Five on Fire feat. Musikkollegium Winterthur
Eternal Movement
TEXT: Stefan Pieper |
Gegensätze ziehen sich an. Im Idealfall kommt Größeres dabei heraus. Vor 20 Jahren gründete der schweizerische Saxofonist Daniel Gubelmann sein Jazzquartett „Five on Fire“. Dann fühlte er sich von der Magie des Streichersounds angezogen. Also fusionierte er seine Combo mit einem Streichquartett. Das neue Album „Eternal Movement“ geht noch einen entscheidenden Schritt weiter, wenn hier das Musikkollegium Winterthur mit großem Streicherapparat der Jazzband Paroli gibt.
Schon Charlie Parker kokettierte Ende der 1940er Jahre mit Streichern. Später entwickelten Gunter Schuller und Ornette Coleman neue Verfahren, um die scheinbar gegensätzlichen musikalischen „Lager“ Klassik und Jazz zu vereinen. Daniel Gubelmann und seine „Five on Fire“-Band sowie das Musikkollegium Winterthur greifen ein halbes Jahrhundert später auf einen ganz anderen Erfahrungshorizont zurück, was auf dem Album „Eternal Movement“ reiche Früchte trägt.
Preludio de Buenos Aires
Sieben Stücke bilden hier eine Suite, die trotz reicher stilistischer, klanglicher und harmonischer Vielfalt thematisch sehr zentriert wirkt. Generös überlässt der Bandleader dem Orchester das Vorspiel zum „Preludio de Buenos Aires“. Wie hier die Streicher mit spätromantischem Timbre fast an Sibelius oder Mahler erinnern, das zeugt vom ersten Moment an von einem hervorragenden Händchen aller Beteiligten, um Farbe und Ausdruckstiefe zu kreieren. So etwas setzt sich in vielfältig verästelten Konstellationen. Die Melodie des Prelude verändert und entwickelt sich dabei immer weiter. Sinfonische Ausdruckskraft und Jazzimprovisation werden zu gleichberechtigten Komponenten. Gerade hierbei zeigt sich die Souveränität dieser Begegnung. Außer Daniel Gubelmann gehören die fabelhaften Instrumentalisten Pianist Christian Rösli, Marc Jenny am Bass und Schlagzeuger Marius Peyer der „Five on Fire“-Besetzung an.
Ein Nehmen und Geben
Klangfarben und Motivik dieser geschmeidigen Combo werden mit leichter Hand von den Streichern aus Winterthur übernommen, die das Material weiterentwickeln und an exponierten Stellen auch die beherzte Schlüsselrolle übernehmen. Perkussionsinstrumente bis hin zu einer mächtigen Rahmentrommel bringen alles in einen dynamischen Fluss. Daniel Gubelmann spielt Sopran und Tenorsax, was sich wiederum sehr gut mit den Streicherfarben verbindet. Als Komponist und Arrangeur zeichnet sich der Schweizer durch seine große Gabe aus, Melodien zu kreieren, die zugänglich und lyrisch wirken. Das subtile lateinamerikanische Kolorit widerspiegelt Gubelmanns starke eigene Prägung durch einen Studienaufenthalt in Buenos Aires.
Am Ende dieser langen Erlebnisreise erklingt noch einmal das Ursprungs-Thema: Jenes Präludium von Buenos Aires, welches Keimzelle für alles ist und nach eigenem Bekunden eines von Gubelmanns persönlichsten musikalischen Statements darstellt.
FIVE ON FIRE
feat.
Musikkollegium Winterthur
Eternal Movement
solo musica 2022