Landed in Brooklyn
Roman & Julian Wasserfuhr
TEXT: Vera Marzinski |
Bereits ihr fünftes Album ist „Landed in Brooklyn“ - ihr erstes Werk „Remember Chet“ erschien 2006. Für „Landed in Brooklyn“ haben sich die Brüder Roman & Julian aus Hückeswagen, die längst nicht mehr zu „Young German Jazz“ zählen, auf die Reise ins Mutterland des Jazz nach New York begeben.
Ein neuer musikalischer Aufbruch für Roman und Julian Wasserfuhr mit viel Energie, aber dem typischen Wasserfuhr-Sound. Roman am Klavier und wie immer brillant an der Trompete Julian, spielen längst auf den führenden Plätzen mit und nahmen das Album auf Anregung ihres Plattenchefs Siggi Loch von Act Music in New York auf. Mit ihm und dem mehrfachen Grammy-Preisträger und Produzenten Al Pryor stellten sie die besondere Band zusammen. Mit den amerikanischen Jazzstars Donny McCaslin (Tenorsaxophon), Tim Lefebvre (Elektrik- und Kontrabass) und Nate Wood (Schlagzeug) spielten sie die Stücke ein, die teilweise in New York komponiert oder dort verfeinert wurden. Entstanden ist ein Album, bei dem die Atmosphäre von Big Apple mit seinem dichten Mainstream-Jazz spürbar ist.
Inspiriert von der Millionenmetropole – eine Woche Sightseeing, bei der sie sich von der Stadt treiben ließen – ging ins Studio. Dynamischer und energiegeladener ist ihr Werk. Mit viel Leichtigkeit beginnt schon das erste Stück „Bernie’s Tune“ – nach dem Piano-Intro steigt das Schlagzeug ein und die Trompete klingt wie eine Fanfare. Unterschwellig schwingt Melancholie mit, was nicht verwunderlich ist: sie haben das Stücke einem vor zwei Jahren verstorbenen Freund gewidmet. Sehr treibend ist „Tutto“, dass nach einem Gesellschaftsspiel benannt wurde, das die beiden begeisterte. Donny McCaslin, der bei David Bowies letztem Album „Blackstar“ wichtiger Bestandteil war, übernimmt einen grandiosen ausschweifenden Part in „Tinderly“. Er wird aber dann von Julian Wasserfuhr mit der Trompete wieder eingefangen, der das Ganze erneut auf den Punkt führt, wobei sich die beiden ein Mini-Battle geben. Das Ganze ist ein Wortspiel aus der Dating-App „Tinder“ und dem Jazzklassiker „Tenderly“. Speziell ist vor allem „Durch den Monsun“. Aus dem Tokio-Hotel-Pop-Song haben die Brüder wahrhaftig etwas ganz besonders gemacht. Mit leicht prasselnden Marimba-Klängen zu Beginn. Unruhig wird es durch das Saxophon, fast wie klatschender Regen. Thema bringt die Trompete immer wieder rein. Es wird zum Ohrwurm und nicht nur, weil man den Titel bzw. die Hauptmelodie schon kennt. Nachdem der Zuhörer durch den Monsun getrieben wurde, folgt die wohltuende Ballade „Carlo“ mit wunderbaren Pianopassagen. „S.N.C.F“ ist nicht nur ein französisches Bahnunternehmen, sondern ein weiterer Titel, bei dem viel Improvisation zwischen Saxophon und Trompete stattfindet. Sehr melodiös, harmonisch und leicht ist „Ella“. Hierzu hat die einjährige Tochter eines Freundes inspiriert. Ihr Faible für „Sting“ hat auch auf diesem Album wieder einen Platz gefunden. Auf „Gravity“ (2011) war es der „Englishman in New York“ und auf dem in selbiger Stadt entstanden Album ist es „Seven Days“. Ein schönes Schmankerl zum Schluss ist „First Rays of Dawn“.
Bei den Leverkusener Jazztagen treten Roman & Julian Wasserfuhr bei der „ACT Jubilee Night – 25 Years in the Spirit of Jazz“ am 6. November 2017 auf – ebenso wie Nils Landgren Funk Unit sowie Wolfgang Haffner & Band. Zudem produzieren die beiden Musiker mittlerweile ihr eigenes Bier. Julian & Roman Wasserfuhr & Schnaff, das Jazz-Bier gibt es beim Release-Konzert im Alten Pfandhaus. Denn alles von Hand- und selbstgemacht – dieses Credo gilt bei den Wasserfuhr-Brüdern nicht nur in musikalischer Hinsicht. Am 23. Und 24. November sind sie mit der aktuellen CD und Schnaff-Bier am Start in dem Kölner Kulturzentrum zu Gast.
www.wasserfuhr-jazz.com
Landed in Brooklyn 3/2017 beim Münchner Label ACT