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Neues aus der CD-Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 75

Gelsenkirchen, 14.10.2025
TEXT: Christoph Giese | 

YUMI ITO: „Lonely Island“ (enja Yellowbird)

Nur Stimme und Klavier, Songs aus ihrem Repertoire, intim neu beleuchtet, das ist „Lonely Island“, das erste Soloalbum der schweizerisch-polnisch-japanischen Musikerin Yumi Ito. Ito hat Lieder ausgesucht die sie selbst auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Herausgekommen ist ein berührendes Werk, das beim Anhören aber nicht nur mit seiner Intensität und dem kraftvollen Gesang der Protagonistin sofort packt. Auch Yumi Itos Improvisationen und ihr so geschmackvolles Klavierspiel, dem man die klassische Ausbildung der Pianistin anhört, tragen dazu bei, dass man sich gerne verliert in den insgesamt zehn Stücken dieser Einspielung.

KARI BREMNES: „Ennu Her“ (Strange Ways Records)

Lange war es ruhig um Kari Bremnes, aber die norwegische Singer-Sonwgwriterin von den Lofoten, die immer schon Musik jenseits von Genregrenzen gemacht hat, ist immer noch hier. So heißt auch ihr neues, leider nur knapp 26 Minuten langes Album:„Ennu Her“. Darauf zu hören sind sechs zart tönende Nordic-Pop-Perlen voller tiefgründiger Melancholie, das Markenzeichen der Norwegerin. Geschrieben hat Bremnes die Songs zusammen mit dem Keyboarder ihres Quartetts, Bengt E. Hanssen. Und auch wenn sie hier ausschließlich auf Norwegisch singt, ihre Lieder berühren auch ohne das verstehen der gesungen Textzeilen. Und die Songs sind auch an die Zuhörer adressiert, bei denen sich Kari Bremnes mit einem Lied etwa für die jahrelange Treue ihres Publikums bedankt.

ARIEL BART: „After Silence“ (L´Autre Distribution)

Viele MusikerInnen gibt es nicht im Jazz und jazzverwandten Genres die mit der Mundharmonika das Geschehen einer Band prägen. Die israelische, in Berlin lebende Komponistin und Mundharmonikaspielerin Ariel Bart aber gehört in diese Kategorie. Mit ihrem Trio mit ihrer Landsfrau, der Cellistin Talia Erdal, und dem russischen Pianisten Arseny Rykow kreiert Ariel Bart in ihren Kompositionen poetische und emotional berührende Klangbilder voller wunderbarer Melancholie. Ihr Trio spielt eine lyrische Kammermusik, die Ruhe atmet, melodiös fließt und die Seele beim Zuhören streichelt.

BJÖRN LÜCKER BERLIN ENSEMBLE: „Tea For Five“ (Unit Records)

Die ersten anderthalb Minuten hört man nur: ein Schlagzeug. Ein Album mit einem Drumsolo zu beginnen ist schon ziemlich ungewöhlich, selbst für eine Platte eines Schlagzeugers. Aber Björn Lücker macht das einfach. Und wenn dann die anderen vier Musiker einsetzen, ist man mittendrin im Musikkosmos des in Lübeck geborenen Musikers und auch Malers. Und dieser Musikkosmos ist ebenso bunt wie das vielfarbige, vom Schweizer Meistergrafiker und Plakatgestalter Niklaus Troxler erdachte Cover von „Tea For Five“. Zwischen verqueren Rythmen, Free Jazz, lockererm Swing und Hardbop bewegen sich Lückers kompositorische Ideen, die sein Berlin Ensemble mit Klarinettist Rudi Mahall, Saxofonist Henrik Walsdorff, Pianist John Schröder und Bassist Lars Gühlcke auf der ersten gemeinsamen Einspielung zwischen komponierten Vorgaben und freien Ideen vorzüglich in spannende Töne umsetzt.

MATTI KLEIN:  Soul Trio Bouncin´ In Bubbleverse“ (Shuffle Shack Records)

Ein Orgeltrio ohne echte Hammondorgel – beim Matti Klein Soul Trio hört man dafür ein Wurlitzer E-Piano und ein seltenes Fender Rhodes Piano-Bass. Der Berliner Tastenmann und seine beiden Vertrauten an Bassklarinette und Saxofon (Lars Dieterich) und Schlqagwerk (André Seidel) grooven dennoch schön auf ihrem neuesten Werk „Bouncin´ In Bubbleverse“. Aber sie klingen eben nicht wie ein beliebiges Hammond-Trio, auch weil sie mehr im Soul-Jazz als im Funk unterwegs sind, weil sie ungerade Metren mögen, weil sie Freiräume in der Musik lassen, die ein jeder individuell mit Ideen füllen darf. Vor allem in den „Echos“, die jeden Song noch ein wenig weiterspinnen. Eine interessante Idee.

MAKAYA McCRAVEN: „Off The Record“ (XL Recordings)

Makaya McCraven veröffentlicht gleich 4 EPs, eingespielt in unterschiedlichen Besetzungen, die unter dem Titel „Off The Record“ auch zusammengefasst auf zwei Siilberlingen oder Doppel-Vinyl angeboten werden. Viel, teils frische, teils schon veröffentlichte, beatintensive Musik vom in Paris geborenen, in Chicago lebenden, französisch-amerikanischen Beatmaster, Klangcollagen-Künstler und abenteuerlustigen Schlagzeuger. Mit von der Partie sind etwa Ben LaMar Gay, Theon Cross, Marquis Hill, Joel Ross oder Jeff Parker. Mit diesen und weiteren vorzüglichen Kollegen unternimmt McCraven in den Liveaufnahmen aus unterschiedlichen Jahren rhythmusgetriebene, improvisierte Soundreisen und manifestiert sich dabei einmal mehr als aufregender Vertreter und Klangerlebnis-Gestalter der modernen Jazzszene.

LINA_ & MARCO MEZQUIDA: „O Fado“ (Galileo MC)

Stimme und Klavier – braucht der Fado mehr? Jedenfalls nicht der Fado bei LINA_ und Marco Mezquida. Die portugiesische Sängerin und der spanische Jazzpianist verschmelzen auf den zwölf Fado-Liedern, darunter auch eigene Stücke und spanische Lieder, auf „O Fado“ derart miteinander, dass es auf dieser Aufnahme an nichts fehlt. Nein, der Fado braucht nicht unbedingt Gitarren als Begleitinstrumente. Hier sind die Stimme von LINA_ und das emotional tönende Klavierspiel ihres Partners die perfekte Kombination für eine moderne Betrachtung des Genres. Weil sie all die Gefühle, die der Fado in sich trägt, voller Inbrunst und Gefühl transportiert.

ADAM FORKELID: „Dreams“ (Prophone Records)

Träume können so unterschiedlich sein, verschiedene Phasen durchlaufen. Die sechsteilige Suite „Dreams“ des schwedischen Pianisten Adam Forkelid ist ein Soloklavieralbum geworden, das die unterschiedlichen Facetten des Traumzustandes beleuchtet. Live eingespielt in dem kleinen Spielort Kreamtoriet in Stockholm lässt sich Forkelid in seinem Spiel einfach von dem Moment und der Atmosphäre in dem Raum leiten. Denn vier der sechs Teile der Suite sind komplett improvisiert. Zu hören ist eine bewegende Musik voller Farben, die zwischen Jazz und europäischer Kunstmusik pendelt und viel Persönlichkeit hat. Soclhe Träume hätte man gerne öfter.

SEBASTIAN GRAMMS: „Helix / Risset, Protocol I – III“ (rent a dog)

Gleich einen Tonträger-Dreierpack gibt es von dem Kölner Bassisten und Komponisten Sebastian Gramms mit dem Helix-Projekt zu entdecken. Zwei Jahre hat Gramms an dem Helix-Phänomen geforscht, bei dem sich musikalische Parameter wie Rhythmus, Tempo, Melodie und Harmonie konstant verschieben, beschleunigen oder verlangsamen. Und das nun auf drei Tonträgern in drei Protokollen mit unterschiedlichen Besetzungen musikalisch dokumentiert. Herausgekommen ist eine interaktive, völlig frisch klingende Musik, die sich aus festgefahrenen, altbekannten Fesseln von Audruck und Gestaltung befreit und so ganz neue, bisweilen aber auch ein wenig anstrengende Hörerlebnisse bietet.

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