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Neues aus der CD-Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 60

Gelsenkirchen, 14.10.2024
TEXT: Christoph Giese | 

STEFAN SCHÖLER TRIO: „Folklore“ (Double Moon)

Wer bei diesem Albumtitel Folklore-Jazz erwartet, der wird genau den nicht zu hören bekommen. Aber belohnt werden mit einem Klaviertrio-Album allererster Güte. Denn der in Kleve am Niederrhein lebende Pianist Stefan Schöler und seine beiden mit der Kölner Jazzszene verbundenden Partner Lukas Keller am Kontrabass und Simon Bräumer am Schlagzeug spielen hier neben zwei Jazzstandards sechs Stücke von Schöler, die zum Träumen und entspannten Hören einladen. Was nicht heißt dass es auf dieser Einspielung nicht auch mal virtuos und hart swingend zugeht. Genießer von frischem Modern Jazz werden diese Platte mögen.

CHRISTIAN SANDS: „Embracing Dawn“ (Mack Avenue)

Diesen Song sanft fließend und von Streichern umhüllt zu hören, das hat was. Das neue Album von Christian Sands beginnt mit dem Jazzklassiker „Good Morning Heartache“. Sanft geht es auch weiter beim US-Pianisten, der sein Trio mit String-Section und Gästen wie Gitarrist Marvin Sewell oder Vibrafonist Warren Wolf immer wieder erweitert. Musik, um sein von der Liebe gebrochenes Herz ein wenig zu heilen, das war die Intention hinter den Kompositionen von Sands auf „Embracing Dawn“. Erfreulicherweise ergeht sich der Pianist hier aber nicht in seiner Trauer, sondern schafft durchaus auch energievolle Momente. Das Leben ist ja auch zu schön, trotz Liebskummer, der hier manches Mal förmlicjh weggefegt wird.

CLAIRE MARTIN: „Almost In Your Arms“ (Stunt Records)

Was für eine Stimme! Claire Martin kann mit ihr alles machen. Swingen, aber in Balladen auch für Gänsehaut sorgen. Das neueste Album der britischen Jazzsängerin ist genau so eine Platte, wo sie all das zeigen kann. Wie sie die Tom Waits-Nummer „This One´s From The Heart“ im Duett mit dem ebenfalls charismatischen Gastsänger Charlie Wood singt: Großes Gefühlskino. Auch weil ein weiterer Gast, Karl-Martin Almqvist, gefühlvolle Saxofonsoli unter den Song legt. Und ihr schwedisches Trio auf dieser Einspielung um Pianist Martin Sjöstedt, seelenvoll begleitet und sanfte Streichersounds den Song umhüllen. Bei den den hier interpretierten Songs hat sich Claire Martin bei Elvis Costello, Carole King oder Rufus Wainwright bedient anstatt beim üblichen Jazzstandard-Repertoire. Noch so eine Facette dieser großartigen Platte, die durchaus ein Kandidat fürs Vokalalbum des Jahres sein könnte.

ANDRÉ DE CAYRES SEPTETO: „Família“ (do Arco Records)

Geboren in São Paulo, lebt André de Cayres inzwischen in Köln. Und obwohl er schon auf eine lange Karriere zurückblicken kann, veröffentlicht der brasilianische Bassist erst jetzt mit „Família“ sein erstes eigenes Album mit ausschließlich eigenen Stücken und Arrangements. Musik, die die so vielfältigen Rhythmen seiner brasilianischen Heimat aufgreift und mit jazzigen Elementen verbindet. Zu seinem Septett zählen die in Bochum lebende Sängerin Mara Minjoli oder der in Essen beheimatete, brasilianische Gitarrist João Luis Nogueira. Dazu kommt eine dreiköpfige Bläsersection. Sie alle sorgen mit dafür dass hier ein wunderbares, luftig-leicht beschwingtes Brasil-Jazzalbum entstehen konnte.

MICHAEL MAYO: „Fly“ (Artistry Music/Mack Avenue)

Seine Eltern sind mit Earth, Wind & Fire, Stevie Wonder oder Diana Ross aufgetreten. Dass Michael Mayo auch irgendwann Musiker werden würde, lag da irgendwie auf der Hand. Nun ist der Anfangdreißiger aus Los Angeles ein begnadeter Sänger, ein echter Crooner geworden, wie sich auf seinem zweiten Album „Fly“ nachhören lässt. Und dafür braucht er nicht mal Instrumente um sich herum, auch wenn das Album schon mit einer exquisiten Band um Tastenmann Shai Maestro eingespielt wurde. Aber es gibt eben auch eine grandiose a-cappella-Version von „I Didn´t Know What Time It Was“, wo Mayo neben der Leadstimme auch alle Backing Vocals eingesungen hat. Elf Nummern lang interpretiert der Sänger Jazzstandards und Eigenkompositionen aufregend zwischen Jazz, Neo-Soul und R&B.

MARK MASTERS ENSEMBLE: „Sui Generis“ (Capri Records)

Der Namensgeber dieses Ensembles spielt selbst gar nicht mit. Aber der US-amerikanische Komponist, Arrangeur und Trompeter Mark Masters hat alle Stücke dieses Albums für Oktettbesetzung komponiert und arrangiert. Und es spielt ein anderer die Trompete, sein Landsmann Tim Hagans, den Masters schon seit seiner Jugend und Hagans´ Zeit in der Stan Kenton Band bewundert. Fünf Bläser, mit Tim Hagans im Rampenlicht, und ein Rhythmustrio um Pianist Jeff Colella spielen auf „Sui Generis“ eine entspannt swingende, orchestrale, poetische, manchmal gar romantische Jazzmusik mit Raum für Improvisationen und ausgiebigen Soli. Sicher nicht innovativ, was hier zu hören ist, aber einfach schön.

ALESSIO CAZETTA: „Love, Death & The Eternal Blues“ (Unit Records)

Seine Wurzeln würden teilweise im Heavy Metal liegen, sagt Alessio Cazetta, der in Basel lebende Gitarrist und Komponist mit italienischen und südafrikanischen Wurzeln. Hören tut man das seinem Album „Love, Death & The Eternal Blues“ aber eher selten an. Okay, die Nummer „Highway 58“ steigert sich im Verlaufe schon ordentlich und wird zu einem kleinen Wirbelsturm. Aber Metal geht anders. Egal, das neue, im Sextett mit illustren Kollegen wie dem Saxofonisten David Binney eingespielte Werk des Gitarristen ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Die teils komplexen Kompositionen Cazettas sind dennoch immer sehr gut hörbar, seine über den Rand des Jazz hinausschauende Musik bietet Klänge für viele Geschmäcker.

THÄRICHENS TENTETT: „Liebe, Glück und Einsamkeit“ (Laika Records)

Seit einem Vierteljahrhundert schon gibt es diese zehnköpfiger Mini-Bigband des Berliner Jazzpianisten und Komponisten Nicolai Thärichen. Und sein Thärichens Tentett zeigt zum Bandjubiläum auch auf der neuen Platte wieder einmal, wie außergewöhnlich diese Band ist. Weil sie das Thema Liebe und Gefühle, das hier dominiert, auch mal aus so ganz anderen Blickwinkeln und Perspektiven betrachtet. Dafür ist vor allem auch Nikolaus Leistle, einer der Texter der Stücke, der in der Band auch noch Baritonsaxofon und Bassklarinette spielt, mit verantwortlich. Und wer könnte diese und andere Texte besser singen als Michael Schiefel. Dazu die tollen Arrangements des Bandleaders und fertig ist ein weiteres außergewöhnlich gutes Tentett-Album.

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