Joscho Stephan Trio feat. Costel Nitescu
Four of a Kind
TEXT: Heinz Schlinkert |
Joscho Stephan hat schon viele Alben herausgebracht und wir haben oft darüber berichet, z. B. über ‚Guitar Heroes Live’ im letzten Jahr. Und er hat schon mit vielen Musikern zusammen gespielt, z. B.mit den Gitarristen Biréli Lagrène, Stochelo Rosenberg und Olli Soikkeli. Was ist diesmal anders? Joscho spielt mit seinem bekannten Trio mit Sven Jungbeck (Rhythmusgitarre) und Volker Kamp (Kontrabass), doch auch der Geiger Costel Nitescu ist dabei, der dem Album manchmal ein ungewohntes Flair verleiht. Doch da das Album Four Of A Kind heißt, können die Unterschiede so groß nicht sein.
Four Of A Kind
Three Of A Kind hieß 2019 ein Album von Jasper van’t Hof. Bei Joscho sind es vier. Den vierten im Bunde, Costel Nitescu, hat er 2006 bei einem Gitarrenfestival auf Korsika kennengelernt. Obwohl die beiden nach einer Jam-Session unbedingt zusammenarbeiten wollten, kam es erst 13 Jahre später dazu, als sie sich zufällig in Paris trafen. Nach ersten gemeinsamen Auftritten in Deutschland mit Joschos Trio kam es zur Aufnahme der neuen CD. Die Chemie muss wohl sofort gestimmt haben, denn die 13 Stücke wurden in anderthalb Tagen aufgenommen.
Costel Nitescu kommt aus Rumänien. Nach einer klassischen Violinen-Ausbildung spielte er schon mit 16 Jahren erste Geige im Nationalen Rundfunkorchester Bukarest. Anfang 2000 zog er nach Paris, wo er im Bereich des Jazz Manouche rasch Anerkennung fand. 2008 veröffentlichte er sein Debütalbum Forever Swing, Grappelli Forever, für das er auch komponierte.
Neues und Bewährtes
Man könnte die Stücke des Albums unterteilen in einen Teil mit neuen, von Joscho geschriebenen, und einen anderen mit traditionellen, recht betagten Stücken. Das ist nicht neu, denn Joscho hat es immer schon verstanden, traditionelle und neue Stücke zu kombinieren.
In gewohnter Frische neue Kompositionen, wie wir sie von ihm kennen und schätzen: Swing News, Rambos Armada, Valse De La Mer zählen dazu, vor allem aber Funk 22:
Auch Klassiker von Duke Ellington zählen dazu wie It Don't Mean A Thing, das hier ganz anders im Stil des ‚Jazz Manouche' in der Tradition des Hot Club de France gespielt wird. Ganz ähnlich der oft von Django gespielte Limehouse Blues (1922 Braham/Furber). Bei den älteren und ruhigeren Stücken dominiert die Violine von Costel Nitescu. Beautiful Love von Victor Young wurde als Bolero arrangiert und klingt schon sehr nostalgisch, ebenso wie der Klassiker Blue Moon von Rodgers/Hart. Auch They Remind Me Too Much Of You (Don Robertson), 1963 von Elvis Presley für einen Film aufgenommen, klingt manchmal etwas seicht.
Doch interessant ist auf jeden Fall die Auswahl der Stücke, da ist manches dabei, das man schon oft gehört hat, aber nicht unbedingt sofort zuordnen kann wie Just A Gigolo (1928 L Casucci) und One For Max (Gary Smulyan). Tears von Reinhardt/Grappelli ist natürlich eine Herausforderung für den Geiger, der erst gar nicht versucht Grapelli zu imitieren. Die ‚Tears‘ klingen hier nicht so weinerlich und viel lebendiger, hoffnungsvoller.
Struttin With Some Barbecue bildet den Abschluss des Albums. Diese Komposition stammt von Lil Hardin Armstrong – vielleicht auch eine Hommage an Louis' oft unbeachtete Ehefrau? Hätte sie sich vorstellen können, wie sich ihr Stück im Gypsy Swing anhört?
Eine interessante CD, sehr abwechslungsreich, mit älteren und neueren Stücken im Wechsel. Joscho ist inzwischen international bekannt, im Mai ist er auf einer Tournee in California unterwegs. Erst am 3. Juni ist er wieder in NRW bei den Hildener Jazztagen zu erleben. Weitere Termine unter https://www.joscho-stephan.de/tour
Joscho Stephan Trio feat. Costel Nitescu - Four Of A Kind
Label: MGL MUSIK PRODUKTION
Bestellnr: 11181556
Erscheinungstermin: 28.4.2023
Joscho Stephan hat auch seine eigene Gitarrenschule, die online lessons der GypsyGuitarAcademy. Hier spielt er mit Fredi Gebhardt, einem seiner Schüler:
Fredi Gebhardt hat gerade sein Debut-Album herausgebracht: ONSET, das von Joscho produziert wurde. Anders als sein Lehrer verzichtet er auf Standards und setzt auf 12 Eigenkompositionen. Neben Sven Jungbeck und Volker Kamp aus Joschos Trio ist auch der Pianist Jerry Lu dabei. Ein erfolgversprechender Anfang!