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Fabian Ziegler

Gods, Rhythms, Human

Zürich, 10.03.2021
TEXT: Stefan Pieper | 

Ein Schlagzeuger nur als Rhythmusgeber? Diese Rolle reicht dem schweizerischen Perkussionisten Fabian Ziegler wohl kaum. Drumset, Chinabecken, Gongs, Holzelemente, Vibrafon und Marimbafon außerdem ein wildes Arsanal aus Junk Perkussion von Mülldeckeln bis Radkappen – damit entsteht Sound, daraus zaubert er Melodien, wird zum Multi-Kommunikator. Dass auf seiner Debut-CD ein großes Fass aufgemacht wird, deutet allein schon der Titel „Gods, Rhythms, Human“ an.

Ziegler lässt sich Stücke schreiben als Grundlage für seine vielfältigen Anordnungen: „Atalanta“ vom Neuseeländer John Psathas setzt auf Dialoge in gleich mehrerer Hinsicht – zum einen mit seiner Partnerin am Klavier Akvilė Šileikaitė. Ebenso eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen Mensch und Maschine, wenn durch programmierte Patterns und Sub-Basslinien die elektronische Underground-Clubmusik ins Spiel kommt. Das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine kommt auch im zweiten Stück „Interzones“, geschrieben von Bruce Hamilton ins Spiel. Rasante melodische Patterns und komplexe Rhythmusfiguren konfrontieren Zieglers Vibrafon mit programmierten polymetrischen Strukturen diesseits und jenseits der menschlichen Spielbarkeit, was durchaus an den späten Frank Zappa erinnert. Dramaturgisch perfekt „passt“ die nächste Station auf der überraschenden Klangreise dieser CD, Steve Reichs Quartett für zwei Vibrafone und zwei Klaviere. Ziegler und sein junger Kollege Luca Staffelbach sowie ein Pianoduo (zweiter im Bunde hier: Benjamin Engeli) synchronisieren sich miteinander in einer - für Reich sehr überraschenden – wechselnden Satzfolge.

Noch einmal prallt in einem Stück von John Psathas das Marimba auf wirkungsmächtig eingesetzte Elektronik plus einem ganzes Arsenal aus „Junk Perkussion“, also Metallscheiben, Mülldeckel, Radkappen und vielem mehr. Dieses Stück schlägt die Brücke für das radikalste Werk des Programms: Das Stück Psappha des griechischen Neutöners Iannis Xenakis zieht mit seiner geräuschhaften Perkussion auf Holz- und Metallelementen hinein in einen abstrakten Sog aus Repetition und Verschiebung der Akzente.

So viel geballte Ambitioniertheit wirkt hier aber in keinem Moment sperrig. Abstraktes wird stets durch melodisch Ansprechendes abgefedert. Klangforschung läuft in jedem Moment auf genussvolle und aufnahmetechnisch brillant eingefangene Sinnlichkeit hinaus. Denn dafür erfolgt die Realisierung durch vier Ausführende nebst Computer viel zu geschmeidig, ja wirkt regelrecht eingängig, so dass die fünf Stücke zu einem durchgängigen, süchtig machenden Hörerlebnis zusammen fließen.

CD

Gods, Rhythms, Human

Fabian Ziegler percussion | Akivilé Sileikate piano | Benjamin Engeli piano |

Luca Staffelbach percussion

ARS-Produktion 2021

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