „Pata Kandinsky“ wagt der Kölner Saxofonist Norbert Stein eine Hommage an den legendären Maler Wassily Kandinsky. Das zeugt – diesmal in großer Besetzung - von Steins Fähigkeit, musikalische Strukturen in größeren Kontexten zu denken, was aber im Detail auf ungeahnte Zustände von Verfeinerung und Kontemplation hineinausläuft. Was vor allem den beteiligten Mitmusikern auf dieser neuen Produktion zu verdanken ist. Die Bandbreite zwischen neutönerischen Klangimpressionen, expressivem Freejazz, aber auch melodiösen Passagen ist enorm.
„Pata Kandinsky“ ist als Suite angelegt zu Ehren des russischen Malers und das fordert hier ein dreizehnköpfiges Orchester heraus. Klangvoll ist dieses Mosaik aus Stimmungen und Texturen. Jeder Satz trägt einen eigenen Charakter, von den „Sieben Pinselstrichen, dunklen und hellen Schritten“ bis hin zum „Einfachen Lied und dem infernalischen Klang“.
Norbert Stein denkt und musiziert weitblickend genug, so dass auch diese Interaktion im Großformat niemals Gefahr läuft, sich in überspannter Beliebigkeit zu verzetteln. Zuweilen vereinen sich sämtliche Instrumente zu ehrgeizigen Unisono-Chorussen, die wie Reminiszenzen an legendäre Freejazz-Großbesetzungen in der Historie wirken. Erfahrene freigeistige Charaktere wie Annette Maye auf der Klarinette, Michael Heupel an den Flöten oder Georg Wissel am Altsaxophon und der Klarinette bringen Leichtigkeit und Leuchtkraft ins komplexe Unterfangen hinein, während Uwe Obergs Klavierspiel zwischen kontemplativer Lyrik und clusterhaften musikalischen Action-Painting eine nicht minder breite Palette abdeckt.
Stein und seine hervorragenden Mitmusiker schaffen es, die essentiellen Elemente von Kandinskys Kunst – Punkt, Linie, Fläche – in musikalische Äquivalente zu übersetzen, die sowohl abstrakt als auch tiefgründig sind, aber zugleich mit ihrer blühenden Klangsinnlichkeit das neugierige Ohr beglücken.