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Jazzstones Trio

Plays The Rolling Stones

Marl, 06.03.2020
TEXT: Stefan Pieper | 

Stefan Heidtmann , Markus Braun, Marcel Wasserfuhr sind das Jazzstones-Trio. Ihr neues Album "Plays the Rolling Stones" zeugt davon, dass die diesem Namen gerecht werden.

Viele schillernde Rockikonen wurden gerade dadurch unsterblich, dass ihr Stern in dem Moment, wo es am schönsten war, verglühte. Andere, wie die Beatles gehören längst vom etablierten Bildungskanon. Die Stones wehren sich bis ins hohe Alter beharrlich gegen das Abtreten, was längst zu karikaturhaften, zugleich millionenschweren Ritualen geführt hat. Aber: Echte Popkultur und Rockmusik steht und fällt halt immer mit dem Angeschlossensein an ein zeitbezogenes Lebensgefühl.

Jazz hat es da als deutlich „klassischere“ Kunstform deutlich einfacher. In dieser Hinsicht schließen der Pianist Stefan Heidtmann , Markus Braun am Bass und Schlagzeuger Marcel Wasserfuhr eine längst überfällige Lücke, wenn sie einschlägige Hymnen der Rolling Stones in ihren eigenen luftig-spielfreudigen Jazz-Kosmos überführen.

Stefan Heidtmann s Trio holt Songs wie Ruby Tuesday, Angie, Under my Thumbs etc. aus jedem historisch-vertrauten Klanggewand heraus - und gerade diese Distanzierung vom Original belebt die Energie des Jagger/Richardschen Songwritings neu! In der Summe wird dadurch viel frisches, musikalisches Material frei und gibt einem der wohl aufgeräumtesten Klaviertrios der letzten Zeit unerschöpflich Nahrung.

Großartig fokussiert wirkt, wie Stefan Heidmann am Klavier und Bassist Markus Braun ihre Instrumente „singen“ lassen, auch wenn sie gerne intelligente verschlungene Wege der Improvisation einschlagen. Schlagzeuger Marcel Wasserfuhr gibt all dem einen unaufgeregten Puls – und damit ist dieser neue Klavierjazz manchmal nicht mal so weit weg vom Minimalismus der originalen Stones-Titel, die so gern mit einem stoischen Beat das Wesentliche und nichts als das favorisieren. Ausnahmen von der Regel gibt es auf dem neuen Album dennoch: „Sympathy for Devil“ mit einem eher latinartigen Groove bietet einen manchmal fast schon zu keimfreien Mainstream-Jazz, der durchaus von den einschlägigen Farben des Originals etwas mehr hätte abbekommen können. Mittendrin blüht mit dem Stück „Monticello“ eine wundervoll melancholische Eigenkomposition von Stefan Heidtmann – lyrisch berührend wirkt dies! „Paint it Black“ folgt in seinem Gestus über weite Strecken dem Original, lässt aber eine ungekannte Zartheit aufkommen. „Lady Jane“ gestaltet das Jazzstone Trio zu einer reichhaltig gegliederten Ballade aus, bevor Stefan Heidmanns Eigenkomposition „Frippery“ das Werk weiterhin beseelt und unaufgeregt verklingen lässt.

So kann man sich entspannt im loungigen Jazzhimmel zurück lehnen, auf ein „Damals“ blicken, wo diese Originale von knisternden Platten und scheppernden Cassetten den Soundtrack für so mancherlei bildeten - und noch lange nicht auf WDR4 gespielt wurden!

Stefan Heidmann, Markus Braun und Julian Wasserfuhr antworten auf jede nostalgische Verklärung mit einem denkbar würdevollen, mit beseelter Musikalität durchtränkten „Hier und Jetzt“.

Jazzstones Trio

Plays the Rolling Stones

SHAA Music 2019

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