JAN ALEXANDER
Storm Before The Calm
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Kevin Grüzner, Steffen Luetke
Der Kölner Pianist und Komponist Jan Alexander veröffentlichte am 13. Oktober sein neues Album ‚Storm Before The Calm’. Viel Psychologie schimmert durch in diesem Album. Stimmungen und Texte sind wohl auf die Corona-Zeit zurückzuführen, die Jan recht einsam in Schweden verbrachte. Seine Kompositionen könnte man komplex, ausgefuchst, sophisticated nennen, einiges erinnert an Chick Chorea. Dies ist ein gutes Beispiel für hochintelligenten modernen Jazz!
‚Into the Dark‘ - das kommt jetzt, wo es wieder früh dunkel wird, recht gut. Dieses dritte Stück des Albums klingt etwas melancholisch, fast besinnlich.. Doch schon nach einer Minute wird es wieder hell im Raum mit 'Within Your Light’. Die niederländische Sängerin Anna Serierse schafft eine freundlich-lässige Stimmung und erinnert an Chick Coreas ‚Return to forever‘.
Mit diesen beiden Stücken hätte das Album auch gut beginnen können. Doch Jan Alexander setzt mit 'Tribe’ am Anfang ein klares Statement für Dynamik, im 9/4 Takt. Seine Vorliebe für krumme Taktarten und ungerade Metren, die sich durch das ganze Album zieht, ist aber erstmal kaum zu bemerken.
Jan Alexander
Bandleader, Komponist und Pianist Alexander studierte an der Folkwang Universität der Künste in Essen und an Musikhochschulen in Amsterdam und Stockholm. An diesen Orten hat er die anderen Bandmitglieder kennengelernt. Schon 2019 veröffentlichte er sein Trio Album ‚Of Memories To Come‘ 2020 während der Epidemie komponierte er in Schweden seine Solo EP mit elektronischer Musik. 2022 erschien TGRSS im elektronischen Pop Duo mit der isländischen Sängerin Stina Agustsdottir. Inzwischen lehrt er auch Piano an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und an der Musikschule in Monheim.
Zur Band gehören der schwedische Saxofonist Sebastian Mattebo, der den melodischen Bandsound wesentlich prägt, die Bassistin Duy Luong, der Gitarrist Teis Semey, der Drummer Karl-F. Degenhardt und die Sängerin Anna Serierse.
13 eigene Kompositionen
Ein Teil der Kompositionen ist recht melodisch, wozu die beiden oben genannten und ‚Perserverance’ gehören. Andere klingen schräger, vor allem weil hier die Improvisationen eine größere Rolle spielen wie bei ‚Sorrows’ und 'Change‘. Die meisten Stücke beginnen mit dem Intro eines Instruments, die Fender Rhodes von Jan sind immer dabei und bilden das Rückgrat der Band. Menschliche Stimmen werden meist instrumental gebildet, wie z. B. durchgängig bei ‚Recollection‘
Etwas Besonderes ist 'Turmoil’, das wohl nach einem Computerspiel benannt wurde. Denn auch das Stück ist digital entstanden mithilfe von vorher aufgenommenen Samples. Es erinnert an den Sound von ‚Jazzrausch’. Krumme Taktarten und ungerade Metren sind das Markenzeichen von Jan. 2021 hat er in Stockholm seine Master-Arbeit darüber geschrieben. In den zwei Minuten von ‚Turmoil‘ wechseln ständig die Metren.
Gegen Ende beschreibt Jan mit ‚Lost‘ einen „Zustand der Niedergeschlagenheit“ – das geht auch ohne Blues – mit stimmungsvollen Kommentaren auf Saxofon und Bass. Das letzte Stück gibt einen optimistischen Ausblick auf ‚New Horizons‘.
Die Band ist schon gut herumgekommen mit Konzerten in Bielefeld, Köln, Berlin und zuletzt in Basel. Am 25.11.2023 tritt sie in Minden im Jazz Club auf.
Jan Alexander – Storm Before The Calm
Berthold records BR323154 / LC 27984 / 4250647323154
VÖ: 13.10.2023