Hannah Köpf
Lonely Dancer
TEXT: Klaus Hübner |
Deutschland hat den Ruf, das Land der Vereine zu sein, ein Staatswesen also, dass die Vereinsmeierei schon in seinem Grundgesetz im Rahmen der Versammlungsfreiheit festgeschrieben hat. Deutschlands Nachbar Österreich steht da nicht abseits, und dessen kuriose Menschenzusammenrottungen tun auch etwas für die Lachmuskeln. Der „Verein zur Verzögerung der Zeit“ in Klagenfurt meint es jedoch Ernst mit der Entschleunigung.
Was das alles mit Hannah – vorne und hinten mit h – Köpf zu tun hat? Nur soviel, das die Sängerin uns mit „Lonely Dancer“ eine Entschleunigungsmusik beschert, die sensible Zeitgenossen dazu verleiten könnte, den österreichischen Verein – siehe oben – um eine Mitgliedschaft zu ersuchen. Ob Hannah Köpf selbst Mitglied – muss es nicht Mitgliedin heißen? - dieses Vereins ist, ist nicht bekannt. Dennoch fällt auf: „Lonely Dancer“ scheint sich genau dem Vereinsmotto angepasst zu haben, so sinnlich, sinnig, „langsam“ und melancholisch pflanzt Hannah Köpf ihre zehn Songs in einen fruchtbaren Boden ein, auf dem viele Menschen wahrscheinlich bereitwillig und ohne sich zu wehren einen anderen Umgang mit Zeit, als er gegenwärtig opportun ist, zu pflegen.
Songs zwischen Schuldgefühle, Verlustangst und Hoffnung, unaufdringlich, ungekünstelt, fast zu unspektakulär um wahr zu sein. Hannah Köpf saugt aus kleinen Tragödien große Gefühle, verwirbelt sie zu einem Knäuel aus Frust und Frucht. „Bleib eine Weile“ wünscht sie sich am Ende der libidinösen Entdeckungsreise in die Gefilde menschlicher Verhaltensmuster, die bei allen gleich und doch bei allen verschieden sind. Wo die Liebe hinfällt, da wächst kein Gras mehr, da rauchen später entweder Trümmer oder Räucherstäbchen. Auf dem Weg dahin begleitet Hannah Köpf ausgesprochen routiniert und trotzdem persönlich engagiert jeden, der sich in ihre Umarmung begibt. Da ist schon eine Menge Herzblut dabei, und die Kompositionen von Tim Dudek (mit Texten von Hannah Köpf) und gemeinsam geschriebenen und getexteten Stücken greifen sich aus Jazz und Pop diejenigen Zutaten, die für eine angenehm entspannte und mitfühlende Atmosphäre notwendig sind. „Dream Come True“: lasst die schönen Gedanken zu mir kommen, und die bösen bleiben im Traum zurück.
GLM FM 189-2
Distribution: Soulfood
www.glm.de
www.hannahkoepf.com
Erscheint am 19. September 2014