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NEUE KLÄNGE AUS ALLER WELT!

Christoph Gieses Schnelldurchlauf Vol. 38

Gelsenkirchen, 26.07.2023
TEXT: Christoph Giese | 

Laura Llorens & The Shadows Of Love: No Love No Peace (Q-Sounds)

No Love No Peace, kaum ein Slogan trifft den Nerv der Zeit mit den unsäglichen Kriegen weltweit wohl besser. Das zweite Album der Sängerin und Songschreiberin Laura Llorens aus Wisconsin, die inzwischen aber längst in Frankreich lebt, und ihrer Band The Shadows Of Love behandelt zwar auch politische Themen, verströmt aber zugleich mit ihrer Musik viel positive Energie. Ihr 70s Soul, mit dem Duft von Psychedelic und Blaxploitation versehen, geht mächtig nach vorne, macht Spaß, einfach weil er gut und funky ist.

Stefan Karl Schmid & SJO/CGN: You Are The Universe (Tangible Music)

Schon früher hat sich der in Köln lebende deutsch-isländische Saxofonist, Klarinettist und Komponist Stefan Karl Schmid mit isländischer Musik auseinandergesetzt. Nun hat er sein erstes Bigband-Album produziert und komponiert, für seine langjährige Working-Bigband, dem Kölner Subway Jazz Orchestra. Dafür ist Schmid für mehrere Wochen ganz in den Norden Islands gereist um die dortige Stimmung und Natur auf sich wirken zu lassen. Herausgekommen ist eine fünfteilige Suite mit Prolog, kleinen kammermusikalischen Zwischenspielen und einem Epilog. Mit Klangwelten, die angereichert mit analogen und digitalen Effekten ein spannendes Hörerlebnis abseits von Bigband-Klischees versprechen.

Ceramic Dog: Connection (enja/yellowbird)

Kompromisslos geht es hier zur Sache. Zwischen Punk, Jazz, Alternative Rock und einem Hauch Pop musiziert das Trio Ceramic Dog mit gelegentlichen Special Guests munter drauflos. Immer mit Attitüde und einer Aussage, frech und auch immer überraschend. Gitarrist und Sänger Marc Ribot, Multiinstrumentalist Shahzad Ismaily am Bass, Electronics und Vocals sowie Schlagwerker Ches Smith lassen es krachen ohne den politischen Untergrund zu verlassen. Auch wenn manche getextete Botschaft ein wenig surreal klingt. Die starke Musik macht das locker wett. Und Nummern wie das textlose, lässig groovende Order Of Protection gegen Ende des Albums lässt sich beim Zuhören auch einfach mal nur fasziniert genießen, bevor Crumbia als Rausschmeißer gar auf die Tanzfläche lockt.

Adrian Younge & Tony Allen: Jazz Is Dead 18 (Jazz Is Dead)

Dieses Mal ist Musiker und Produzent Adrian Younge ohne seinen sonstigen Partner Ali Shaheed Muhammad am Start bei der nächsten Ausgabe der gemeinsamen Album-Reihe Jazz Is Dead. Und zum ersten Mal gibt es eine posthume Veröffentlichung, ist der legendäre Schlagzeuger und Afrobeat-Mitbegründer Tony Allen doch schon 2020 verstorben. Die hier nun veröffentlichten Aufnahmen entstanden im Sommer 2018 und zeigen den Nigerianer noch einmal als den einmaligen Rhythmusgeber, der er war. Die acht funkigen und herrlich groovenden Tracks, von einer üppiger Bläsersection und psychedelischen Keyboards angefeuert, erinnern an die alten Aufnahmen Tony Allens. Ein wunderbares Vermächtnis.

Áron Tálas Trio: New Questions, Old Answers (BMC Records)

Das ungarische Plattenlabel BMC Records ist bekannt für spannende Musik, für modernen Jazz mit Ecken und Kanten, für Kollaborationen von ungarischen mit europäischen Jazzern. Hier aber spielt ein rein ungarisches Klaviertrio. Und das auch noch total melodiös. Pianist Áron Tálas, Kontrabassist István Tóth und Schlagzeuger Lászlo Csízi versuchen auch erst gar nicht irgendwie besonders hip und zeitgeistig zu klingen. Sie präsentieren sich auf ihrem zweiten Trioalbum in den allesamt vom Mann an den Tasten verfassten elf Stücken einfach als unheimlich geschmackvolles Dreiergespann, das elegant swingt und groovt, tolle Melodien parat hat und schon durchscheinen lässt wo die musikalischen Inspirationsquellen liegen. Etwa beim US-Trompeter Roy Hargrove, dem hier mit dem Stück Hargrove ein total treffendes Tribut gezollt wird.

Mara Aranda: Sefarad – En El Corazón De Grecia (Bureo)

In einer fünfteiligen Album-Serie möchte die spanische Sängerin Mara Aranda die sephardische Kultur sowohl auf iberischem Boden als auch in verschiedenen Regionen der Diaspora wiederentdecken. Und ist mit Serafad nun bei Album Nummer drei angekommen. Schwerpunkt hier ist Griechenland. Aranda hat Kreta bereist und dort gelebt und in Thessaloniki, dem „Jerusalem des Balkans“ für die Sepharden, Folklore und traditionellen Gesang studiert. Und so blickt sie mit ihrem Ensemble auf die alte sephardische Kultur, auf traditionelle Texte, Melodien und Balladen, viele davon nicht so bekannt. Eine gefühlvolle, faszinierende Musikreise, der man sich als Hörer gerne anschließt.

Gabriela Martina: Homage To Grämlis (www.gabrielamartina.com)

Sie ist auf dem Bauernhof Grämlis mit Jodeln aufgewachsen. Und schon immer wollte sie Sängerin werden. Das hat die Schweizerin Gabriela Martina, die nach vielen Jahren in den USA aktuell in den Niederlanden lebt, längst geschafft. Mit Homage To Grämlis erzählt sie nun mit Musik und Texten die Geschichte ihrer Familie auf dem Bauernhof. Und ebenso hört man die Jahre in Amerika in ihrer Musik, denn verpackt ist das alles natürlich in amerikanisch gefärbtem Jazz. Auch wenn zwischendurch mal gejodelt oder auf Schwyzerdütsch gesungen wird, wenn eine Melodie einen volkstümlichen Anstrich erhält. Wie die ausdrucksstarke Gabriela Martina alle ihre Einflüsse zusammenbringt, klingt hier ziemlich interessant.

Brunod – Gallo – Barbiero: Gulliver (Millesuoni)

Zwischen Jazz, Rock, Folk und Improvisation hat sich dieses italienische Trio eine Nische eingerichtet und verzückt auf dem zweiten gemeinsamen Album Gulliver mit einem knappen Dutzend Songperlen, die neben Eigenkompositionen vielfach auf traditionellen Liedern basieren, aus so unterschiedlichen Ländern wie Irland, Äthopien, Norwegen, China, Kurdistan, aber auch Italien. Gitarrist Maurizio Brunod, Bassist Danilo Gallo und Schlagwerker Massimo Barbiero schaffen hier zumeist ruhig fließende, seelenvolle Stücke Musik, von der man sich nur zu gerne betören lässt.

John Coltrane with Eric Dolphy: Evenings At The Village Gate (Impulse!)

Zum Schluss noch ein Leckerbissen für alle John Coltrane-Fans. Die hier zu hörenden fünf langen Stücke, darunter „My Favorite Things“, „Impressions“, „Greensleeves“ oder „Africa“, wurden im Augut 1961 im legendären New Yorker Nachtclub The Village Gate, der 1958 eröffnete und bis 1993 bestand, live eingespielt. Neben John Coltrane spielt hier Eric Dolphy an Flöte, Bassklarinette und Altsaxofon, natürlich McCoy Tyner am Piano und Elvin Jones am Schlagzeug. Den Job am Bass teilen sich Art Davis und Reggie Workman. Der Sound der Aufnahmen ist relativ gut, die Energie in den Songs beeindruckend. Und das üppige Booklet zur CD enthält zudem seltene Fotos und fünf Essays, etwa von Reggie Workman, Branford Marsalis oder Ashley Khan.

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