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Neues aus der CD Welt

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 55

Gelsenkirchen, 11.06.2024
TEXT: Christoph Giese | 

KAMASI WASHINGTON: „Fearless Movement“ (Young/Beggars)

Seine Musik ist universal, opulent arrangiert, man hört die Wurzln, die bei Jazz-Heroen wie John Coltrane, Pharoah Sanders oder Sonny Rollins liegen. Nachdem seine Vorgängeralben jeweils um die 180 Minuten lang waren sind es dieses Mal „nur“ knapp 90, verteilt auf zwei CDs. Geblieben ist dieses einzigartige Amalgam aus Spiritual Jazz, Funk, Soul, Gospel oder HipHop, das Saxofonist Kamasi Washington auf „Fearless Movement“ mit einer ganzen Schar an Musikern und Sängern und Rappern seiner kalifonischen Westcoast-Gemeinde zu aufregenden, intensiven, brodelnder, teils episch langen Stücken zusammenrührt. Intellektuelle, aber doch auch sehr zugängliche Musik zum Eintauchen.

HOTEL BOSSA NOVA: „Trés Maneiras“ (enja yellowbird)

Deutlich leichtfüßiger klingt da die Wiesbadener Band Hotel Bosa Nova mit der charismatischen, portugiesisch-indischen Sängerin Liza da Costa. Die Mischung aus Bossa Nova und Jazz, die die Band selbst als „European Bossa Nova“ bezeichnet, kann auch auf „Trés Maneiras“, dem neuesten Album der Band mit dem ungewöhnlichen Akzent auf dem „e“ von „trés“, überzeugen. Denn die immer mit wunderbarer Leichtigkeit, aber dennoch auch mit viel Gefühl singende Liza da Costa schafft im Verbund mit den zwischendurch geschmacklvoll elektronisch angereicherten Sounds Sttücke Msuik zwischen Brasil, Jazz und Pop, die schwungvoll gute lauen machen, aber auch Fans von Balladen auf ihre Kosten kommen lässt.

SAMEKA & STRINGS: „Merlins Reise“ (Timezone)

Die junge Jazzrock-Band Sameka aus Mannheim wildert in 1970er Fusion-Jazz-Sounds, ohne dabei irgendwie altbacken zu klingen. Das muss man erst einmal so hinbekommen. Bassist Simon Zauels, Saxofonist Daniel Buch, Gitarrist Patrick Baumann, Tastenmann Antoine Spranger und Drummer Tobias Frohnhöfer haben das auf „Merlins Reise“ prima gemacht. Die Songs grooven, haben rockigen Biss und dennoch eine herrliche Leichtigkeit und viel Gefühl und machen einfach Spaß. Dass die fünf Jungs hier auch noch einen Oud-Spieler und ein Streichquartett mit an Bord geholt haben, zeigt, wie sehr diese vielversprechende Band voller Ideen steckt und im Hier und Jetzt musiziert.

DEMIAN DORELLI: „A Romance Of Many Dimensions“ (Ponderosa Music)

Eine Novelle als Inspirationsquelle für ein Musikalbum. Der in London geborene und aufgewachsene Pianist Demian Dorelli hat „Flatland“ des britischen Autors Edwin A. Abbott als Ausgangspunlt für sein neues Album genommen - eine Satire auf die Struktur der Viktorianischen Gesellschaft im England des 19. Jahrhunderts als auch ein mathematisches Essay über die vierte Dimension. Zusammen mit der renommierten britischen Cellistin Caroline Dale und der italienischen French Horn-Spielerin Elisa Giovangrandi hat Dorelli ein feinfühliges, romantisches, sehr intimes Musikwerk zwischen Klassik und Jazz geschaffen, das sich auch wunderbar ohne den inhaltlichen Kontext hören lässt.

KRISTIN ASBJØRNSEN: „Hjemveier“ (Kirkelig Kulturverksted)

Fast 20 Jahre hat es gedauert bis die norwegische Sängerin und Pianistin Kristin Asbjørnsen erstmals ein Album mit eigenen norwegischsprachigen Songs herausbringt. Nun ist es soweit. „Hjemveier“ (Wege nach Hause) bietet wunderschöne melodiöse, poetische, intim-sakrale Songs im Gewand von zeitgenössischem nordischen Jazz, der durchzogen ist von nordischer Folklore oder westafrikanischen Rhythmen und Gesang. Für letzteres sorgt unter anderem Gast-Koraspieler und Sänger Suntou Susso aus Gambia, während der Norweger Eivind Aarset auf elektrischen Gitarren und mit Elektronik die Stücke auskleidet.

HANS LÜDEMANN / REINER WINTERSCHLADEN:

Porgy´s Dream“ (Double Moon)

Der Zauber braucht nicht lange um zu wirken. Es geht eigentlich schon direkt mit den ersten Tönen dieser intimen Duo-Einspielung los. Denn „Porgy´s Dream“ ist ein so beseeltes Album geworden, dass man als Zuhörer nicht anders kann als sich von den Interpretationen von Material aus George Gershwins Oper „Porgy & Bess“ dieser beiden deutschen Klasse-Musiker gefangen nehmen zu lassen. Wie Hans Lüdemann am Piano und Reiner Winterschladen auf der Trompete und am Flügelhorn traumversunken miteinander die zeitlosen Themen Gershwins umspielen, luftig und leicht, aber auch sehnsuchtsvoll und mit viel Tiefgang, das ist schlichweg zauberhaft zu nennen.

BRAD MEHLDAU: „After Bach II“ (Nonesuch)

Brad Mehldau liebt Bach. Auch deshalb beschäftigt sich der Ausnahme-Pianist erneut mit ihm. Bach sei ein Vorbild für ihn als Jazzmusiker, schreibt der US-Amerikaner in den Liner Notes. Und erläutert dass er in seinen improvisierten Soli melodische Phrasen mit harmonischen Implikationen bilden und Harmonie erzeugen möchte. Vier Präludien, eine Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier sowie die Allemande aus der vierten Partita stehen auf dem Programm von „After Bach II“. Dazu kommen noch eigene Kompositionen bzw. Improvisationen, inspiriert von den Goldberg-Variationen des Meister des Barock. Und Mehldau zeigt in den 66 Minuten Gesamtspielzeit dieser CD, wie genial er seine ganz eigenen Klangvorstellungen mit den Vorlagen zusammenbringen kann. Zeitlos schön das Ganze und mit dem einen oder anderen Überraschungsmoment gewürzt.

WOLFGANG VALBRUN: „Flawed By Design“ (Jalapeno Records)

Zum Schluss noch ein heißer Tipp für alle Fans von guter, handgemachter Soulmusik. Für die sorgt Wolfgang Valbrun auf seinem Solo-Debütalbum „Flawed By Design“. Als Stimme der Londoner Soulband Ephemerals fiel der New Yorker mit Wohnsitz in Paris schon auf. Jetzt serviert der Sänger mit der so intensiven, durchdringenden Stimme Siebziger Jahre Psychedelic Soul mit einer Prise Deep Funk, Jazz, Gospel und gar Rock vom Allerfeinsten. Musik mit Tiefgang, die unweigerlich berührt, aber zugleich auch bestens unterhält.

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