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Neues zum Hören

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 31

Gelsenkirchen, 02.04.2023
TEXT: Christoph Giese | 

Schon wieder viel Neues zum Hören aus aller Welt und vielen Stilrichtungen des zeitgenössischen Jazz und seinen Randbereichen - Christoph Giese schafft Überblick...

Ada Morghe: Lost(Lalabeam Records)

Warum sich Schauspielerin und Autorin Alexandra Helmig als Sängerin Ada Morghe nennt, wer weiß. Ist eigentlich auch egal, was aber keinesfalls auf ihr Konzeptalbum Lost zutrifft. Das dreht sich um die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft. Und präsentiert die gebürtige Düsseldorferin als eindringliche, charismatische Sängerin zwischen Jazz, Soul, Funk und gehaltvollem Pop. Mit einer Spitzenband im Rücken lässt es die Sängerin oft ultralässig angehen beim Singen. Und genau das macht den Reiz ihrer Kunst aus

Julia Sarr: Njaboot (Barkhane)

Die senegalesische Sängerin Julia Sarr verzaubert auf Njaboot gleich vom ersten Stück an mit ihrer so eindringlichen, emotionalen, seidenen Stimme. Die in Dakar geborene und nun in Paris lebende Mezzosopranistin kombiniert auf ihrem dritten Album westafrikanische Melodien und Rhythmen und Gesang in ihrer Muttersprache Wolof mit den Piano- und Fender Rhodes-Jazzklängen von Fred Soul und weiteren, dezent hinzugefügten Instrumenten zu einer gefühlvollen, ungewöhnlichen Melange. Ein ruhiges und beruhigendes Album, das einen beim Hören sofort in den Bann zieht.

Julian Lage: The Layers (Blue Note)

Zwischen Americana und Jazz fühlt sich nicht nur der Gitarrist Julian Lage wohl. Auch Gitarren-Kollege Bill Frisell tummelt sich gerne an diesen Schnittstellen. So treffen beide Saitenvirtuosen schon zum zweiten Mal unter Lages Namen zusammen. Die sechs hier auf The Layers zu hörenden Stücke stammen sogar aus der derselben Session des Vorgängeralbums View With A Room. Zusammen mit Bassist Jorge Roeder und Drummer Dave King unterhalten sich die beiden Saitenzauberer durchaus ein wenig experimentierfreudig in den melancholischen Stücken aus der Feder von Julian Lage. Sehr schön. Einziger Kritikpunkt: Die Albumlänge mit knapp 25 Minuten erinnert eher an ein EP-Format.

Billy Childs: The Winds Of Change (Mack Avenue)

Eine echte Traumtruppe hat Billy Childs für dieses Album um sich geschart. Mit Trompeter Ambrose Akinmusire, Bassist Scott Colley und Schlagzeuger Brian Blade zeigt der US-Pianist und Komponist der meisten Songs, wie man modernen Jazz mit Sinn für Dramaturgie und Klangfarben aufbauen kann. Die langen Stücke schillern elegant, betonen die Interaktion der Band, sind vom Film Noir inspiriert und bieten einfach zeitlose Jazzmusik auf allerhöchstem Niveau.

Mátyás Bartha Trio: From This Moment On (Double Moon Records)

Elegant geht auch das Mátyás Bartha Trio zu Werke. Der ungarische Jazzpianist und seine beiden Mitstreiter Danny Ziemann am Bass und Christian Salfellner am Schlagzeug interpretieren hier vier Jazzstandards und vier eigenen Kompositionen. Das Trio bleibt dabei brav im Fahrwasser des Mainstream Jazz, große Überraschungen gibt es nicht. Aber dieser Dreier swingt, kann es bei rasantem Tempo wie auch mit aller Lässigkeit oder mit viel Gefühl. So ist From This Moment On ein Album das man sich zu jeder Gelegenheit anhören kann.

Baiju Bhatt & Red Sun: People Of Tomorrow (Neuklang)

Als Inder in der Schweiz betrachtet zu werden und andersherum als Schweizer, wenn er in Indien war – als Teenager war das Leben des in Lausanne aufgewachsenen Sohns einer Schweizer Lehrerin und eines Sitar-Meisters aus Rajasthan nicht immer easy. Mit seiner Musik und seiner Band Red Sun aber kann der Violinist Baiju Bhatt alle Grenzen und Unterschiede überschreiten. Seine Kenntnisse als Jazzmusiker und die indische Kultur und Musik. Wie sich das anhört, lässt sich auf der eindrucksvollen Produktion People Of Tomorrow verfolgen, wo auch mal ein Nguyên Lê, auch so ein musikalischer Weltenbummler, ein paar Gitarrenklänge beisteuert. Aber auch ohne den prominenten Gast können Baiju Bhatt & Red Sun hier mit ihrem Amalgam überzeugen, mit ihren klischeefreien, Kulturen verbindenden Jazzklängen.

Cécile McLorin Salvant: Mélusine (Nonesuch)

Diese Dame probiert sich gerne aus. Dieses Mal sind es Lieder vor allem auf Französisch. Kein Problem für die in Miami geborene Sängerin mit französisch-haitianischen Wurzeln. Auf Mélusine singt Cécile McLorin Salvant eigene Songs, aber auch Lieder, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Mit Elementen aus der französischen Mythologie und haitianischem Voodoo erzählt sie singend Geschichten um die mythische Sagengestalt Mélusine. Und das macht sie einmal mehr ungewöhnlich und zauberhaft.

Myles Sanko: Live At Philharmonie Luxembourg (Légère Recordings)

Er hat eine Riesenstimme und jetzt sein allererstes Livealbum aufgenommen, zusammen mit seiner Band und dem Luxembourg Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Gast Waltzing. Ein Unterfangen, das sich vollends gelohnt hat. Myles Sanko, britisch-französischer Soul- und Jazzsänger ghanaischer Herkunft, brilliert hier als charismatische Stimme, dem die üppigen Ochester-Arrangements genau den richtigen, reichhaltigen Background liefern, um mit seinem warmen Timbre und seinem souligem Gesang nicht nur das Luxemburger Publikum um den Finger zu wickeln.

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