Bild für Beitrag:  Julian & Roman Wasserfuhr | Running
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Julian & Roman Wasserfuhr

Running

Köln, 09.09.2013
TEXT: Heinrich Fries | 

Seid ihrem Album-Debüt „ I remember Chet“ (2006) sind Julian und Roman Wasserfuhr eine feste Größe in der deutschen Jazzszene und auf allen renommierten Festivals zuhause.

Mit „Running“ veröffentlichen sie nun ein Album, für das sie sowohl als Komponisten und Musiker, als auch als Produzenten verantwortlich zeichnen. Sich diesen verschiedenen Bereichen gleichermaßen ernsthaft zu widmen, verlangt nach einer gewissen Reife, die sich in dem souveränen Spiel der Brüder und ihren Kompositionen wiederspiegelt.

Die Stücke sind sowohl rhythmisch als auch harmonisch verblüffend eingängig und bis auf „Rochholz-Korosak“ überrascht kein Stück mit unvorheresehbaren harmonischen Wendungen oder sehr anspruchsvoller Rhythmik. Die Grundstimmung des Albums ist herbstlich gefärbt und eine große Portion Melancholie schwingt mit, wenn Cello und Geige in „Weary Journey“ Julian Wasserfuhr s Trompete dabei unterstützen, wirklich auch das letzte hoffnungstiftende Lichtlein auszublasen. Aber diese Melancholie wirkt authentisch, die Musik immer atmosphärisch dicht. Auch die Rhythmusgruppe spielt kontrolliert bis zurückhaltend aber auf den Punkt und mit großem Sound, der die Theatralik die einem „Stoned Remote“ innewohnt großartig unterstützt.

Julian Wasserfuhr soliert auf „Running“ mit erwachsener Stringenz, seine Soli sind äußerst melodisch und suchen die schöne und schlüssige Aussage. Kraftakte, Experimente oder eruptive Ausbrüche wie sie ein Sebastian Strenal auf „Man on wire“ zuweilen präsentiert, sucht man vergebens, sie fehlen aber auch in keiner Weise. „Running“ ist eine erstklassige und unterhaltsame Platte die sich, aufgrund der Balance und Zugänglichkeit, interessanterweise wie ein Pop-Album anfühlt und, anders als Klaus Heidenreichs „Man on wire“, auch einem weniger geübten Ohr erlaubt Schritt zu halten, ohne völlig außer Atem zu geraten.

Bearbeitungen von Welthits wie „Behind Blue Eyes“( Townshend ) und „Nowhere Man“ ( Lenon/McCartney ) verstärken diesen Eindruck ebenso, wie die zwei vom hervorragenden Sänger David Rynkowski interpretierten Kompositionen „Go On“ und „See you again“ , die an den Neo-Soul eines „D'Angelo“ erinnern. „Running“ weist die Wasserfuhr-Brüder wiedereinmal als zwei eingenwillige und vielseitige Musiker aus, die sich in keine Schublade stecken lassen sondern einen klaren, eigenen Sound vertreten.

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