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NGUYEN LÉ TRIO

Silk and Sand

Paris, 31.07.2023
TEXT: Stefan Pieper | 

Wir kennen und lieben den feinziselierten E-Gitarren-Sound des frankovietnamesischen Gitarristischen Nguyen Lé. Ein Markenzeichen ist dessen leichtfüßige Eleganz in seinen verästelten Improvisationen. So etwas hat in der Karriere des mittlerweile 64jährigen schon zahllose Besetzungen und Projekte geadelt, die seit vielen Jahren immer wieder bereichernde Ausflüge in globale Musikkulturen darstellen. In Nguyen Lés aktuellem Trio geht es vor allem um eine symbiotische Bandchemie zwischen drei Musikern, die auf dem Album „Silk and Sand“ auf ein gemeinsames Zentrum eingeschworen sind. Dem Gitarristen zur Seite steht der weltweit gefragte kanadische E-Bassist Chris Jennings zur Seite, ebenso der marokkanische Perkussionist Rhani Krija , der bekanntlich schon mit Sting zusammengearbeitet hat.

Ein faszinierendes kulturelles Miteinander

Große, hochkultivierte Worldfusionjazzrock-Musik entsteht aus diesem lebendigen, kulturellen Miteinander. Am Anfang stehen diese klappernden Metall-Perkussions, die ein aufmerksamer Reisender vielleicht zum ersten Mal auf dem Djemna-el-Fna-Platz in Marrakech gehört hat. Hier sorgen sie, komplettiert mit arabischen Trommeln und später auch Talkingdrums für ein markantes rhytmisches Spurenelement, aus dem, wie aus einer großen Quelle, zahllose Strukturen erwachsen, sozusagen als Lebenselixier für eine gemeinsame musikalische „Welt-Sprache“. Lebendig und vertrackt führt der Opener „Red City“ ins orientalische Gewusel irgendwo auf diesem Planeten hinein. Danach eröffnet das Titelstück „Silk and Sand“ mit einem wunderbar singenden Monolog auf dem E-Bass neue, weite Fantasieräume. „Onety-One“ featured das kraftvolle Schlagzeugspiel von Rhani Krija , in den sich Nguyen Lés leuchtende Gitarrenphrasen lustvoll einzuklinken wissen. Immer wieder heben die drei Spieler in hochintelligente harmonische Diskurse ab. Oder es treibt brodelnder Funk nach vorne oder ziehen unregelmäßige Metren in die Trance-Kultur der Gnawa hinein. Die Fantasiereise reicht weit über den Maghreb als Bezugsquelle hinaus – nicht nur, wenn stilecht eingefangene indische und südostasiatische Einflüsse die Mischung komplettieren und für manchmal fast schon spirituelle Momente gut sind. Zwei Gastmusiker sorgen bei den ruhigeren Stücken für weitere Farbakzente – zum einen Sylvain Barou auf Bansuri und Duduk-Flöte, außerdem Miron Rafjlovi auf Trompete und Flügelhorn.

Alles wirkt in jedem Moment hochkultiviert und ausgewogen, wie es einem Album von drei Weltklasse-Profis auch entsprechen sollte. Für satten Hörgenuss sorgt zudem, dass diese Produktion für das Label ACT auch in soundtechnischer Hinsicht formidabel realisiert worden ist. Bei der Aufnahme, die in Köln stattfand, wurde exzellente Arbeit an den Reglern geleistet.

Das Nguyen Lé Trio live im Herbst 2023

Wer jetzt neugierig geworden ist, sollte nicht nur dieses Album erwerben, sondern sich zwei Termin im September vormerken: Am 7. September bereichert ein Auftritt des Trios das New Colours Festival und am 18. September den Krefelder Jazzherbst beim Jazzklub Krefeld.  

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