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Downtown Düsseldorf

Jazz am Rhein – Peter K. Kirchhof

Düsseldorf, 13.04.2017
TEXT: Uwe Bräutigam | 

Endlich – ein Buch über Jazz in Düsseldorf und den legendären Jazzclub Downtown.

Das Buch schließt eine Lücke in der neueren Kulturgeschichte der Stadt. In den letzten Jahren gab es eine Reihe von Publikationen über elektronische Musik in Düsseldorf und im Zuge der Punk Nostalgie erschienen Bücher über den Ratinger Hof als Ausgangsort der Punkbewegung, einzig ein Buch über den Jazz fehlte.

Der Schriftsteller, Maler und Jazzfreund Peter K. Kirchhof führt die LeserInnen durch die Geschichte des Jazz in Düsseldorf von seinen ersten Anfängen bis in die Gegenwart.

Im Mittelpunkt des Buches steht die Geschichte des berühmten Düsseldorfer Jazzclubs Downtown. 1966 wurde dieser Jazzkeller in der Mertensgasse im Herz der Düsseldorfer Altstadt eröffnet. Über zwanzig Jahre spielten dort internationale Jazzgrößen wie Johnny Griffin, Ben Webster, McCoy Tyner, Dexter Gordon oder Sonny Stitt. Berühmt ist der zweitätige Auftritt von Chet Baker. Aber auch Klaus Doldinger mit seiner international erfolgreichen Fusionband Passport gastierte im Downtown.

In den 70ern war das Downtown auch ein wichtiger Auftrittsort für die Düsseldorfer Szene. Musiker wie Wolfgang Hefter, Ali Haurand, Frank Köllges, Ali Claudi, Wolfgang Engstfeld oder Peter Weiss spielten mit ihren Bands in wechselnden Bestzungen regelmäßig in dem Jazzkeller.

Aber Jazz gibt es nicht erst seit 1966 in Düsseldorf. Kirchhof spürt den Anfängen in den Varietés der 20er Jahre nach, als dort schwarze Show- und Revuetruppen mit Jazzmusik auftraten, oft verbunden mit Charleston Tanzwettbewerben. Auch der später weltberühmte

Klarinettist Sidney Bechet trat mit solch einer Revue im Düsseldorfer Apollo an der Königsallee auf.

Viel Raum haben die Nachkriegsjahre im Buch von Kirchhof. Die Gründung des Hot Club Düsseldorf 1948 war dabei ein wichtiger Meilenstein für den Düsseldorfer Jazz.

Kirchhof beleuchtet die Entwicklung des Jazz immer im Rahmen der gesellschaftlichen Zeitströmungen. Er macht deutlich welches Bedürfnis nach der Nazizeit für eine offene freie Kultur da war und gleichzeitig welche Probleme viele Menschen, deren Denken noch von der braunen Diktatur geprägt war, mit der Musik der “Feinde und Besatzer“ hatten.

Wir begegnen im Buch berühmten Personen, wie dem Dichter Günter Grass, der in Düsseldorf in einer Jazzband spielte, oder Udo Lindenberg, der tagsüber im Breitenbacher Hof als Liftboy arbeitete und abends in Jazzbands trommelte.

Die Geschichte des Downtowns endet 1987 mit seineer Schließung, die Geschichte des Jazz in Düsseldorf aber geht weiter, bis zur Jazz Schmiede, der heute wichtigsten Spielstätte oder bis zur Jazz Ralley, dem größten Jazz Festivals Deutschland, die jährlich an Pfingsten stattfindet. Bei der jüngeren Jazzgeschichte, ist das Buch leider nicht mehr so ausführlich, wie etwa in den 60ern und 70ern. Einige Namen von heute wichtigen jüngeren Jazzmusikern fehlen ganz oder werden nur im Nebensatz genannt,

Nichtsdestotrotz gibt das Buch einen guten Überblick über den Jazz in Düsseldorf von 1926 bis 2016. Es ist angefüllt mit interessanten Fakten und Geschichten rund um den Jazz. Eine Fundgrube für Jazzfreunde, aber auch für diejenigen, die ein Stück Düsseldorfer Stadtgeschichte kennenlernen wollen. Peter Kirchhof gelingt es mit seinem Buch 90 Jahre Jazzgeschichte lebendig werden zu lassen. Die vielen Abbildungen, von alten Zeitungsausschnitten, bis zu Fotos des Jazz Fotografen Hans Harzheim, oder die privaten Bilder von Musikern und Veranstaltern tragen das ihre dazu bei.

Peter K. Kirchhof, Downtown Düsseldorf – Jazz am Rhein, 176 S. gebunden,

Droste Verlag Düsseldorf, ISBN 978-3-7700-2027-0

www.drosteverlag.de


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