Morello / Francel / Faller
Living is easy, mostly
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Domrowski
Solider Jazz mit drei erfahrenen Solisten, die schon vorher in verschiedenen Konstellationen zusammengespielt haben. Das kann eigentlich nur gut sein. Am 18. März ist das Album Living is easy, mostly des Trios Morello / Francel / Faller erschienen.
Nur so richtig easy ist es im Moment nun gerade nicht. Vielleicht passt gerade deshalb dieses Album ins Bild. Solider Jazz gibt einen Blick auf eher unbeschwerte Tage, als living noch ziemlich easy war.
‚Aus 3 Duos ein Trio‘ titelte eine süddeutsche Regionalzeitung, denn Mulo Francel (Saxofone, Klarinette), Paulo Morello (Gitarre) und Sven Faller (Kontrabass) haben schon vorher in verschiedenen Konstellationen zusammengespielt. Mulo und Paulo spielen schon lange in Quadro Nuevo zusammen, z. B. beim letzten Album Odyssee. Bei Mulos Album Crossing Life Lines war auch Sven Faller mit dabei - für alle ein Heimspiel.
- 14 Stücke – von jedem etwas
Die Stücke sind zahlreich und recht unterschiedlich. Jeder Musiker hat einige komponiert, z. T. schon vor längerer Zeit. Just The Two Of Us Again – hier spielt Francel sein bis zum tiefen A verlängertes Sopran-Saxophon. Tango, Latin-Jazz und italienische Canzoni gehen eine gelungene Verbindung ein. One for Nieb ist dem vor zwei Jahren verstorbenen Gitarristen Helmut Nieberle gewidmet, so ist hier auch die Gypsy Gitarre dabei.
Im Foxtrott One More Gin For Elisabeth geht es um die Queen und den Gin, dem auch das englische Königshaus nicht abgeneigt ist. Gilt das auch für den Bassisten, der es komponiert hat? Mir hat am besten Entre as ondas gefallen, es wurde von Paulo bei einer Segelreise komponiert und erschien als Between the Waves schon auf dem Album Odyssee. Der portugiesische Titel unterstreicht aber den Bossa-Charakter des Stücks, man könnte die Wellen des Südatlantiks assoziieren.
Tender Melody, sorry aber dazu kommt mir sofort die Knef in den Kopf, ‚Für mich solls rote Rosen regnen‘ (1968) scheint Mulo ja sehr beeindruckt zu haben. Immer wieder gibt es Überraschungen. Beim Walzer Anna streicht Faller den Bass, dazu Francel auf der Klarinette, das klingt nach Klezmer. Sad Blues, ein solider Blues wie er sein soll mit einem Bass Solo. Zum Schluss With the poet in Italia, das war vor 10 Jahren auf dem Album Escape. Aber wer war da wo? Vielleicht Goethe im Land, wo die Zitronen blühn? Klingt so ähnlich.
Über alles kann man hier nicht schreiben. Insgesamt ein abwechslungsreiches Programm ausgewählter Eigenkompositionen. Keine drums, kammermusikalisches Flair. Unspektakulär, aber nicht belanglos.
Morello / Francel / Faller - Living is easy, mostly
GLM Fine Music FM 324-2
Vertrieb: Edel
VÖ: 18.03.2022
- Philip Catherine, Paulo Morello, Sven Faller - Pourquoi
In diesem Zusammenhang ist auch das neue Album Pourquoi interessant, das Sven Faller und Paulo Morello im Februar zusammen mit Philip Catherine herausgebracht haben.
Ungewöhnlich ist, dass hier zwei Top Gitarristen zusammenspielen. Hier gibt es nur strings, ruhige Gitarrenmusik in stilistischer Einheitlichkeit.
Philip Catherine, Paulo Morello, Sven Faller - Pourquoi
Label: enja, 2021
Bestellnummer: 10752149
Erscheinungstermin: 4.2.2022