Melt Trio

Das aktuelle Werk des Berliner Melt-Trios hat schon oft als Soundtrack für dunkler werdende Tage und Herbst-Melancholie herhalten müssen, die längst dem Winterblues gewichen ist. Nein – nicht falsch verstehen, es ist keineswegs nur Tristesse beim Rezensenten angesagt! Allein die vielen Momente mit guter Musik sorgen immer wieder für freudige Lichtblicke. Und daran ist auch das Melt-Trio mit seiner neuesten Veröffentlichung keineswegs unschuldig. Peter Meier, Gitarre, Bernhard Meier, Bass und Moritz Baumgärtner verschmelzen zu ihrem ganz besonderen, innovativen Gitarrenjazzrock und erklimmen dabei kontinuierlich höhere Reifestufen. (Dies zeigen die drei aktuell dem Rest der Welt – auf Initiative des Goethe-Instituts ist das Melt-Trio gerade in Indien, Pakistan und Sri Lanka auf Tour!)

Das neue Werk „Stroy“ markiert eine solche neue Reifestufe, bei der ein konsequentes Kalkül aufgeht: Hier blicken profilierte Jazzmusiker weit über den Tellerrand irgendwelcher Nischen hinaus, öffnen ihre Ohren für den weitgespannten Soundkosmos der Gegenwart – und spielen dann einfach drauflos, dass es keiner Worte mehr bedarf! Zentralorgan dieser klangvollen Konstellation ist das elektrische und mit vielen Effekten sowie einer überbordenden klanglichen Fantasie gesättigte Gitarrenspiel von Peter Meyer. Im Kern lebt genug melodischer Erfindergeist, dass die Stücke auch immer Geschichten ohne Worte erzählen. Bassist und Schlagzeuger unterfüttern und verdichten dies und leisten ihren Beitrag zum bestens gepflegten „Wall of Sound“, der sich sowohl einem sphärisch-opulenten Breitwand-Slomotionrock, aber auch einer dezidierten Jazzideomatik nicht verschließt. Denn trotz aller Opulenz, ist die Musik des Melt-Trios auch auf ihre besondere Weise filigran. Das geht soweit, dass hier auch große Meister von früher ins Spiel kommen: Das letzte Stück ist kompositorisch Beethovens Streichquartett Nr. 15 entlehnt.

CD:

Melt Trio: Stroy

(Traumton 2016)

Konzert in NRW:

12.02.17 Duisburg, Lokal Harmonie TBC