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John Scofields neues Soloalbum

Allein der Name genügt

Mülheim a.d.R., 13.06.2022
TEXT: Peter E. Rytz | 

Scofield: Das genügt

Für Scofields neue CD, erstaunlicherweise die erste bei ECM veröffentlichte Solo-Aufnahme, reicht als Titel allein sein Name. Mitte des letzten Jahrhunderts geboren, geben die Aufnahmen einen Eindruck davon, wie die Musik ihn geprägt hat – und wie er sie selbst mit seinen jahrzehntelangen Erfahrungen gleichsam imprägnierte.

Allein mit der Gitarre, begleitet von einen rhythmischen Loop-Machine- Accompaniment, verbindet er Tradition und Moderne, geht zurück zu seinen eigenen Wurzeln, eignet sich Jazz-Standards, wie Danny Boy, harmonisch gesättigt, den adaptierten Prison-Song-Blues Junco Partner oder You Win Again,Hank Williams Klassiker in stilvollen Versionen mit Selbstverständlichkeit an. Stilistisch gekonnte, gleichwohl überraschende Subtraktionen ohne überflüssige Verschleifungen.

Glorios, manchmal verrückt verdreht erscheinend, atmen die Aufnahme (fünf Originale, acht Coverversionen) zeitlos, als würde sie durch die Jahrzehnte schweben. Unverfroren anmutende, jazzige Blues-Soli ziehen beim Zuhören in einen magischen, wunderbar entspannten, Soul gewirkten Kosmos. Eine faszinierende Reise, mit der Scofield emotional vielen Wegbegleitern hingebungsvoll huldigt. Mit einer geerdeten Leichtigkeit, wo selbst Improvisationen (Trance de Jour) Traditionen nicht verleugnen.

Die Schatztruhe wird geöffnet

Mit Coral von Keith Jarrett öffnet Scofield seine musikalische Schatztruhe. Hier ein enigmatisches Overdub-Solo, dort eine swingende Offerte (Elder Dance) oder eine sanfte Liebeserklärung an seine Frau (Mrs. Scofield Waltz). There Will Never Be Another ist Liebe, Programm sowie gleichzeitig Rückblick in Dankbarkeit. Die Komposition von Harry Warren/Mack Gordon erinnert an seine erste Aufnahmesession mit Gerry Mulligan und Chet Baker. Untrügliches Zeichen von Selbstbewusstsein, zurecht.

Indem Scofield mit kurzen Liner Notes seine Geschichten zu den einzelnen Aufnahmen notiert, dekliniert er den Jazz-Kanon aus seiner sehr persönlichen Perspektive. Honest I do – My piece. I first recorded 1991; Elder dance – My tune, it’s blues – the 20th century’s greatest invention; Not fade away – A Buddy Holly song. If you don’t know by now, rock’n‘ roll is here to stay.

Mehr als nur narrative Brücken, eher von ihm persönlich angebotene Hilfskonstruktionen zum Markieren der Songs. Sie ermöglichen einen tiefen Blick in Scofields Musikkosmos.

Die CD ist eine Hommage an diejenigen, von denen er viel gelernt sowie an jene, mit denen er auf unzähligen Bühnen gestanden hat. Gleichzeitig ist sie auch eine Hommage an sich selbst. Uneitel, fast zärtlich webt Scofield einen Gitarren-Sound-Faden in die Seele des Zuhörers.

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