Nicole Johänntgen
Labyrinth
TEXT: Stefan Pieper |
Am 29.9 erscheint das neue Album „Labyrinth“ - und dafür hat sich die Saxofonistin Nicole Johänntgen eine kleine Besetzung zusammen gestellt: Der Tubaspieler Jon Hansen und der Perkussionist David Staufacher machen ein Trio perfekt, das auf diesem neuen Release ausgesprochen frisch und ausgeschlafen klingt. In ausgewählten Stücken kommt noch der Sousafonspieler Victor Hege hinzu. Und ja - es ist ein sehr „helles“ Album geworden, mit Stücken, die klar und straight und gar nicht so „labyrinthisch“, wie sonst oft im neuen Jazz daherkommen. Simpel gemacht ist das alles dennoch nicht. Vielmehr lebt hier die Kunst von Nicole Johänntgen Widersprüche aufzulösen, auf dass wieder so etwas wie musikalische Klarheit entsteht. Die neuen Stücke klingen so, als wären sie irgendwo draußen, spontan auf einer Session entstanden. Aber dahinter steht die hohe Kunst, aus diversen Möglichkeiten und Erfahrungen zu schöpfen.
eIN WEITES FELD NEUER MÖGLICHKEITEN
Die Besetzung Saxofon plus Tuba/Sousaphon plus Perkussion bietet ja eh schon viele unentdeckte Möglichkeiten, die hier für eine große Vielfalt gut sind: Das Stück „Caravan“ transportiert einen subtilen Exotismus und gerät durch extrem bewegliches Spiel auf dem tiefsten Blechblasinstrument so richtig in Fahrt. Bei „Get up and Dance“ erzeugen Tuba und Perkussion eine Art treibenden Diskobeat. Nicole Johänntgens kann auf ihren Saxofonen ohnehin alles, was denkbar ist und manchmal sogar noch mehr – etwa, wenn sie trickreiche Beatboxing-Technik zum Einsatz bringt. „Goodnight my Dear“ fasziniert hingegen mit einer feingewebten polyphonischen Struktur. Auch hier können die beweglichen Linien der Tuba jedem funkigen E-Bass das Wasser reichen Das Titelstück „Labyrinth“ lässt ein Terzmotiv raffiniert durch viele harmonische Ebenen wandern. Die Idee zu diesem Stück kam Nicole Johänntgen, als sie über ihr Leben nachdachte, welches ja auch oft „labyrinthisch“ verläuft. Der „Little Song for Nenel“ ist eine liebliche Ballade, welche Nicole Johänntgen ihrem kleinen Sohn gewidmet hat.
Liverecording vor Publikum im Schweizer Sendestudio
Nicole Johänntgen singt diesmal auch auf einigen Stücken. Das ist neu, und ja, das steht ihr ausgesprochen gut. Und auch hier macht sie wieder mehr draus, wenn sie in manchen Passagen zwischen Saxofonspiele und Gesang rasant hin- und her zu wechseln weiß. Die Aufnahme ist übrigens eine Studioaufnahme, die dennoch aus einem gewissen Livecharakter ihre Energie bezog. Die Aufnahme im Sendesaal des SRF fand öffentlich vor Publikum statt.