Meta Hüper
In dieser Stadt - Knef Reloaded
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Tilman Jaeger, Wikipedia
„ In dieser Stadt kenn’ ich mich aus, in dieser Stadt war ich mal zu Haus.“ Wer von den Älteren kennt nicht dieses Lied von Charly Niessen, das Hildegard Knef 1966 mit verrauchter Stimme sang?
Nun singt es ca. 60 Jahre später die junge Berliner Sängerin Meta Hüper. Skandalumwittert wie Hildegard Knef ist sie sicher nicht, doch aus Berlin kommt sie auch.
Percussionsartig schlägt der Pianist Matti Klein, der das Album auch produziert hat, die Basstöne an und federt im Stehen Klaviersaiten ab.
Anders als der CD-Titel beginnt das Album mit „Das Glück kennt nur Minuten“, recht moderat gesungen und ohne den Versuch wie die Knef zu singen, doch auch recht forsch und zudem virtuos begleitet vom Pianisten Matti Klein. Die Stadt Berlin ist immer wieder Thema, Cole Porter Stücke kommen wohl deshalb nicht vor. Mit dem neuen Album hat Meta ihren Traum verwirklicht, ihre „Lieblingsstücke von Hilde aufzunehmen und ihnen ein wenig Berliner Luft von heute einzuhauchen“. (Booklet) Aktuell spielt sie zusammen mit Sharon Brauner die Show „Berlin, Du coole Sau“ im TIPI am Kanzleramt in Berlin.
„Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen“ war in den 60ern nur an das westliche Berlin gerichtet, doch auch nach der Wiedervereinigung ist es immer noch eine Liebeserklärung an diese Stadt, die „zu flach geraten (ist) für die Schönheitskonkurrenz“. Das „Heimweh nach dem Kurfürstendamm“ kommt als Blues sehr gut rüber.
Ella Fitzgerald bezeichnete Hildegard Knef mal als die „beste Sängerin ohne Stimme“, doch das kann man über Meta Hüper wirklich nicht sagen. Deshalb hätte sie es eigentlich gar nicht nötig bei „Für mich soll's Rote Rosen regnen“ zu flüstern als ob sie die Stimme der Kettenraucherin Knef imitieren wollte. Sehr langsam singt sie das berühmte Lied, etwas melodramatisch mit einem schönen Piano Outro. Im Grunde stellt der Liedtext einen Entwicklungsroman im Miniaturformat dar, angefangen mit „mit 16“ über „.. und später„ bis „und heute .. Ich will…“
Doch was will Meta Hüper? In erster Linie will sie unterhalten und das gelingt ihr sehr gut. Klischees und Vorurteile der Nachkriegszeit sind längst kein Thema mehr.
Am Ende des Albums singt sie nicht mehr forsch-frech, sondern eher melancholisch mit „Lass mich bei Dir sein“ und „Bei Dir war es immer so schön“, das letzte Lied zum Ausklang ohne Gesang nur mit Meta Küper an der Geige.
Meta Hüper
Meta Hüper stammt aus Hannover, ging aber für ihre Ausbildung im Opern- und Jazzgesang nach Berlin und New York. An der UdK Berlin studierte sie Violine und war später als 1. Violinistin im Orchester der Deutschen Oper Berlin tätig. Als Sängerin konzertierte sie u.a. mit der SWR Big Band. Im Booklet erzählt Meta, wie sie über ihren Großvater Berlin kennenlernte und von ihrer Beziehung zu dieser "Stadt mit ihrem weltstädtischem Getue und dörflichen Charme". Interessant wäre zu erfahren wie diese Songs heute wahrgenommen werden von Jüngeren aufgenommen werden, die die Knef und den Mief der 50er Jahre nur vom Hörensagen kennen. Auf jeden Fall bietet dieses Album die Möglichkeit, bekannte Stücke, die man vielleicht zu oft gehört hat, in neuer Interpretation wieder schätzen zu lernen.
Meta Hüper - In dieser Stadt KNEF reloaded
GLM / Fine Music FM388-2 / LC 11188 / 4014063439123 / Vertrieb: EDEL
VÖ: 06.12.2024