Holzig

Stimmungen, die in der Luft liegen, einzufangen, ist das erklärte Anliegen der Band Holzig, deren Mitglieder aus Leipzig, Berlin und Köln kommen. Alles, was auf den 10 Stücken des neuen, zweiten Albums passiert, verästelt sich, leistet sich eine gewisse Vagheit im positiven Sinne. Also bleiben doch mehr Fragen, als dass sich vorgefertigte Antworten finden würden?

Es lohnt sich, auf jeden Fall beim Hören „dranzubleiben“ - also Erwartungshaltungen aufzugeben, sich darauf einzulassen, dass einem hier fünf Musiker den Weg durchs Labyrinth schon weisen werden. Mit viel kreativer Beweglichkeit kultivieren die Musiker von „Holzig“ Klangwelten und ergänzen ihre Personalstile frisch und assoziativ miteinander. Alles kann und nichts muss. Oder: In einer Sprödigkeit, die manchmal an die Postrock-Ästhetik von Tortoise gemahnt, ist doch das freie Element des Jazz schon enthalten, man braucht es nur freizulegen, und genau dies tun die Kompositionen, die vor allem vom Schlagzeugers Hans Arnold ausgehen. Eine dissonant schleppende Textur von Gitarre, Bass und Schlagzeug leitet das Eröffnungstück Amygdala ein - aber es wird auf diesem Album die Kunst gepflegt, aus dem Abstrakten aufzutauchen, wo lyrische Inseln locken. Abschweifen, verweilen, Räume ausloten. Es auch mal laufen lassen. Christoph Möckel auf Bassklarinette und Tenorsaxofon begibt sich in seinen logisch ausformulierten Soli gerne auf eine höhere Warte, um in klarer Sprache Stellung zu beziehen. Philipp Martin am Bass und Veit Steinmann auf dem Cello sorgen für rhythmisch filigrane Vernetzungen untereinander. Letzterer begibt sich gerne auf eigene solistische Inseln, manchmal sogar ganz allein. Gitarrist Moritz Sembritzki ist ohnehin ständig mit seinem reichen Kosmos überall präsent. Manches bleibt zuweilen skizzenhaft. Der ganz große GesameEntwurf scheint auch gar nicht wichtig, wo es erstmal um Wege für die Zukunft geht und das Versuchslabor dafür reich bestückt ist.

Holzig: Episoden

wismART 2020