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Jazz im Krimi

'Todesschlag' in Norwegen

Oslo, 22.05.2023
TEXT: Heinz Schlinkert | 

Marta Tverberg bückte sich und griff nach ihrem Saxophon. .. Sie schloss die Augen und begann zu spielen. Nach einigen Minuten wurde die Musik plötzlich experimenteller. .. Bald darauf hörten die anderen Musiker auf zu spielen.. Sie sahen besorgt zu Tverberg hin, die jetzt mit dem Instrument um den Hals von einer Seite zur anderen schwankte… ‚Marta?‘, sagte die Schlagzeugerin. In diesem Moment kippte die Diva um.“ (S.15f)

Mord auf offener Bühne? Agnes Tveit ist die Protagonistin und Journalistin in diesem Krimi, der im mittleren Norwegen spielt. Sie hatte vor, ein Buch über die berühmte Saxofonistin Marta Tverberg zu schreiben und stand nun vor einem Scherbenhaufen. Doch sie nahm sich vor, diesen Mordfall aufzuklären, weil sie schon viele Interviews mit Marta geführt hatte und sie das Jazz Festival und die Musiker gut kannte.

Dies ist nach 'Todesfall' der zweite Krimi der Norwegerin Randi Fuglehaug (s. Foto) aus der ‚Agnes-Tveit-Reihe‘. Lange vorher gab schon andere Krimis, in denen Jazz eine Rolle spielte, z. B. Misterioso des schwedischen Autors Arne Dahl, in dem das gleichnamige Stück von Th. Monk auf den Täter hinweist.

Dahl heißt auch der frühere Mann von Agnes Tveit, Zufall? In diesem norwegischen Krimi geht es jedenfalls nur am Rande um Jazz. Welche Art Jazz die ‚Diva‘ Marta gespielt hatte, bleibt offen, man erfährt nur, dass sie weltbekannt war und wohl ein Altsaxophon spielte, das sie ‚das Horn‘ nannte, was nicht gerade ungewöhnlich ist. Als Marta schon tot war, „lag [es] die ganze Zeit wie ein treuer Hund, der seinen Besitzer nicht von der Stelle wich, neben ihr auf dem Boden“ (S.16), schöne Formulierung.

Wichtiger als Jazz scheint im Buch die innere Verfassung der ermittelnden Protagonistin zu sein, deren Seelenleben ausgebreitet wird. Frühere und aktuelle Beziehungen und Probleme, ausgiebige Gespräche mit der Freundin, Probleme mit dem Outfit, eine Dildo-Tupper-Party, ein Schwulenpärchen, Zickenalarm mit der Kommissarin, heimliche Liebe des Kommissars – da kann man locker einige Seiten lesen, ohne dass etwas Wichtiges passiert wäre. Oder auch die Seiten überschlagen, ohne etwas wirklich zu verpassen. Was ist da die A-, was die B-Story?

Soviel kann schon gesagt sein, sie kriegt ihn, den gewünschten Typen, nur … . Und der Mord wird aufgeklärt, aber ..., na ja, man soll nicht alles verraten.

Für die Protagonistin als Romanfigur hätte statt einer Saxofonistin ohne große Probleme ebenso eine Olympionike aus der Leichtathletik einspringen können, oder vielleicht irgendwas mit Wintersport? Es werden ja in der Reihe sicher noch ein paar Krimis erscheinen. Saxofone scheinen ja schick zu sein, aber etwas mehr Sachverstand zum Thema Jazz, auch über Saxofon-Mundstücke, wäre nicht hinderlich gewesen, um der Story mehr Plausibilität zu verleihen und um vielleicht auch ein größeres Publikum anzusprechen.

Doch das ist ja alles Geschmackssache. Vielleicht ist das eher ein Krimi für Frauen? Für Jazzfans ist da aber nicht viel zu holen.

Einen ganz anderen Jazz-Krimi hat Martin Schüller schon vor 23 Jahren geschrieben: JAZZ, Köln Krimi. In diesem Roman geht es auch um ein Saxofon, aber um das von Charlie Parker.

Randi Fuglehaug: Todesschlag
FISCHER Taschenbuch
ISBN-13: 9783596705573
Erscheinungstermin: 26.4.2023

Schüller, Martin: Jazz - Köln Krimi
Emons Verlag 2000
ISBN: 9783897051669

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