European Jazz Trio
TEXT: Ingo Marmulla |
Der Bandname ist gleichzeitig der Titel der neuen CD von Ali Haurand, Gerd Dudek und Jiri Stivin, die interessanter Weise in Villingen, im alten legendären MPS-Studio aufgenommen wurde. Schaut man sich die Namen an, merkt man schnell, dass es sich hier um eine von mehreren möglichen Triobesetzungen des European Jazz Ensembles handelt, welches nach Haurands Website-Aussage eine Art kreatives Sammelbecken, eine Drehscheibe und ein vitales Kommunikationszentrum für europäische Jazzmusiker darstellt. Haurands Talent, Musiker von Weltformat zusammen zu bringen und auf zahlreichen internationalen Veranstaltungen und Festivals dem Publikum zu präsentieren, manifestiert sich auch hier in dieser fast kammermusikalischen Besetzung. Von den zwölf Kompositionen stammen neun aus der Feder von Haurand und Stivin. Gerd Dudek ist in diesem Zusammenhang eher der Interpret. Bei den Fremdkompositionen hat die Gruppe vor allem bei der Auswahl des Filmthemas aus „Rosmary’s Baby“ einen guten Griff getan. Das Eröffnungsstück verdeutlicht sofort den europäischen Ansatz der Musik, denn der Komponist war der Polnische Pianist Krysztof Komeda. Im Wesentlichen basieren fast alle Stücke auf traditionellen Akkordstrukturen oder aber sie haben einen osteuropäischen, manchmal auch folkloristischen Touch. Da es keinen Schlagzeuger gibt, haben alle drei Akteure einen großen spielerischen Freiraum. Diesen nutzen sie souverän. Haurand schafft das solide Fundament und ist auch solistisch präsent. Sehr verspielt und typisch tschechisch musikantisch kommt Jiri Stivin daher. Hauptsächlich auf der normalen Querflöte, die er brilliant zum Einsatz bringt, aber auch auf dem Altsaxophon, der Altflöte und auf der Sopranino-Blockflöte bei „Autumn Leaves“.
Für mich als Fan ist Gerd Dudek am interessantesten. Er weiß sowohl auf dem Sopran als auch auf dem Tenor das Saxophon vollendet zu Gehör zu bringen. Man spürt es förmlich, dass ihm auch die Ausgestaltung traditioneller Harmonieschemen Spaß bereitet. Und wenn man diesen Ausnahmemusiker hier (fast allein) hört, fällt unmittelbar die enorme Bandbreite und Ausdrucksstärke auf, mit der Gerd Dudek auch ein so oft gespieltes Stück wie „Loverman“ neu zu beleben vermag. Dudek feiert übrigens in Kürze seinen 75en Geburtstag. Wir werden darüber berichten.
Fazit - Die CD an einem Stück zu hören ist nicht unbedingt nötig ... Aber jeder, der Interesse an überzeugenden Flöten- und Saxophonvirtuosen hat, ist mit dieser CD gut beraten: Denn gerade die kleine Besetzung hat für Jazzaficionados dieser Art sehr viel zu bieten.