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Neues aus der CD-Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 69

Gelsenkirchen, 22.04.2025
TEXT: Christoph Giese | 

MARIA MANOUSAKI: „Behind Closed Doors“ (PKmusik)

Viele Jahre hat sie in New York gelebt, mit bekannten Musikern zusammengespielt und sogar mal für Sting bei einem privaten Konzert im Lincoln Center eröffnet. Vor der Corona-Pandemie aber ist die Geigerin und Komponistin Maria Manousaki zurück in ihre Heimat, zurück nach Chania auf der griechischen Insel Kreta. Dort hat sie fünf eigene Songs komponiert. Dazu kommen noch zwei Bearbeitungen, etwa eine sehr berührende Version des „Love Song“ von The Cure. Überhaupt ist diese Platte eine für Herz und Seele, die eine Periode der Künstlerin von Einsamkeit, Verlust und Selbstbeobachtung widerspiegelt. Mit ihrem Quartett und Gästen wie dem israelischen Drummer Ziv Ravitz, ihrem Landsmann Pietros Klampanis am Bass und Instrumenten wie Oud oder Laute schafft die Griechin mit ihrer Fusion aus kretischer Musiktradition und einem zeitgemäßen Weltmusik-Jazz wunderschöne Stücke Musik.

SILJE NERGAARD: „Tomorrow We´ll Figure Out The Rest“ (Sony)

Wunderschön melodische Songs, die an klassische Jazzstandards erinnern, komponiert zusammen mit ihrem schottischen Lieblingsdichter Mike McGurk, dazu der Jazzstandard „Lover Man“ oder ein Stück der Beatles - das neue Album von Sängerin Silje Nergaard hat alles was man sich von der Norwegerin mit der sanften, warmen Stimme so wünschen kann. Zumal sie es auch noch zusammen mit dem Stavanger Symphony Orchestra unter der Leitung von Vince Mendoza, der auch die Arrangements beisteuert, einspielen konnte. Mit dabei sind auch Jazzer wie Pianist Helge Lien, Schlagzeuger Jarle Vespestad oder Saxofonist Håkon Kornstad. Ein traumhaftes Line-Up und Zusammenspiel für ein zauberhaftes, großorchestrales Jazzpop-Album mit Kammermusik-Feeling.

TOM AVGENICOS: „Ghosts Between Streams“ (Earshift Music)

Dieser Trompetensound! Weich, warm, herrlich melancholisch, manchmal dezent mit Effekten angereichert. Und die Musik. Ebenso voller Wärme fließt sie wundervoll dahin, getragen von traumschönen Melodien. Was der australische Trompeter Tom Avgenicos auf „Ghosts Between Streams“ abliefert, ist ganz großes Hörkino zwischen Kammermusik, Jazz und elektronischen Klanglandschaften. Neben seinem Quartett Delay 45 wirkt hier auch das Streichquartett Ensemble Apex aus Sydney mit. Als Suite und Live-Soundtrack einer größeren audiovisuellen Aufführung in Sydney konzipiert und live gespielt, entfaltet dieses Album auch als Tonkonserve seine ganze Magie.

PITCH, RHYTHM AND CONSCIOUSNESS: „Sextet“ (Reva Records)

Pitch, Rhythm and Consciousness ist das Projekt von Saxofonist Tony Jones und Geiger Charlie Burnham, zwei bekennenden Buddhisten, die vor mehr als einem Jahrzehnt zu zweit anfingen mit Ideen zu arbeiten die Jones hatte. Dann bat man Drummer Kelly Wollesen dazu, das erste Album „Trio“ wurde eingespielt. Cellistin Marika Hughes ergänzte die Band fürs nächste Album „Quartet“. Jetzt ist „Sextet“ raus und Saxofonistin Jessica Jones und Bassist Rashaan Carter noch hinzugestoßen. Es ist ein Album voller spiritueller Improvisationen und wunderbaren Zwiegesprächen geworden. Beseelte, unaufgeregte Musik, die sich alle Zeit der Welt nimmt, um zu wirken.

BUGGE WESSELTOFT: „Am Are“ (Jazzland Recordings)

Vielfältigkeit und Neugier haben Bugge Wesseltoft schon immer ausgezeichnet. Und beides hört man auch auf dem neuestesn Soloalbum des norwegischen Pianisten und Soundtüftlers. Auf dem trifft er mal auf die junge Tablaspielerin Sanskriti Shrestha, auf die junge norwegische Schlagzeugerin Øyunn, Sängerin Rohey Taalah oder die etablierten Drummer Jon Christensen und Gard Nilssen und grandiose Bassisten wie Arild Andersen oder Sveinung Hovensjø. Mit diesen und einigen weiteren Kollegen spielt Wesseltoft in live eingespielten Sessions ganz unterschiedliche, sehr intensive, mal akustische, mal elektronisch angereicherte, mit improvisierten Momenten durchsetzte Songs ein. Eine frische, faszinierende Klangwelt, die der Norweger und die Beteiligten erschaffen haben.

FREDDIE HUBBARD: „On Fire“ (Resonance)

KENNY DORHAM: „Blue Bossa In The Bronx“ (Resonance)

Von zwei legendären Jazztrompetern gibt es jetzt bisher unveröffentlichte Aufnahmen zu entdecken. Beide Scheiben wurden 1967 im New Yorker Jazzclub „Blue Morocco“ live eingespielt. Freddie Hubbard hat das Doppelalbum „On Fire“ mit einem echten All Star-Quintett mit Saxofonist Bennie Maupin, Pianist Kenny Barron, Bassist Herbie Lewis und Drummer Freddie Waits eingespielt und ist auch gleich beim ersten, über 18-minütigen Track „Crisis“ so richtig „on fire“. In einem Mix aus eigenen Stücken und Standards zeigen sich Hubbard und Band spielfreudig und energiegeladen, selbst in Gerhswins „Summertime“. Auch bei Kenny Dorham und seinem „Blue Bossa In The Bronx“ geht es schwungvoll zur Sache. Ebenfalls in Quintettbesetzung eingespielt (mit den späteren Jazzstars Cedar Walton am Klavier und Paul Chambers am Bass) legt Dorham in seinem eigenen Klassiker „Blue Bossa“ schon zu Beginn richtig los. Und lässt auch später den Energielevel nicht merklich sinken. Beide CDs kommen zudem mit einem üppigen Booklet und interessanten Fotos und Liner Notes.

THOMAS RÜCKERT TRIO: „For All We Know“ (Double Moon Records)

Ein Album mit Jazzstandards einzuspielen ist als Pianist nicht unbedingt die originellste Idee, könnte man auf den ersten Blick meinen wenn man das neue Album vom Thomas Rückert Trio in den Händen hält. Denn auf „For All We Know“ sind ausschließlich Evergreens aus dem Great American Songbook zu hören. Aber beim Hören stellt man sofort fest: Als sehr erfrischende Alternative zu den originalen und vielen anderen Versionen, die man von den Songs so kennt. Pianist Rückert, Kontrabassist Reza Askari und Drummer Fabian Arends gehen mit großer Sensibilität an die Kompositionen von Gershwin, Monk, Rodgers and Hart, Irving Berlin oder Luiz Bonfá heran und verquicken die bekannten Melodien mit atmosphärischen, hineißenden Improvisationen und spielen sie in einem kreativen Miteinander, dass es eine pure Freude ist.

SOFIA HOFFMANN: „[In]LOVE Muito Mais Sobre Mim“ (Stunning Waves)

Niemand Geringeres als den den großen Ivan Lins konnte die deutsch-portugiesische Sängerin Sofia Hoffmann für ihr neues Album gewinnen. Der brasilianische Sänger, Pianist und Komponist steuerte sogar einen Track bei. Alle anderen Songs schrieb und textete Hoffmann selbst. Und sie spielt gelegentlich auch Sitar auf dem Album, denn neben Jazz und klassische Gitarre studierte Hoffmann bei einem Lehrer für klassische indische Musik. „[In]LOVE Muito Mais Sobre Mim“ ist in erster Linie ein schönes und warmes Album über die Liebe, das mit lusophonem Touch auf Portugiesisch und Englisch gesungen zwischen Jazz, Bossa Nova und Weltmusik pendelt.

TERJE ISUNGSET: „Ice Quartet“ (All Ice Records)

Aufgenommen wurde dieses Album unter anderem in einem Iglu in den norwegischen Bergen. Das komplette Werk in einem normalen Tonstudio einzuspielen, das wäre nicht möglich gewesen, nutzen der norwegische Perkussionist und sein brandneues Eis-Quartett doch Eis-Harfe, Eis-Bass, Eis-Percussion, Eis-Trommeln und Eis-Hörner. Seit einem guten Vierteljahrhundert beschäftigt sich Isungset schon mit Eismusik, tourt mit diesem Konzept um die Welt und veranstaltet sein eigenes Eis-Musikfestival in Norwegen. Puristisch, mit dem reinen Klang der Natur hergestellt, ist diese folkloristische Musik schon etwas Besonderes. Man spürt das schon auf diesem Tonträger. Live muss es grandios sein.

MAXIM LUBARSKY & GABRIELA MARTINA: „Explorations In Sound“ (www.martinalubarskyduo.com)

Spontane Musik zu kreieren ist eine Facette dieses Duos. Der ukrainische Pianist Maxim Lubarsky und die Schweizer Sängerin Gabriela Martina, die schon seit 2009 zusammen Musik machen und ihr Duo 2019 starteten, haben auf „Explorations In Sound“ nämliche einige improvisierte Kompositionen, die in dem Moment entstehen. Und dann kann die Schweizerin so richtig loslegen mit ihrer Stimme, auch mit wortlosem Gesang über die Piano-Noten ihres Partner tänzeln. Auf der anderen Seite gibt es spontane Vertonungen von Gedichten, etwa von der US-amerikanischen Lyrikerin und Nobelpreisträgerin für Literatur, Louise Glück und berührend Balladeskes. Die aus drei Live-Konzerten des Duos zusammengestellte CD bietet einiges zum Entdecken.

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