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Expressway Scetches

Love surf music

Köln, 03.09.2015
TEXT: Stefan Pieper | 

„Trendsportarten“, die mehr sind als das, nämlich eine Art von Subkultur mit entsprechenden Attributen inclusive eigener Musik – so etwas ist schon so alt, wie die Popkultur im ganzen: Ein Paradebeispiel ist die Surf-Musik, deren Wellen vor allem in der ersten Hälfte der 1960er Jahre von Kalifornien aus hoch schlugen.

Wir kennen die einschlägigen Attribute: Ein Schlagzeugrhythmus der Marke BummTschaktschakBumm, ein singender, oder in der Diktion des Kölner Gitarristen Tobias Hoffmann „twangender“ Gitarrensound. Dabei ganz viele melodische Hooklines, die sich im Kopf festhaken, zuweilen latinomäßiges Flair verströmen und immer grell wie die kalifornische Sonne leuchten. Manchmal stimmen heisere Saxofone oder eine überdrehte Orgel ein. Bemerkenswert ist auch: Hier lebt eine frühe Form der Popmusik weitgehend ohne Gesang. Surf Musik ist doch im Kern instrumentaler Rock and Roll.

Tobias Hoffmann (Gitarre), Benjamin Schäfer (Keyboards), Lucas Kranzelbinder (E-Bass) und Max Andrezejewski bilden die Band „Expressway Scetches“ und haben sich mit offenen Ohren, aber auch genug querdenkerischer Kreativität auf den Retro-Trip in Richtung Sonne, Wellen und Leichtigkeit begeben.

Also schnell die Boards gut wachsen und hinaus zum Ritt auf die Wellen! Fröhlich und temporeich geht es vorwärts. Hoffmanns Gitarrensound singt, jubelt, scheppert, treibt Melodien zum Mitpfeifen voran, manchmal gibt es ausgelassene Wettrennen mit dem heiseren Saxofon des Gastmusikers Johannes Schleiermacher. Dieser Beat ist wie ein frischer Wind über dem Ozean - oder lässt eine Autofahrt über schnöde Ruhrgebietsautobahnen zum Trip über sonnendurchglühte Highways werden.

Diese Band kupfert nicht nur ab, sondern denkt dieses illustre Erbe weiter, kommen doch im weiteren Verlauf immer sportlichere Manöver und Schräglagen ins Spiel. Hoffmanns variantenreich improvisierender Gitarrenstil kommt aus dem heute, so viel ist klar. Die treibenden Rhythmen werden verschachtelt und weiter gedacht. Auch gibt es cineastische Ruhepole wie ein Stück namens „Rondo“, von denen die Platte durchaus noch mehrere vertragen hätte. Aber in erster Linie geht es hier sowieso um den vorwärtstreibenden Losgehfaktor.

Und auch beim Sound haben sich Klaeng-Leute sorgsam Hand angelegt und der Aura von einst gehuldigt, also alles oldschool auf Tonband aufgenommen. Wie genial-einfach gingen doch die Produzenten einst zu Werke: Was aus den Fender-Röhren-Amps kam, wurde auf wenig Aufnahmespuren und -natürlich konsequent analog- verewigt. Da kann man nicht viel falsch machen und dadurch klingen die Platten aus dieser Zeit meist herrlich luftig, warm und lebendig. (Eben nicht so wie im heutigen Pop-Mainstream, wo nicht selten mit größtmöglichem technischen Aufwand ein Maximum an keimfreier Mittelmäßigkeit erzeugt wird....)

„Love surf music“ ist auf CD, Vinylplatte und als Downloadcode bei

www.klangrecords.de erhältlich!

www.expresswaysketches.de

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