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Neues aus der CD-Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol 58

Gelsenkirchen, 24.08.2024
TEXT: Christoph Giese | 

FRANCO AMBROSETTI & STRINGS: „Sweet Carees“ (enja Records)

Schon zu seinem 80.Geburtstag vor knapp drei Jahren gab es vom Altmeister des europäischen Jazz ein Balladenalbum mit Streichern. Daran scheint Franco Ambrosetti noch immer mit Freude zu denken, legt der Schweizer Trompeter mit „Sweet Carees“ nun doch nach. Wieder hat Grammy-Preiträger und Pianist Alan Broadbent die Streicher, die hier mit Bläsern zum Orchester angewachsen sind, arrangiert und dirigiert. Bassist Scott Colley, Schlagzeuger Peter Erskine und Gitarrist John Scofield als Gast auf zwei Stücken wissen zudem, wie man mit wenig viel Atmosphäre schaffen kann. Über derart romantische Stimmungen kann da seelenruhig Ambrosettis Flügelhorn schweben. Musik zum Träumen, die längst vergangene Jahrzehnte wieder wachküsst.

ELOI PASCUAL: „Amarea“ (Berthold Records)

Minimalistisch, feinsinnig, voller kleiner Klang- und Rhythmusdetails, das ist die Musik von Eloi Pascual. Der 29-jährige spanische Schlagzeuger mit Wohnsitz in Amsterdam hat mit „Amarea“ ein sehr gelungenes erstes Trioalbum hingelegt. Auch weil Pascuals Partner, die südkoreanischen Pianistin Chaerin Im und der belgische E-Bassisten Matteo Mazzù, das Konzept dieser Musik verstanden haben und teilen können. Denn alle drei spielen hier ganz offen mit ihren Ideen und fügen kleinste Teile perfekt zu einem sehr eigenen, spannenden Bandsound mit sehr kreativem Drumming zusammen.

PHILIP WEBERNDOERFER: „Tides“ (Shifting Paradigm Records)

Mit einem reinen, lyrischen Ton spielt Gitarrist Philip Weberndoerfer auf seiner Stromgitarre. Einen Sinn für schöne Melodien hat der Mann aus Bayern, der inzwischen in New York lebt, ebenfalls. Was man auf seinem gelungenen Album „Tides“ nachhören kann. Das hat er mit seinem Trio mit Bassist Richard Mikel und Schlagzeuger Peter Traunmueller und US-Saxofonist Dayna Stephens als Gast eingespielt. Sieben Eigenkompositionen des Gitarristen und zwei Jazzstandards sind zu hören, Songs, die eine wunderbare Gelassenheit und Eleganz ausstrahlen. Nicht nur was für Gitarrenjazz-Fans.

MORPHEUS TRANCE: „In Trance We Trust“ (Doublemoon Records)

Noch einmal Gitarrenjazz. Saitenkünstler Christy Doran präsentiert sich mit dem Trio Morpheus Trance frisch und inspiriert. Das liegt auch an den beiden Kollegen des irisch-schweizrischen Saitenkünstlers, Bassist Wolfgang Zwiauer und Schgzeuger Lukas Mantel. Denn in diesem Trio gebe es keinen Chef, betont Doran. Zwar stammen fast alle Stücke von ihm, aber die beiden anderen dürfen und sollen ihre eigenen Ideen einbringen. Mit Hilfe von diversen Effektgeräten entstehen wunderbare jazzrockige, tranceartige und unkonventionelle Songs.

MARKUS HARM: „Out In Space“ (Doublemoon Records)

Ein neues Quartett hat Markus Harm für „Out In Space“ formiert. Der zwischen dem Frankenland und Wien pendelnde Saxofonist hat mit Pianist Andreas Feith, Bassist Martin Gjakonovski und Schlagzeuger Vladimir Kostadinovic die richtigen Partner für seinen sanglichen und gefühlvollen Modern Jazz gefunden. Dass er auch Songs mit Biss komponieren kann, hört man bei „Trane Station“, einer Hommage an Saxofonlegende John Coltrane.

CATHERINE RUSSELL & SEAN MASON: „My Ideal“ (Dot Time Records)

Eine Grammy-nominierte erfahrene Jazz- und Bluessängerin trifft auf ein junges Piano-Talent, das ist die Formel für das Duo-Album „My Ideal“. Sängerin Catherine Russell, die schon und Pianist Sean Mason tauchen hier auf elf Songs in die Welt von Jazz und Blues ein, in Songs aus der Tin Pan Alley-Ära, dem Great American Songbook, aus Hollywod oder dem Broadway. Und sie interpretieren die hier ausgewählten, nicht unbedingt so bekannten Songs authentisch, zeitlos und doch mit eigenem Touch und mit viel Eleganz und großer Klasse.

MARIA JOÃO & ANDRÉ MEHMARI: „Algodão“ (Galileo MC)

Wieder einmal demonstriert Sängerin Maria João dass sie zu den außergewöhnlichsten Vokalistinnen der Musikwelt zählt. Die Portugiesin kann nämlich alles. Mit Kleinmädchenstimme singen, mit iher Stimme improvisieren, mühelos zwischen musikalischen Genres wechseln und dabei doch immer ganz unverwechselbar zu klingen. Mit dem brasilianischen Pianisten André Mehmari, der hier auch Synthesizer, Clavinet, Gitarre, Marimba oder Schlagwerk bedient, hat sie hier einen kongenialen Partner an ihrer Seite. Eigens für dieses Duo komponierte und getextete Stücke der beiden Protagonisten sowie Musik des brasilianischen Meistergitarristen Guinga liefern das Repertoire für zauberhafte musikalische Plaudereien der beiden.

NILS WÜLKER & ARNE JANSEN: „In Concert“ (Warner Music)

Noch ein Duo. Schon einige Jahre spielen der Trompeter Nils Wülker und der Gitarrist Arne Jansen im Duo zusammen. „In Concert“ beinhaltet Live-Mitschnitte von Auftritten vom Ende letzten und vom Frühjahr diesen Jahres. Fast alle der dreizehn Stücke sind Eigenkompositionen und beseelt vom lyrischen Spiel auf Trompete und Flügelhorn von Wülker und den dazu immer so perfekt passenden Sounds von der Akustik- oder E-Gitarre seines Partners Arne Jansen. Dezente Elektronik erweitern die klangliche Ausgestaltung der intimen, gleichberechtigten Dialoge dieser zwei großartigen Instrumentalisten.

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