Mystik der leisen Töne
What was said – Tord Gustavsen, Simin Tander, Jarle Vespestad
TEXT: Uwe Bräutigam |
Simin Tander singt auf dem Eröffnungsstück des Albums “What was said“ mit leiser gehauchter Stimme Verse des persischen Sufi Mystikers Rumi (1207-1273) in englischer Sprache.
Der norwegische Pianist Tord Gustavsen, ein Meister der Zurückhaltung, und sein langjähriger musikalischer Partner Jarle Vespestad am Schlagzeug haben mit der deutsch-afghanische Sängerin Simin Tander ein Album für ECM aufgenommen.
Tord Gustavsen hat einige Male mit Simin Tander im Duo gespielt, ebenso hat er in der letzten Zeit mit Jarle Vespestad im Duo gearbeitet. Aus diesen beiden Duos formte Gustavsen dann ein Trio. Ein Bass fehlt in der Besetzung, das „dritte Instrument“ ist die Stimme von Simin Tander . Die Kölner Sängerin, mit afghanischem Vater und deutscher Mutter, singt die Solostimme in der Melodieführung der Lieder und begleitet auch mit ihren Linien die beiden Instrumente. Gustavsen hat Lieder aus seiner Kindheit in seiner norwegischen Heimat ausgesucht, die er aus der Kirche oder seiner Familie kannte. Diese hingebungsvollen religiösen Lieder sind mit Unterstützung eines afghanischen Poeten in Paschtu, eine der Sprachen Afghanistans übersetzt worden. Simin Tander singt nun diese Lieder in Paschtu und in Englisch.
Hinzugefügt wurde noch, neben der Sufi Lyrik von Rumi, das Gedicht “I Refuse“ des amerikanischen Beat Poeten Kenneth Rexroth (1905-1982), der sich intensiv mit östlicher Mystik beschäftigte. Für Tord Gustavsen soll das Album auf zwei Ebenen funktionieren. Als erstes ist da die Musik. Auch ohne Vorkenntnisse und tieferes Interesse für die Inhalte der Texte, soll die Musik für sich stehen. Wer noch tiefer gehen möchte, der kann sich mit dem mystischen Gehalt der Texte beschäftigen.
Tord Gustavsen setzt zum ersten Mal auch Elektronik ein, die die Klangmöglichkeiten des Pianos erweitert. Wie mit dem Piano, so geht er auch mit der Elektronik sehr behutsam um.
Die Musik ist ruhig und verhalten, brandet manchmal etwas auf, wie eine Welle am Strand, um dann wieder ruhig zurückzufließen. Das Schlagzeug ist leise und seine Töne formen eigene Linien, die neben dem Piano und der Elektronik klingen. Dazu der zarte Gesang, oft nur gehaucht von Simin Tander mit wunderbar subtilen Improvisationen.
Diese Musik lässt eine Mystik der leisen Töne entstehen und wirkt auch ohne Textinhalt.
Vielleicht aber kann die Kontemplation über die Texte, die Wirkung der Musik vertiefen und intensivieren?
„What was said to the rose that made it open was said to me, here in my chest.”
Live in der Region: Freitag, 13. Mai 2016, 20:00 Uhr, Pauluskirche ,
In der Maar 7, 53175 Bonn
“What was said”
Tord Gustavsen, Piano, Elektronik
Simin Tander , Stimme
Jarle Vespestad, Schlagzeug
ECM 2465als CD und LP