Bild für Beitrag: Joo Kraus | We are Doing Well
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Joo Kraus

We are Doing Well

Ulm, 20.08.2021
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Rob Stirner

Dass es ihnen gut geht, haben die Beatles schon 1964 mit I feel fine berichtet. Knapp 60 Jahre später bestätigt Joo Kraus: We are Doing Well. Diesen Eindruck vermittelt auch seine gleichnamige CD, die im Februar veröffentlicht wurde.

  • Joo Kraus und die Band

Joos Karriere ist eine Erfolgsstory. Viele Dinge über ihn habe ich schon in der Review zum Konzert auf Burg Vischering berichtet, die ich hier nicht wiederholen möchte.

Joo hat schon früh bei Kraan mitgespielt, später beim HipHop-Jazz der Jazzkantine, sogar bei BAP war er mal dabei. 2003 sein erstes Soloalbum Public Jazz Lounge in Zusammenarbeit mit der SWR Big Band; 2006 dann das zweite Album dieser Reihe, wobei er sich Ralf Schmid als Arrangeur und Mitproduzenten ins Boot holte. Joo ist sehr vielseitig und in vielen Genres zu Hause. So auch im Bolero, Sueño entstand 2007 mit Kristiina Tuomi und dem Kubaner Luis Frank in einem Studio in Havanna. Songs from Neverland (2010) war seine Hommage an Michael Jackson. 2013 spielte er im Bossarenova-Trio zusammen mit Paula Morelenbaum und Ralf Schmid(Samba Preludio). Ralf Schmid (keys), Veit Hübner (bass) und Torsten Krill (drums) gehören schon seit 15 Jahren zu seinem Quartett. 2016 waren sie beim Album JooJazz mit dabei.

  • Die CD: 11+1

Die CD beginnt mit dem Titelsong We are doing well. Das Stück ist unmittelbar eingängig, vermittelt eine gute Stimmung. Am Anfang hat es mich unwillkürlich an ‚An Englishman in New York‘ erinnert. Elektronische Effekte sind Joo nicht fremd, aber er setzt sie hier nicht so extensiv ein wie beim Konzert. Wirklich ein schönes, diffizil aufgebautes Stück.

Im offiziellen Werbetext zu Count 2 4 steht, hier ginge esmit Vollgas ins Hippie-Speedjazz-Wah-Wah-Wonderland – mit Frank Zappa als Beifahrer und 70er-Progrock im Radio“. Da ist schon was dran, denn wie Joo hier Gitarre spielt, ergänzt vom funkigen Groove, das passt voll in die 70er.
Love
, ein ruhiges Liebeslied, bildet einen angenehmen Kontrast zu den anderen Songs. Eine sehr weich, melodisch gespielte Trompete, die nach Till Brönner klingt, sachte Begleitung auf den Drums und der melancholische Gesang von Fola Dada passen gut zusammen. Fola war, wie Joo, schon einmal bei der SWR-Big Band dabei.

Space Glider fällt erstmal aus dem Rahmen, denn es beginnt mit orientalischen Klängen, die später von ‚klagenden‘ Trompetentönen, wabernden Keyboard-Flächen, aber auch von einem akzentuierten Schlagzeug begleitet werden.

Das "Matthias Vogt Remix" von We are doing well klingt ganz anders als die erste Fassung. Mich hat es unwillkürlich an ‚An Englishman in New York‘ erinnert. Es enthält keine Soli und ist rhythmisch stärker durchstrukturiert, klingt mehr wie eine Disco-Version des Originals.

Überraschung: Ganz am Ende, die auf dem Cover benannten 11 Stücke sind gelaufen, kommt noch etwas: Hidden Tracks. Joo spricht/singt einen Dank und stellt die Band vor.
Insgesamt eine sehr gut gelungene CD, in der Joo Kraus einmal wieder seine Fähigkeit zeigt, über Genregrenzen hinaus seine eigene Musik zu kreieren.

‚O Well‘ hätten vielleicht Fleetwood Mac dazu gesagt.

Joo KrausWe Are Doing Well Label: O-Tone
Bestellnummer: 10422973
Erscheinungstermin: 5.2.2021

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