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Neues aus der CD Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 67

Gelsenkirchen, 13.03.2025
TEXT: Christoph Giese | 

SIMON SPIESS: „Helio“ (Unit Records)

Modern Jazz at ist best – das gibt es hier von diesem Schweizer Quartett um den Saxofonisten Simon Spiess zu hören. Denn hier msuizieren mit Spiess, Pianist Malcolm Braff, Bassist Bänz Oester und Schlagwerker Samuel Dühsler vier absolute Spitzenmusiker zusammen und kreieren gemeinsam rhythmisch spannende und energiereiche selbst komponierte Stücke, die mal herrlich tänzelnd daherkommen und den Zuhörer an anderer Stelle fast ein wenig in Trance versetzen. Auf jeden Fall brillieren die Vier hier mit großer Klangvielfalt und wissen auch mit balladesken Momenten in den Bann zu ziehen.

NOAH PREMINGER: „Ballads“ (Chill Tone)

Ein Album voller Balladen, der Titel der neuen Scheibe von Noah Preminger legt ja schon nahe, dass der in Brooklyn, New York beheimatete Saxofonist hier auf eher ruhige Töne setzt. Und mit dem Albumtitel unweigerlich an John Coltrane´s gleichnamige Balladenplatte aus den frühen 1960ern erinnert. Wie der große „Trane“ zeigt auch Preminger wie man mit großer emotionalen Tiefe ein durchweg berührendes Album erschaffen kann. Zwischen Eigenkompositionen und Jazzstandards setzen der Tenorsaxofonist, Pianist Julian Shore, Bassist Kim Cass und Schlagzeuger Allan Mednard hier einen hohen Maßstab, wie man mit wunderschönen Melodien und warmen Sounds verzücken kann.

LELÉKA: „Kolysanky“ (Fine Music)

Auch Leléka setzt auf ihrem neuen Album auf ruhige Töne. Das verrät schon der Tiel, denn „Kolysanky“ bedeutet Wiegenlieder auf Deutsch. Und all die Lullabies auf dieser Produktion sind ukrainische Traditionals die Leléka und ihr Quartett neu arrangiert haben. Die ukrainische Sängerin singt sie ausschließlich auf Ukrainisch und transportiert dabei wunderbar die Emotionalität der Stücke, auch wenn man die Texte nicht versteht. Sie sind aber auch auf Deutsch und Englisch im Booklet abgedruckt und in ihrer Vollständigkeit auf der Webseite der Band. Eindringlich und mit einer Zärtlichkeit gesungen, aber zwischendurch auch durchaus mit Biss vorgetragen, verzaubern diese Lieder vom ersten bis zum letzten Track.

MARIA JOÃO: „Abundância“ (Galileo MC)

Zwischen Lissabon und der mozambikanischen Hauptstadt Maputo ist Maria João hin und her gereist für ihr neues, zusammen mit João Farinha und André Nascimento kreiertes Album „Abundância“. Mit dieser Platte beweist die portugiesische Sängerin einmal mehr welch muskalische Brückenbauerin sie ist. Und wie weltoffen und experimentierfreudig sie dabei agiert. In einem Mix aus Jazz, Weltmusik und elektronischen Klängen kann sie sich mit ihrem experimentierfreudigen Gesang so richtig kreativ austoben. Man muss es natürlich mögen wenn die Portugiesin immer wieder mit Kleinmädchen-Stimme singt. Was aber auch berührend sein kann, so wie in ihrer Interpreation der so poetischen brasilianischen Liedes „Beatriz“ aus der Feder von Edu Lobo und Chico Buarque.

AMPARO SÁNCHEZ: „Tucson-Habana“ (Marmita Records)

Dieses Album war der auf Tonträger dokuemntierte Beginn ihrer Solokarriere, nachdem die Sängerin Amparo Sánchez mit ihrer Band Amparanoia große Erfolge gefeiertz hatte. Aber die Spanierin wollte alleine weitermachen und reiste nach Tucson in Arizona um mit Joey Burns und John Convertino von der Band Calexico in deren Tonstudio neue Songs einzuspielen. Zwei Jahre später ging es nach Kuba um die Platte fertigzustellen. Vor 15 Jahren erschien dann „Tucson-Habana“ und anlässlich dieses Jubiläums wird das Album nun wiederveröffentlicht, als Doppel-CD, remastered und mit sechs zusätzlichen, bisher unveröffentlichten Songs. Tex-Mex-Sound, andalusische Rumba oder ein kubanischer Son im Duett mit der großen Kubanerin Omara Portuondo – hier klingt alles wie ein wunderbar warmer Wüstenwind.

CÉDRIC HANRIOT: „Time Is Color, Vol. 2“ (Morphosis Arts)

Er ist ein fantastischer Pianist und ein ebenso großartiger Sounddesigner. Eingängige Melodien fließen ihm auch nur so aus den Fingern. Dann hat seine Musik noch Biss, Groove und Funkiness, kann hipper Jazz auf der Höhe der Zeit sein oder auch mal zu Electronica, NeoSoul, HipHop herüberblinzeln und sogar tanzbar sein. Was der Pariser Tastenmann Cédric Hanriot hier mit seinem um illustre Gäste wie dem Saxofonisten Braxton Cook, dem hier als Spoken Word-Künstler agierenden Soweto Kinch, Sänger Tony Moreno oder Trompeter Erik Truffaz erweiterten Trio abliefert, ist ein farbenreiches Kaleidoskop dessen, was Jazz im 21. Jahrhundert sein kann. Absolut cool, aber leider nach knapp 35 Minuten Spielzeit schon vorbei.

JADEN EVANS: „Evans On Evans“ (Shamus Records)

Mut hat er ja, der erst 17-jährige Jaden Evans. Wie sein weltberühmter Großvater Bill Evans spielt auch Jaden Klavier. Nun hat sich der Teenager für sein Debütalbum bekannte Kompositionen seines Verwandten vorgenommen, die er im Trio mit Bassist Vicente Archer und Drummer Marcus Gilmore interpretiert. Und Jaden spielt so sensibel und feinfühlig Klavier wie der große Bill. Überhaupt wird man an Bill Evans erinnert, hört man seinen Enkel spielen. Aber Jaden Evans zeigt gerade in den Improvisationen wie stark die Musik seines Großvaters ihn zwar geprägt und beeinflusst hat, er aber dennoch auch seine eigene Stimme gefunden hat.

ENSEMBLE C: „Every Journey“ (Adhyâropa Records)

Hinter dem Ensemble C steckt die britische Komponistin und Pianistin Claire Cope, die hier mit ihrem inzwischen elfköpfigen Ensemble einen superben großformatigen, frischen Jazzsound erschafft, der dennoch herrlich filigran und detailliert klingt. Inspiriert wurde Cope beim Schreiben der acht überwiegend langen Tunes von Geschichten von mutigen und abenteuerfreudigen Frauen wie Jessica Nabongo, die alle Länder der Welt bereist hat, oder Isabel Godin, die als erste Frau schon 1769 den ganzen Amazonas durchquerte.

MACONDO TRIO: „Morayò“ (Challenge Records)

Drei muskalische Könner stecken hinter dem belgischen Macondo Trio, das mit „Morayò“ ein furioses Debütalbum hinbekommen hat. Über die vertrackten Rhythmen von Schlagzeuger Angelo Mustapha breitet Saxofonist Sylvain Debaisieux gerne lange Melodibögen mit klaren Linien aus, während Bassist Federico Stocchi für ein grundsolides Fundament sorgt. Die zwischen Okzident und Orient herrlich pendelnde Musik bekommt durch die Gäste noch viel zusätzliche starke Momente hinzu. Piano, Trompete und vor allem auch der eindringliche, arabische Gesang der Tunesierin Ghalia Benali auf zwei Nummern bereichern das Trio ungemein.

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