Inspiration von John Cage
Jens Düppe - Dancing Beauty
TEXT: Uwe Bräutigam |
Nach seiner erfolgreichen Debüt CD Anima (2015) legt Jens Düppe nun seine zweite CD vor.
Die neue CD Dancing Beauty steckt in einer kleinen blauen Plastiktüte mit der Aufschrift:
“ this is a music instrument“. Schon seit längerer Zeit benutzt der Schlagzeuger und Komponist Jens Düppe Plastiktüten als Klangquelle mit denen er raschelt und knistert. Zum ersten Mal ist auf der CD ein Stück, das nur mit Plastiktüten “gespielt“ wird.
AufDancing Beauty sind neun Komposition von Jens Düppe , die von neun philosophischen Sätzen des großen Pioniers der zeitgenössischen Musik John Cage inspiriert sind.
Diese Aussagen sind als Leitmotiv zu den Stücken zu verstehen.
Die CD kann deshalb auf zweierlei Weise gehört werden. Man kann sich ohne Hintergrundwissen auf die Musik einlassen oder man liest vor jedem Stück die Sätze von Cage und erweitert die Hörerfahrung zu einer philosophisch-ästhetischen Meditation.
Um es vorweg zunehmen, die Musik von Jens Düppe und seinem Quartett funktioniert für die Zuhörer*innen auch ohne Philosophie, aber durchaus auch mit.
Man hört, dass Jens Düppe nicht nur an John Cage beim Komponieren dachte, sondern auch an seine herausragenden Musiker:
Frederik Köster – Trompete
Lars Duppler – Piano
Christian Ramond – Bass
Jens Düppe – Schlagzeug, Plastiktüten
Bei aller Unterschiedlichkeit der Stücke haben sie eine gemeinsame Handschrift. Das erste Stück fängt mit einem Ostinato von Klavier und Trompete an. Dieser Einstieg beinhaltet zwei Dinge, die in unterschiedlicher Ausformung bei fast allen Stücken auftauchen. In den meisten Stücken finden wir ein längeres Ostinato, das eine besondere Spannung erzeugt, ohne eintönig zu werden. Das zweite Merkmal ist der Dialog von Klavier und Trompete, der sich durch fast alle Stücke zieht.
Das Stück hat den Titel Perpetuum Paradox. Das Ostinato, das über eine Minute dauert, wird im Stück wieder aufgegriffen und bildet dann den Ausklang. Wie ein Perpetuum Mobile läuft es, einmal angestoßen, immer weiter. Der ostinate Hintergrund gibt dem Stück einen Hauch von Trance, über den Klavierakkorde und wunderbare Bass- und Trompetensoli gelegt werden. Das Paradox bezieht sich auf den Cage Satz, der sagt, dass man mit einer absichtvollen Absichtslosigkeit Musik machen solle.
Das Stück Matryoshka Doll hat einen 11/8 Takt. Durch eine Verschiebung der Betonung durch die einzelnen Instrumente klingt es für die Hörer*innen als ob unterschiedliche Taktstrukturen gespielt würden. Der Takt im Takt im Takt … wie bei den russischen Puppen. Diese besondere Betonung des Taktes entwickelt eine ganz eigene Spannung, die immer weiter gesteigert wird und erst am Ende aufgelöst wird.
Das dritte Stück Sleeping Beauty ist von der Frage inspiriert, ob es einen Grund gibt, dass ich etwas nicht schön finde. Wenn ich dies verneine, kann ich auch darin Schönheit entdecken. Das Stück beginnt mit kurzem Pianoanschlag und hohen gepressten Trompetenklängen aus denen sich eine Melodie entwickelt, die leicht dissonant klingt.
Daraus entwickelt sich eine ganz eigene Schönheit, die fast wie ein stark verfremdeter Latin Jazz klingt.
Everything We Do Is Music wird von Frederik Köster fanfarenhaft eröffnet und geht dann über eine längere Phase ein klassisches Klaviertrio über, das von Lars Dupplers großartigem Kslavierpiel geprägt ist. Danach setzt die Trompete wieder ein und greift das Thema wieder auf.
Das Stück Consistence eröffnet Köster mit einem ganz zarten und fragilen Motiv auf seiner Trompete, darüber spielt Lars Duppler kräftige Akkorde. Die Trompete erinnert an eine zarte Mädchenstimme, die von einer tieferen und lauteren Männerstimme, dem Klavier, in den Hintergrund verbannt wird.
Dancing Plastic Bag ist ein schwieriges Stück. Es ist nicht leicht, auch noch mehrfachem Hören eine Struktur im Knistern der Plastiktüten zu entdecken. Aber sicher lässt sich auch hier noch Schönheit entdecken.
“From Zero“ beginnt mit einem Ostinato des Pianos, wie eine schlagende Uhr und die Trompete bringt hohe klagende Töne hervor, dadurch entsteht eine unheilvolle Stimmung.
Diese Stimmung wird im achten Stück Make zum Noise aufgelöst. Klavier und Schlagzeug hämmern Unisono als Intro. Ein kleines Schlagzeugsolo mit viel Basstrommel geht in ein Kontrabass Solo über, das ein wildes Tutti einleitet. Make some Noise.
This Is Not The End – ein genialer Titel für das letzte Stück. Lars Duppler spielt mit der linken Hand einen Ton, durchgehend durch das ganze Stück, darüber setzt er Akkorde. Dann setzt die Trompete ein und ein spannendes Duett von Klavier und Trompete entsteht.
Hier schließt sich der Kreis, Klavier und Trompete im Dialog und im Hintergrund läuft ein Ostinato.
Anspruchsvolle Kompositionen, die rhythmisch und harmonisch vielschichtig und komplex sind. Herausragende Musiker, die sich als Solisten, aber vor allem als Band profilieren.
Es macht Freude, die CD Dancing Beauty zu hören. Es gibt viel in der Musik zu entdecken,
immer wieder Neues zu hören und es gibt viel zu reflektieren. Eine CD die man mit Freude hören kann und die viel Stoff zum Nachdenken bietet.
Dancing Beauty – Jens Düppe
Personality Records (PR 26)
Distribution: in-akustik / Ordis
LC: 1631
VÖ: 22.09.2017
Dancing Beauty Tour 2017
17/09/2017 Hilden QQTec
13/10/2017 Stuttgart - BIX
15/10/2017 Köln- Stadtgarten
19/10/2017 Osnabrück - Blue Note
21/10/2017 Wuppertal - LOCH
01/11/2017 Siegburg - Buchhandlung R2
02/11/2017 München - Unterfahrt
03/11/2017 Augsburg - Jazzclub
04/11/2017 Nürnberg - Jazzclub
24/11/2017 Berlin - Hotel Orania
25/11/2017 Hamburg - Birdland + NDR
26/11/2017 Koblenz- Görreshaus -
Weitere Infos:
www.jensdueppe.de/