Nik Bärtsch
Entendre
TEXT: Peter E. Rytz |
Meditation und Kampfkunst: Nik Bärtsch, als kompromissloser Ästhet vielfach gelobt, meldet sich mit Entendre aus dem wortkargen Pandemie-Zeitgeist mit modulierter Gelassenheit zu Wort, respektive zu Ton.
In sich ständig komplexer verzweigenden Gesellschaften, stellt sich die Frage: Wie können wir einander (noch) verstehen? Einvernehmlich und kritisch zugleich?
Sich um Verständigung zu bemühen, setzt elementar voraus, sich selbst aufgeräumt und gelassen zu justieren. Entendre kann man als einen solchen Hör-Praxistest verstehen. Sie gibt Platz für den je eigenen inner-architektonischen Musik-Kosmos, der beim Hören entsteht.
Wie Module, die Teile eines größeren (technischen) Systems sind, es zusammenhalten, es strukturieren, verbinden Bärtsch‘ kompositorische Module emotionale und ästhetische Assoziationsräume. Verständigungsräume, die kommunikative Bereitschaft zum Verstehen jedes einzelnen, mehr oder weniger erfahrungsgesättigten Moduls des Subjekts antizipieren. Bärtsch nennt das auf Hör-Modus schalten…..die Musik machen lassen und zu akzeptieren, was geschieht.
Entendre kann man als ein Sound-Extrakt des ambitionierten Aikido-Kampfkünstler Bärtsch anhören. Gipfelnd in der Überzeugung, allein mit sich zu kämpfen ist nichts, im Vergleich mit dem gemeinsamen Austarieren eines Zielpunkts. Einem Austausch von Energie zwischen dem Spielenden und dem Zuhörenden. Risiko des Scheiterns eingeschlossen.
Um das zu erreichen, gilt es die wichtigen Dinge im Hier und Jetzt zu bündeln. Die Auswahl der Entendre-Module folgt diesem Prinzip bis zum Umkehrpunkt Déjà-vu Vienna präzis und konsequent. Meditation und Kampfkunst verschmelzen zu modularen Wild Monkeys of Sound. Man spürt Bärtsch‘ rhythmische Affinität als vom Unterbewusstsein gesteuerte Motivationen, Verständigungsraumperspektiven Far Eastwards auszuloten.
Komposition und Improvisation gehen dabei ineinander über. Sie amalgieren zu von der Gegenwärtigkeit des Augenblicks kreierten Klangstrukturen. Nichts Feststehendes zementieren, sondern die fortwährende Veränderung von Etwas, das Wort, Bild oder Musik sein kann, zu reflektieren. Entendre zu zuhören, ist, als würde sie dem Hörenden ein Begriff von seinem verstehenden Selbstverständnis geben.