Bild für Beitrag: Heidi Bayer | Virtual Leak
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Heidi Bayer

Virtual Leak

Köln, 30.05.2021
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Patrick Essex

Heidi Bayer nimmt uns mit auf ihre musikalische Reise. ‚If It helps’? Nur kein ‚Overshoot‘! Also von Köln ab in die nächsten Berge, aber da bekommt man nur den ‚Eifel Blues‘. Man braucht unbedingt ‚Something Different‘, also gehts mit ‚Hedwig’s Flight‘ zum ‚Shore‘ der damaltinischen Insel ‚Brač‘. Am Ende dann zurück nach Hause mit dem ‚Hot Train‘. ‚If It helps‘? Yes, sure, it helps. Wem das kryptisch erscheint, der blicke auf die Rückseite des Covers von Heidi Bayer ’s ‚Virtual Leak‘.

Denn diese Begriffe sind Stücke der CD und weisen wohl auf deren Entstehung hin. Heidi Bayer hat fast alle Stücke selbst komponiert, zwei sind von Johannes Ludwig . Heidi Bayer ist ein ‚neuer Stern am Jazzhimmel‘ in NRW. Geboren 1987 in Bayern ist sie über Studien in Marburg, Mainz und Miami nun nach Köln gekommene, wo sie u. a. im Subway Jazz Orchestra spielt, auch beim Essener Jazz Orchestra ist sie dabei. In Miami hatte ihr Professor versucht sie auf Licks hin zu drillen. Das merkt man heute noch, allerdings in dem Sinne, dass sie sich gerade nicht bei den klassischen Licks der Jazzgeschichte bedient. Sie spielt vielmehr sehr frei und ist auf einen eigenständigen Ausdruck bedacht. Ihr Sound ist sehr warm, melodisch, obertonreich. Dies gilt besonders für das Flügelhorn, nicht zufällig denkt man da an Kenny Wheeler oder auch an den späten Art Farmer.

Heidi Bayer : "If it helps"

Johannes Ludwig spielt in Heidis Quartett Saxofon und bildet dazu oft den Kontrast. Er steht für kurze Töne und schnellere Passagen, was freilich nicht verhindert, dass die beiden sich im Duett gut ergänzen.

lp

Trompeten gibt es schon sehr lange im Jazz, Saxophone erst seit Beginn der Swing Ära. Die Kombination beider Instrumente findet man dann in den Big Bands, später auch in vielen Combos der folgenden Phasen. Wayne Shorter und Freddie Hubbard z. B. spielten auf Speak No Evil mal unisono, mal in getrennten Soli. Heidi und Johannes können das auch, sie spielen oft Soli, oft aber – wie beim Anfang von If It helps - agieren sie parallel, begleiten und überlagern sie sich, vielleicht auch weil kein Harmonieinstrument zur Band gehört.
Calvin Lennig spielt sehr melodiös Kontrabass. Er studierte Jazz-Bass an der Essener Folkwang Universität der Künste und ist seitdem in der Kölner und in der Ruhrgebiet-Szene aktiv. Besonders gefallen hat mir Leif Berger am Schlagzeug. Den kann man nicht überhören, da tut sich immer was. Berger ist Kopf des Trios „Hinweis auf die Sonne“ und des Leif Berger Sextett.

Gute Musik, nicht Mainstream, nicht Beyond, moderner Jazz im besten Sinne!

Im Booklet gibt’s fast nur Fotos. Da wünscht man sich doch ein bisschen mehr an Information, auch weil auf der homepage auch nicht mehr zu erfahren ist. Eindrücke zu ihren Stücken kann man selbst bei dem Konzert Stream sammeln am
- Montag, 31.5.21
- 20 Uhr im Stadtgarten Köln

(diesmal mit Lisa Wulff am Bass und Karl Degenhardt am Schlagzeug).
Eine Review wird bei nrwjazz erscheinen.

NICA Portrait Heidi Bayer (8 min)

Heidi Bayer , Virtual Leak
Tangible Music 26.3.2020

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