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Neue CDs kurz vorgestellt von Christoph Giese

Schnelldurchlauf Vol. 16

Gelsenkirchen, 01.07.2022
TEXT: Christoph Giese | 

Schon wieder viele neue CDs aus aller Welt - für einen guten Überblick über lohnende Neuerscheinungen sorgt Christoph Giese.

Brigitta Flick Quartet: Miniatures & Fragments (Double Moon)

Der Albumtitel ist hier Programm. Fragmentarisch geht es hier oft zu. Minimalistisch auch. Die Saxofonistin Brigitta Flick, Pianist Andreas Schmidt, Bassist James Banner und Schlagzeuger Max Andrzejewski musizieren mit viel persönlicher Freiheit offen melodisch in Flicks Eigenkompositionen, einem schwedischen Choral und zwei Jazzstandards. Lässig und mit Altersweisheit erklingt Flicks Tenorsax und ihre Band übernimmt diese Gelassenheit.

Chai Masters: Magic Realism (Challenge)

Chai Masters nennt sich ein junges Instrumental-Quintett aus internationalen Musikern, das hier auf dem Debütalbum mit Ausnahme von Charlie Parkers „Segment“ ausschließlich mit durcharrangierten Eigenkompositionen und virtuoser, lyrischer, ziemlich zeitloser Jazzmusik bestens zu unterhalten weiß.

The Rick Hollander Quartet feat. Brian Levy:

Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band (Laika)

Ein ikonisches Album neu aufnehmen ist schon ein Risiko. US-Drummer Rick Hollander und sein Quartett sind es eingegangen und haben den Beatles-Klassiker Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band auf ganz eigene Weise in ein hübsches Jazzkleid gesteckt. Hollander funktioniert dabei auch als Sänger und Präsentator. Das Ganze, gespielt auch mit Baritongitarre, Mandoline oder Steel Drums, hat Charme, Klasse und Humor. Entdeckenswert!

Riel / Petrescu / Locher: Live At Jazzhus Montmartre, Copenhagen(GLM)

Intensiv kennengelernt hat sich dieses Trio erst vor ein paar Jahren. 2017 war man gemeinsam auf einer kurzen Tour unterwegs in Deutschland und der Schweiz. Danach lud der dänische Schlagzeuger Alex Riel seine beiden Trio-Kollegen, den rumänischen Pianisten Marian Petrescu und den Stuttgarter Bassisten Joel Locher, ein doch ins Jazzhus Montmartre nach Kopenhagen zu kommen, um zwei Doppelkonzerte zu spielen. Im September 2021 war es schließlich so weit. Entstanden ist aus diesen beiden Konzertabenden das nun vorliegende Livealbum. Eine Platte mit gleich mehreren Stücken von Oscar Peterson, mit Musik von George Gershwin, Bobby Timmons, Richard Rodgers oder Pat Metheny. Ein Album voller Standards, die aber herrlich erfrischend interpretiert werden.

Rusira Mixtett: Lecker Brass (Ajazz)

Sieben Bläser, dazu ein Schlagzeuger, das ist das Rusira Mixtett, Band der Berliner Saxofonistin, Klarinettistin und Flötistin Ruth Schepers. Eine Band, die die Learderin schon immer haben wollte. Gemeinsam durchstreift man angstfrei diverse musikalische Genres und kreiert daraus frische, fröhliche Musik, die mal beim Tango oder beim Pogo vorbeischaut, die groovt und schiebt, die aber auch mal verhalten klingen kann. Macht Spaß.

Ina Forsman: All There Is (Jazzhaus)

Sie selbst beschreibt ihre Musik als Cinematic Soul. Soulig ist sie auf jeden Fall. Und dass man beim Hören von All There Is unweigerlich an die Sechzigerjahre erinnert wird, auch das ist gewollt so. Mit der Stimme, die Ina Forsman ihre eigene nennt, kann man solchen 60s Soul auch bestens singen. Den schnellen und den langsamen, gefühlvollen. Zumal wenn die Songs die Klasse haben, die sie haben. Die in Berlin lebende Finnin hat hier alles richtig gemacht. Soul-Fans hingehört!

Lucibela: Amdjer (Lusafrica)

Längst ist Lucibela ein neuer Star am Himmel der kapverdischen Musik, was sie auf ihrem zweiten Album auch unter Beweis stellt. In Songs von unterschiedlichen kapverdischen Autoren widmet sich die Sängerin dem Thema Frau mit all ihren Facetten. Im Sound der Morna, der Coladeira, des Batuku oder Bolero verwöhnt Lucibela mit ihrer großartigen Stimme und ihrem berührenden Gesang und sorgt für Fernweh und sehnsüchtige Gefühle.

St. Beaufort: Those Windows (Blue Whale)

Folk und Bluegrass hat das deutsch-amerikanisch-chilenische, in Berlin beheimatete Trio St. Beaufort im Programm. Mehrstimmig interpretiert, gespielt auf Banjo, Gitarren, Akkordeon, Piano, Bass oder Mandoline, fordert der kreative Dreier die Hörgewohnheiten heraus. Denn plötzlich erklingen auch mal eine Trompete und ein Mellophon und lässt New Orleans-Feeling aufkommen. Nicht die einzige nette Überraschung.

Jochen Roß: Tides (Housemaster)

Mandolinenspieler (und Pianist) Jochen Roß zeigt auf Tides, dass die Mandoline in ganz unterschiedlichen Settings, Stilen und Stimmungen eingesetzt werden kann. In elektronisch bearbeiteten Jazzklanglandschaften etwa, schottischer Folklore, solo in einem virtuos gespielten Bach-Präludium, einem im Trio mit Kontrabass und Gitarre gespielten Walzer oder in meditativen Momenten, mit Sitar und Duduk. Ein Schwung an Gästen unterstützt den gebürtigen Nordhessen bei seinen so vielseitigen musikalischen Ausflügen.

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