Johanna Summer
Resonanzen
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Klassik und Jazz – Johanna Summer verbindet improvisierend beide Welten. Leidenschaftlich mit großer Klarheit der Melodien überrascht sie nicht nur mit dem weiten Bogen den sie zwischen Klassik und Jazz spannt, sondern auch mit den immer wieder erstaunlichen Wendungen mitten im Spiel.
Im April 2020 erschien Johanna Summers Solo-Debüt „Schumann Kaleidoskop“ beim Label ACT – am 27.01.2023 „Resonanzen“. Mit „Resonanzen“ erweitert und vertieft sie ihren ganz eigenen Ansatz des improvisatorischen Weiter-Erzählens der Musik klassischer Komponisten. Nicht nur das Spiel versetzt immer wieder in Erstaunen - hinter jeder musikalischen Abbiegung wartet wieder eine neue Überraschung bei Johanna Summer.
Schon Anfang Januar konnten die Gäste im großen Saal auf Schloss Elmau einen Auszug aus „Resonanzen“ erleben. Und erleben ist genau das richtige Wort dafür, denn sie bereitete ein musikalisches Gericht, wie sie ihr Konzert selber bezeichnete. Sie habe die Zutaten - von Bach über Beethoven, Schubert, Tschaikowski, Grieg und Ravel bis zu Skrjabin, Mompou und Ligeti -, aber sie wisse noch nicht was es werden würde, erklärte sie dazu. Sie improvisiert Klassikstücke und beim Zuhören fühlt man förmlich, wie es sich entwickelt. Und es wird kein Gericht „à la carte“ sondern ein exquisites Menü. Johanna Summer ist eindeutig eine fünf Sterne-Musik-Köchin. Letztes Mal war sie zu einem Jazzfestival auf Schloss Elmau und so gab es als Zugabe – und wenn man im Menue bleibt, als Dessert - aus dem alten Programm „Träumereien“.
Mit Stücken geht Johanna Summer frei um. Die Themen und Motive der Stücke werden bei ihr improvisierend mit eigenen Ideen verknüpft, weiterentwickelt, verwandelt – und so eröffnen sich immer neuen Panoramen zwischen romantischer Traumverlorenheit und drängender Energie. Eine wahrhafte Jazz-Klassik-Fusion. Resonanz bedeutet, berührt oder bewegt zu werden. Genau das schafft die junge Pianistin - 1995 in Plauen geboren -, die mit dem klassischen Klavierunterricht im Alter von sieben Jahren begann. Sie war mehrmalige Preisträgerin beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und „Jugend jazzt“. Bis 2018 studierte sie in Dresden Jazzklavier und konzertiert regelmäßig in verschiedenen Besetzungen - sowohl kammermusikalisch, als auch solistisch. Johanna war u.a. Mitglied im Bundesjazzorchester (Bujazzo). 2018 wurde sie als erste Solokünstlerin überhaupt mit dem „Jungen Münchner Jazzpreis“ ausgezeichnet.
Neue Klanglandschaften eröffnet sie auf „Resonanzen“ zunächst mit der „Sinfonia 11 in G minor BWV 796“ von Johann Sebastian Bach. Es folgen Franz Schuberts „Impromptu No. 4 in A flat major“ und von György Ligeti die „Musica Ricercata No. 8“. Bereits mit 21 Jahren komponierte Federico Mompou (1893-1987) sein „Cuna from Impresiones Intimas“, das auch den Weg in die neun Resonanzen von Johanna Summer gefunden hat. Bekannter ist die „Sonata in D Major, Op. 28 (Pastorale), II Andante" von Ludwig van Beethoven – aber in der Johanna Summer-Version auf der CD. Natürlich kann man auf „Resonanzen“ heraushören, welche Komponisten die Pianistin inspirierten. Und doch sind die neun Stücke eigenständig und unabhängig. So auch Maurice Ravels „Prélude from Le Tombeau de Couperin“. Der Titel der Suite mit ihren barocken und teilweise höfischen Tanzformen bezieht sich auf die Werke des französischen Komponisten Francois Couperin. „Norsk from Lyric Pieces, Book I, Op. 12“ stammt vom Edvard Grieg. Der norwegische Pianist und Komponist der Romantik schrieb insgesamt 66 „Lyric Pieces“ – zu den von Johanna Summer ausgewählten gehören ein Elfentanz und auch ein Walzer. Zum Schluss zwei russische Komponisten. Zum einen Alexander Scriabin, der zu den Wegbereitern der neuen Musik zählt. Bei ihm löst sich der Unterschied zwischen Konsonanz und Dissonanz auf. Seine „Prélude No. 6 in B minor Op. 11“ ist das vorletzte Stück auf Summers CD. Den Abschluss macht „Nocturne in C sharp minor from Six Morceaux, Op. 19“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Dies rundet den Resonanz-Reigen ab. Es sind alte Werke - verwandelt in neue Werke: aufregend, zeitgemäß, hörenswert. Igor Levit (laut ACT) sagte zu Johanna Summers zweiter Solo-CD.„Souverän, eigen und mit ganz eigenem Ton“.
Resonanzen – Johanna Summer
Label: ACT
Bestellnummer:
Erscheinungstermin: 24.1.2023
nächste Konzerte in NRW:
27.04.2023 RWTH Aachenmit WDR Big Band
28.04.2023Kulturhaus Lyz/Siegenmit WDR Big Band
29.04.2023WDR Funkhaus/Kölnmit WDR Big Band
04.05.2023JAKI / Stadtgarten Kölnmit Philip Dornbuschs Projektor
10.05.2023Jazzfest BonnDuo mit Jacob Manz
18.05.2023 approximation festival /Düsseldorf„Resonanzen“
Weitere Konzerttermine unter www.johannasummer.de