Julian & Roman Wasserfuhr
Mosaic
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Ein facettenreiches Jazzalbum, das voller Überraschungen steckt und sich wie ein „Mosaic“ mit elf Stücken zusammenfügt entstand bei den Brüdern Julian & Roman Wasserfuhr in der Pandemiezeit.
„Mosaic“ besteht aus einer Zusammensetzung von in Klangfarbe und Stil unterschiedlichen Einzelteilen bzw. Musikstücken – zusammen ein wahrhaft stimmiges Ganzes. Sie haben schon immer sehr abwechslungsreiche Stücke auf ihren Alben vereint, aber diesmal ist es ein besonderes Gebilde. So wie Mosaike nun mal faszinierende Gebilde sind. Nur sorgsam und passend verbunden, werden die Teile im Mosaik bedeutungsvoll. Ein Kaleidoskop der unterschiedlichsten Stimmungen vereint nun die neuste Veröffentlichung der Wasserfuhrbrüder.
Die Vertrautheit der Brüder verleiht der Musik einen entspannten und unangestrengten Charakter. Und der ist schon beim ersten Stück „Aki Puh“, bei dem sich Tony Lakatos mit seinem Tenorsaxofon-Spiel einfügt zu spüren. Oliver Rehmann sorgt für den richtigen Rhythmus am Schlagwerk, ebenso beim folgenden Stück. Bei „Dakira“ klingt Julilans Trompete fast wie aus einem Nebenraum gespielt. Dazu viel perlende Klavierläufe von Roman Wasserfuhr und Markus Schieferdecker am Bass. .Ein bisschen wie ein flotter Highland-Folkdance klingt das „Forward“, in den sich die E-Gitarre von Vitaliy Zolotov einmischt und dazu Bassist Tim Lefebvre, der das Stück abrundet und Sebastiaan Cornelissen an den Drums spielt.
In der Lockdown-Zeit widmete sich Roman Wasserfuhr auch wieder mehr seinem Lieblingsautor Charles Bukowski. Das „Hank“ ist ihm gewidmet und nach Bukowskis Spitznamen betitelt und hat einen New-Orleans-Grove. Und auch der Blues kommt mit hinein. Roman Wasserfuhr ist auf dem Album nicht nur am Piano, sondern an den Drums und dem Bass zu hören, wie sich bei „Hank“ zeigt. Dieses Stück ist im Trio mit Gitarrist Martin Scales eingespielt. Sehr beschwingt das längste Stück auf der CD mit 6:48 ist „Hymnus Varus“ mit Keith Carlock am Schlagzeug Tim Lefebvre am Bass sowie Gitarrist Martin Scales und Jörg Brinkmann am Cello. Es beginnt tragend und leicht und nimmt dann immer mehr Fahrt auf. Etwas romantisch bzw. balladesk wird es bei „Ladybirds“ – das kürzeste Stück mit tollen E-Gitarren-Riffs von Martin Scales
Überraschend ist das „Never Hold Back“, bei dem Julian und Roman Wasserfuhr Harry Mack mit ins Boot geholt haben. Mack oder auch MC Wundurist ein bekannter Freestile Rapper mit Videos auf YouTube. Wiederum sehr beschwingt und locker ist das „Smells Like Teen Spirit“ von dem sie in Tagträume bei „Rêveries“ übergehen - zu denen die Violine und Viola von Axel Lindner erklingt und das Quartett mit Jörg Brinkmann am Cello vervollständigt wird. Alles auf Anfang dann offensichtlich bei „Reset“ im Trio. „Target II“ ist eine Mischung aus verschiedenen Genre – beginnend mit seichtem Rock und übergehend in einen lockeren Swing. Hier kommt Paul Heller mit seinem Tenor-Saxophon dazu.
Seit dem ersten Ton dieser Albumproduktion und dem Beginn einer durchwachsenen Zeit für Kunst und Kultur ging den Brüdern das Zitat von Nicolás Gómez Dávila „Wenn wir wollen, dass etwas Bestand hat, sorgen wir für Schönheit, nicht für Effizienz“ nicht mehr aus dem Kopf. „Kunst, Kultur und Musik sind essentielle Komponenten für unsere geistige Gesundheit und es ist wichtig, dass wir es immer schaffen, uns genügend Zeit für diese zu nehmen“, schreiben sie im Inlay ihrer Album-CD „Mosaic“. Auf dem schafft Julian Wasserfuhr mit seinem warmen Ton atmosphärische Klangräume, ob mit Trompete oder Flügelhorn. Dazu Roman Wasserfuhr am Klavier oder am Flügel, mit seinem gefühlvollen und erfrischenden Spiel. Gemeinsam verleihen sie ihrer Musik weiche, manchmal leicht melancholische aber auch beschwingte Klänge, so auch kürzlich auch in Gummersbach in der Ev. Kirche beim Benefizkonzert (Fotos).
Die Grundaufnahmen zu „Mosaic“ wurden zu Hause im Studio der Wasserfuhrs eingespielt, die musikalischen Gäste steuerten ihre Parts aus Köln, der niedersächsischen Provinz oder aus Nashville und Tucson in den USA bei. Das Cover stammt von Tomás Saraceno.
Die CD „Mosaic“ ist Ende 08/2022 bei ACT (9950-2) erschienen.