JBBG Smal
Fruits of Passion and Sorrow
TEXT: Heinz Schlinkert |
Die vor 25 Jahren in Österreich gegründete Jazz Bigband Graz (JBBG) hat ihre zwölfte CD – Produktion veröffentlicht. Das neue Album ‚Fruits of Passion & Sorrow‘ ist geprägt von zwei armenischsstämmigen Musikern.
JBBG SMÅL ist ein Quintett, das aus der Bigband ausgekoppelt wurde, mit wechselnden Besetzungen. 2020 und 2021 sind zwei Alben des Quintetts unter dem Titel ‚Times of Change‘ erschienen, vor einem Jahr ‚The Space Between Us‘. Beim neuen Album wird das Duo von Horst-Michael Schaffer (Trumpet, Flügelhorn) und Heinrich von Kalnein (Tenor- & Soprano Saxophones, Flute) von drei Musikern aus der Grazer Bigband ergänzt mit Karen Asatrian Grand (keys), Thomas Wilding (bass) und Tom Stabler (drums). Als Gäste sind Arto Tunçboyacıyan und
Hanno Busch
dazugekommen.
Mit den ‚Fruits’ sind nicht Passionsfrüchte gemeint, wie man wegen der ‚Passion' im Titel meinen könnte. Es geht vielmehr um die „Nationalfrucht“ der Armenier, den Granatapfel, der auch auf dem Cover abgebildet ist. Das ist natürlich kein Zufall, denn Arto Tunçboyacıyan und Karen Asatrian haben beide armenische Wurzeln, was man manchmal aus ihren Kompositionen heraushören kann.
Anhand der Komponisten lassen sich die Stücke des Albums leicht in drei Gruppen einteilen: Kompositionen der beiden ‚Armenier‘, Kompositionen des ‚Kernteams‘ und Kompositionen des Gitarristen
Hanno Busch
.
Mit ‚Turquoise’ beginnt das Album. Dieses fast 10 minütige Stück wird von einem speziellen Intro eingeleitet, einer Art Klanglandschaft, für die der Komponist, Sänger und Perkussionist Karen Asatrian seine Instrumente und seine Stimme elektronisch verfremdet hat. Die Soli des SopranSax und der verzerrten E Gitarre verstärken den hypnotisierenden Sound des Stücks. Ähnlich bei ‚Ulikhanyan‘ von Arto Tunçboyacıyan. Das Stück beginnt mit einem morsezeichenähnlichen Riff, das an ‚The Code‘ vom ersten ‚Times of Change‘ Album erinnert und von dem vokalisenähnlichen Gesang (oder ist das Armenisch?) begleitet wird.
Heinrich von Kalnein und Horst-Michael Schaffer bilden das ‚Urgestein‘ von JBBG SMÅL und entfalten einen vollen Bläser-Sound mit Trompete und Sax, z. B. bei Kalneins ‚Goodbye to a Friend‘ und bei ‚Ibiza Sunsets‘, wo Kalnein auch Flöte spielt. Schaffers ‚My Little Darling‘ klingt besinnlich, fast feierlich, sachte begleitet von Melodielinien des Pianos.
Die beiden Kompositionen von Hanno Busch, ‚I’ll Do Mine’ und Maxi’, sind natürlich von seiner E Gitarre geprägt und erinnern manchmal an Michael Brecker. Sie werden aber ansprechend ergänzt von Bläsereinlagen von Trompete und Flöte, auch Piano und Gitarre sind hier mit Soli dabei.
Gesang kommt auf der CD diesmal nicht vor, wenn auch manchmal ‚Spuren‘ davon zu hören sind wie bei ‚Ulikhanyan’. Auf anderen Alben – zuletzt auf ‚The Space Between Us‘ mit der Rapperin Yasmo – wurden über Albumtitel und Texte noch zeitkritische Inhalte transportiert. Hat die Band es aufgegeben die Welt zu verbessern? Vielleicht will sie erstmal nur mehr Wert auf Rhythmik legen und mit den beiden armenischen Musikern Weltoffenheit signalisieren. Das ist ihr jedenfalls gut gelungen.
Heinrich von Kalnein / Horst-Michael Schaffer & JBBG SMÅL– Fruits of Passion & Sorrow
Natango Music NAT 47627-1 (LP) / NAT 47627-2 (CD)
Vertrieb Galileo-mc
VÖ: 06. Dezember 2024