GEORGES SOYKA
INDIGO
TEXT: Stefan Pieper |
Der Luxemburger Georges Soyka darf wohl zu den versiertesten Trompetern dieses kleinen Landes gerechnet werden. Sein Quintett Luxemburg Jazz Messengers, ebenso sein eigenes Georges Soyka Quartet habe aber längst über Luxemburgs Grenzen hinaus einen guten Namen. Sein Studium beim Karlsruher Professor Reinhold Friedrich dürfte Referenz genug sein, dass er spieltechnisch mit allen Wassern gewaschen ist.
Auf seiner Neuerscheinung „indigo“, erschienen auf dem dem Label ARS-Produktion, zeigt er, dass die kammermusikalische Besetzung ebenfalls zu seinen Kernanliegen gehört. Zusammen mit der Pianistin Kyoko Kashii widmet er sich hier auskomponierten Stücken aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die aber alle zeigen, wie sehr die europäische Kunstmusik der Moderne den Jazz beeinflusst hat.
Der Titel„indigo“ steht für Georges Soyka, einen bekennenden Synästhetiker für den gleichnamigen Blauton, der für Inspiration, Intuition und Wahrheit steht. Und ja, die Stücke auf dieser CD fordern allesamt heraus, der ganzen „Wahrheit“ der Trompete in spieltechnischer, aber auch expressiver Hinsicht auf den Grund zu gehen. Daniel Schnyders Stück „Trumpet Sonata“ fordert das Instrument und seinen Spieler dazu heraus, improvisatorisch wilde Linien abzufeuern. Ebenso gilt es, bei akrobatischen Intervallen in großem Abstand rauf- und runter zu springen. Heinrich Sutermeisters „Gavotte“ demonstriert, wie zeitlos funktional doch barocke Tanzformen sind und den formalen Boden für neue, zeitgenössische Strukturen liefern.
Spielwiese für temperamentvolle Interaktionen
Die beiden Musiker spielen sich hier gern auch mal in Rage hinein, ebenso in einem „Scherzo appassionato“ von Maurice de Boucher. Damit verglichen wirkt Jan Wintershausens Stück „Jay“, wie ein lyrischer, tänzerischer Song, der fast folkartig beschwingt daher kommt. Drei kleine Meisterwerke des (im weitesten Sinne) französischen Neoklassizismus tun sich als weitere Spielwiese für die temperamentvollen Interaktionen dieses Duos auf. Polyphoner geht es in einer Sonate von Jean Hubeau zur Sache. Und wie man mit etwas scheinbar Vertrauten etwas ganz Neues zaubern kann, zeigt das Finalstück dieser Aufnahme: Die Trompete als einfühlsame lyrische Singstimme im Tango Nuevo – das gelingt Georges Soyka in Astor Piazollas Welthit „Oblivion“ großartig. Dass bei aller Vielgestalt der Stücke auf das druckvolle, elastisch-bewegliche, auch in höchsten Höhenlagen noch bestechend intonationssicheres Spiel des Luxemburgers Verlass ist, braucht kaum noch erwähnt zu werden. Wer bislang noch kein Fan dieses Blechblasinstrumentes war, könnte es durch diese Aufnahme werden.
Georges Soyka: Indigo
ARS Produktion 2023