Lajos Dudas
Return to the Future
TEXT: Peter E. Rytz |
„Return to the Future“ heißt, in 44 Minuten zehn Songs von 1979 bis 2013 gespiegelt in der Gegenwart. Dudas ist die Klarinette, so wie die Klarinette Dudas mit Jazz-Weggefährten wie Theo Jörgensmann, Eckard Koltermann , Tom van der Geld oder Ali Haurand zusammenführt.
Dudas Klarinette tönt voran. Mal melodisch distinktiv, mal eruptiv kraftvoll, mal sich in improvisierter Unübersichtlichkeit verlierend. Das hat im Einzelnen durchaus seinen Klangreiz. Allerdings verflüchtigt sich der unter eine mitunter minimale Reizschwelle.
Von der Kritik über Jahrzehnte mehr oder weniger aufmerksam begleitet, steht mit der Klarinette ein Instrument im Mittelpunkt, das mit Benny Goodman Jazzgeschichte geschrieben hat. Auf dem 1. Track der CD, wo Dudas mit Jörgensmann (alto cl) und Koltermann (bass cl) 1986 in Köln zusammen spielt, kann man verschiedene Facetten des Klarinetten-Sounds im Dialog hören. Im 5. Track „Real Bebop“, einem Live-Mitschnitt von 1990 in Bonn zusammen mit Sebastian Buchholz (as), wird das Klangspektrum durch die Vokalistin Yildiz Ibrahimova improvisierend dekliniert. Das ist für sich interessant, ohne musikalisch ein Dudas-Klarinetten-Alleinstellungssignum auszuweisen.
Im Live-Mitschnitt von 2013, der jüngsten Aufnahme auf der CD, improvisiert Dudas mit dem Pianisten Hubert Bergmann für kurze Momente freifliegend. So als würden sie bei stürmischen Winden über den Bodensee gleiten. Bergmanns Pianospiel assoziiert Wellengang, über ihm bläst Dudas rhapsodisch die Segel.
Mit "All the Things You Are", einer Komposition von Jerome Kern aus dem Musical „Very Warm for May“von 1939, klingt Dudas im Quintett, geprägt von Philipp van Endert s melodischem Gitarrenspiel, am kraftvollsten und authentischsten.
„Return to the Future“ kann als Beispiel für die Vielfalt des Klarinettenspiels gelten, ohne dass man davon vom Hocker gerissen wird.
Lajos Dudas – Return to the Future, Jazz Sick Record 2018