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Lee Konitz

Prisma

Marl, 17.04.2020
TEXT: Stefan Pieper | 

Auf der CD Prisma, einem seiner letzten Releases, ist Lee Konitz als Solist mit dem Brandenburgischen Orchester Frankfurt in einem Sokonzert von zu erleben.

Eitle Kraftmeierei ist Lee Konitz immer ein Fremdwort geblieben. Wir kennen die herrliche Gelassenheit in seinem Altsaxofonspiel, wo viel dunkle Geschmeidigkeit in jedem Moment ein tiefes Gespür für die innere Seele eines jeden Tons offen legte. Dies alles lebt auch in dem einzigen „klassischen“ Saxofonkonzert, welches Konitz als Solist vor einem Orchester spielte und das 2017 als Album veröffentlicht wurde.

Lee Konitz und der deutsche Komponist Guenther Buhles liefen sich vor 20 Jahren über den Weg. Man mochte sich, arbeitete zusammen. Heraus kam viele später eine Art sinfonisches Doppelkonzert für Saxofon und Klavier, bei dem es um alles, aber nie um irgendwelche rigiden Grenzziehungen zwischen E- und U-Musik gehen sollte.

Konitz war zeit seines Lebens neugierig auf die europäische Kunstmusik, respektive auch die Sinfonik made in Germany – und das hört man auf dieser Aufnahme. Das Orchester trägt im Gegenzug viele amerikanisch-pathetische Klangfarben auf. Eine auftrumpfende Rhythmik dürfte bei Spielern und Hörern viel kollektiven Spaß evoziert haben, lässt also auch den Jazz in keinem Moment zu kurz kommen. Zugleich liefert das viersätzige Konzert Momente voll purer Schönheit. Konitz wandelt nach Herzenslust auf Solopfaden, beschreitet sehr leichtfüßig einen schmalen Grat zwischen Improvisation und klassisch geprägter Solokadenz. Im zweiten Teil mischt sich der Pianist Frank Wunsch äußerst spielfreudig ein.

Die Uraufführung des Werks mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt wurde mitgeschnitten – eigentlich nur zur Dokumentation mit gerade zwei Mikros. Aber gerade dieses Bootleghafte hat seinen eigenen Reiz, allein, dass es die Aura von Wärme und Patina noch verstärkt.

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