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Meretrio: Choros

Die erste urbane Musik Brasiliens neu interpretiert

Graz, 10.01.2021
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Gustavo Durante, Thomas Radlwimmer

Seit 2004 gibt es das Meretrio, bestehend aus Emiliano Sampaio (guitar, trombone), Gustavo Boni (acoustic + electric bass) und Luis André (drums, percussion). Sechs Alben mit Eigenkompositionen wurden inzwischen von der Band veröffentlicht, die durch viele Konzerte in Brasilien, Europa und Australien weltweit bekannt geworden ist.

Emiliano Sampaio ist ein wahrer ‚Tausendsassa‘, der ‚brasilianische Österreicher‘ wurde in São Paulo geboren und kam im Alter von 28 Jahren nach Graz. Neben seinem NonettMereneu Projectleitet er auch das ‚Mereneu Project & String Orchestra‘. Er komponiert vor allem für große Ensembles und will dabei die ‚Grenzen zwischen Genres und Musikerniveaus verwischen‘. Am 20. Januar erscheint das Album Choros, das er mit seinem brasilianischen Meretrio aufgenommen hat.

Als Anfang 2020 die Seuche begann, musste das Trio mehr als vierzig Konzerte absagen. Gustavo Boni, der Drummer, konnte nicht nach Brasilien zurück und das Trio konnte wegen der AHA-Regeln nicht zusammen proben. In diesem ‚Zwangsurlaub‘ beschlossen die drei, eine Zeitreise durch die brasilianische Volksmusik zu kreieren; die Aufnahmen wurden jeweils einzeln zu Hause gemacht und dann zusammengeführt. (s. Video unten).

Im Zentrum der CD steht das Genre ‚Choro‘, das im 19. Jahrhundert als erste urbane Musik Brasiliens entstand. Die klassischen Choro-Kompositionen wurden dazu für E-Gitarre, E-Bass, Schlagzeug und Posaune neu arrangiert.

Es beginnt mit „Atraente“ von 1877, das Jahr, in dem der Choro entstand; Chiquinha Gonzaga hatte das Stück komponiert. Lamentos (1925) und Ingenuo (1948) wurden von Pixinguinha, Na Gloria (1949) von Raul de Barros, beide schwarze Musiker, komponiert. Jacob do Bandolim, ein jüdischer Mandolinenvirtuose, hat Santa Morena komponiert. Über den Zeitraum von 1877 bis 2018 wird so die Entwicklung des Choro deutlich, die vielfältige Herkunft der Komponisten steht dabei auch für die Wertschätzung von Minderheiten. Das einzige neu komponierte Lied ist Guinga von Emiliano Sampaio als Hommage an diesen in Brasilien sehr bekannten Musiker.

Am Ende Tico-Tico no Fubá von Zequinha de Abreu (1917). Dieser Choro wird immer noch in der lateinamerikanischen Unterhaltungsmusik, aber auch von großen Sinfonieorchestern gespielt. Wegen der eingängigen Melodie und wegen des markanten sambaähnlichen Rhythmus‘ kommt es einem gleich bekannt vor.

Diese CD ist etwas Besonderes, vor allem für Freunde brasilianischer Gitarrenmusik. Nur bei Na Gloria dominiert die Posaune, hier mit schönen Solo des Gastes Luis Bonilla. Hoffen wir, dass das Trio bald wieder auftreten kann!

http://emilianosampaio.com/meretrio/

Meretrio: Choros
Sessionworks Rec. / 9005321126201
Vertrieb Harmonia Mundi 20. Januar 2021

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