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Neues aus der CD-Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol 65

Gelsenkirchen, 22.01.2025
TEXT: Christoph Giese | 

PAOLO FRESU: „Kind Of Miles“ (Tŭk Music)

Einer Legende musikalisch zu huldigen kann ganz schön schiefgehen. Dann etwa wenn man versucht eines seiner Vorbilder zu kopieren. Das macht Paolo Fresu hier nicht! Stattdessen hat der umtriebige sardische Trompeter ein Doppelalbum mit zwei unterschiedlichen italienischen Quartetten eingespielt, die den Geist des unvergesslichen Miles Davis einfangen, aber eben auch Fresu als ganz eigenen Charakter präsentieren. Die mit „Shadows“ betitelte CD zeigt den Italiener als begnadeten Balladenspieler im akustischen Umfeld, CD Nummer zwei trägt den Titel „Lights“ und spürt Davis´ elektrische Phase nach. Und auch hier bleibt Fresu bei sich, auch wenn man schon mal denken könnte dass da gerade Miles ins Horn pustet. Aber es erklingen auf diesem Silberling fast nur eigene Stücke. Auch das unterstreicht die Eiegnständigkeit dieser Aufnahmen.

MALIA: „One Grass Skirt To London“ (MPS)

Filmsongs, die entweder eine Erinnerung auslösen oder mit einer persönlichen Erfahrung verbunden sind – das neue Album von Malia ist ein sehr persönliches geworden. Und so unterschiedlich die Musik aus Streifen wie „Top Gun“, „Midnight Cowboy“, „Flashdance“, aus „Fame“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“ auch sein mag, die Sängerin aus Malawi, die schon als Teenager nach London umsiedelte, verwandelt die Texte der bekannten Melodien in emotionale, intime, persönliche Statements. Begleitet von einem Trio um den Pianisten Alexandre Saada lassen sich so auf „One Grass Skirt To London“ bekannte Songperlen noch einmal ganz neu entdecken.

JOÃO SELVA: „Onda“ (Underdog Records)

Es dauert nur Sekunden nach dem Einlegen der CD und dem Betätigen der Play-Taste bis gute Laune aufkommt. Denn „Onda“ vom brasilianischen Sänger, Songschreiber und Produzenten João Selva mit Wohnsitz Lyon ist ein sommerlicher Sonnentrip, der jetzt im kühlen Winter besonders wohlig-warme Gefühle hervorruft. Sein locker-lässiger, funkiger Disco-, Pop-, Soul- und MPB-Mix geht in die Beine und erheitert nach nur wenigen Momenten unweigerlich auch den Kopf. Weil hier Unbeschwertheit und eine ungemeine Leichtfüßigkeit viel positive Stimmung verbreiten. Genau das Richtige in einer derzeit eher trüben Weltlage. Musik zur Gemütserheiterung, mit „Onda“ klappt das bestens.

GULLI GUDMUNDSSON / JEROEN VAN VLIET / KOEN SMITS:

Flóđ Og Fjara“ (Challenge)

Drei zart, behutsam und kammermusikalisch aufspielende Musiker, ein paar elektronische Spielereien, effektvoll eingesetzter Hall, das ist das Konzept des neuen Trios des schon lange in den Niederlanden lebenden, isländischen Bassisten Gulli Gudmundsson. Zusammen mit den beiden Holländern Jeroen Van Vliet am Piano und dem jungen Tilburger Trompeter Koen Smits kreiert Gudmundsson lyrische, emotionale, romantische und sehnsuchtsvolle Klanggebilde, die die Seele beim Zuhören streicheln. Bei Smits´ Spiel hört man dabei skandinavische Kollegen wie Mathias Eick oder Arve Henriksen als Vorbilder heraus. Und dennoch erschafft dieses zuaberhaft ineinander verschmelzende Trio seine ganz eigenen, verzaubernden Klangwelten.

FABIENNE AMBUEHL: „Thrive“ (Ubuntu Music)

Manchmal hört man ein Album an dem vielleicht nichts wirklich außergewöhnlich klingt. Und trotzdem nimmt einen die Musik irgendwie gleich mit. So ist das beim neuen Werk der Schweizer Pianistin und Sängerin Fabienne Ambuehl, die auf „Thrive“ acht eigene Kompositionen vertont hat. Und zusammen mit Bassist Matt Ridely, Drummer Jon Scott und den beiden Gitarristen Tom Ollendorf und Ant Law ein wunderschönes Album mit wunderbar tönenden Jazzstücken eingespielt hat. Ein Album, das Energie ebenso verströmt wie es knackig groovt und entspannte Momente zulässt.

GARN: „Loopwheel“ (Rabbit Hill Records)

Ebenfalls aus der Schweiz kommt das Quintett Garn, das nun sein zweites Album herausbringt. Ein spannendes Werk zwischen Jazz, Rock und experimentellen, rauen Momenten. Dass die Songs gesellschaftliche und soziale Themen widerspiegeln, hört an dieser Intrumentalmusik nicht an, ehrt aber die jungen Musiker, die über den Horizont des reinen Musikmachens hinaus denken. Claude Meier (Bass), Marc Stucki (Saxofon), Urs Müller (Gitarre), Fabian M. Müller (Tasteninstrumente) und Christoph Steiner (Schlagzeug) bieten mit „Loopwheel“ jedenfalls gut 40 Minuten erfrischenden Hörgenuss.

ESPERANZA FERNÁNDEZ: „Sevilla 40.0“ (AIR music)

Was für eine Stimme! Was für eine Emotionalität, welch Ausdruck beim Singen! Esperanza Fernández zählt zu den großen Stimmen des Flamenco. Was man auf ihrem neuen Album „Sevilla 40.0“ sofort spürt und hört. Die Sängerin aus dem Flamenco-Viertel Triana in Sevilla kann einfach alle Arten von Flamenco interpretieren und auch die Flamenco-Tradition mit neuen Elementen fusionieren. Und das zeigt sie zu ihrem 40-jährigen Karrierejubiläum auch eindrucksvoll. Mit zehn elektrisierenden Flamenco-Nummern, bei denen Größen wie der Pianist Dorantes oder die Bassisten Javier Colina (hier auf dem Akkordeon) und Javier Martín Caminero mitwirken. Unbedingt anhören!

MAKIKO HIRABAYASHI WEAVERS: „Gifts“ (enja yellowbird)

Ein Kompositionsauftrag als Inspiration für ein Album. Vor zwei Jahren bekam Makiko Hirabayashi solch einen Kompositionsauftrag, für die Händel-Festspiele in Halle/Saale. Und das hört man auf dem neuen Album ihres Quartetts Weavers auch. Denn ihre Kompositionen sind von Händel inspiriert, auch wenn es zeitgenössische Jazzmusik ist und bleibt, die die in Tokio geborene, seit über 30 Jahren aber schon in Kopenhagen lebende Pianistin hier zusammen mit Saxofonist Fredrik Lundin, Bassist Thommy Andersson und Schlagwerker Bjørn Heebøll mit viel klanglicher Ästhetik viel Gefühl spielt.

SUL: „Sul“ (JACC Records)

Dieses Trio aus Portugal begleitet normalerweise Cristina Branco auf Platten und Tourneen. Wer die bekannte Fadosängerin einmal live erleben durfte, wird entzückt gewesen sein wen die Portugiesin da immer an ihrer Seite hat. Denn Pianist Luís Figueiredo, Kontrabassist Bernardo Moreira und Bernardo Couto an der portugiesischen Gitarre sind fantastische Musiker, die unter dem Namen Sul nun ganz ohne ihre singende Landsfrau als Instrumentaltrio ein wunderschönes eigenes Album eingespielt haben. Mit eigenen Stücken, einem Traditional und jeweils einer Nummer der beiden bekannten portugiesischen Jazzpianisten Mário Laginha und João Paulo Esteves da Silva. Zwischen Jazz und Fado bewegen sich die acht Stücke Musik auf „Sul“, die vor allem durch den Gitarristen eine gewisse Virtuosität mitbringen, aber dann doch in erster Linie durch ihre Besseltheit das Herz berühren.

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