Bild für Beitrag: Dino Saluzzi | El Viejo Caminante
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Dino Saluzzi

El Viejo Caminante

Buenos Aires, 14.09.2025
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: CD Booklet

Der argentinische Bandoneonspieler und Komponist Dino Saluzzi hat mit seinem Trio das Album ‚El Viejo Caminante‘ veröffentlicht. Mit ‚Viejo Caminante‘, dem ‚alten Wanderer‘, ist wohl der 90jährige Dino Saluzzi selbst gemeint.
In der spanischen Literatur ist der ‚Caminante‘ eine feste Größe, vor allem im Zusammenhang mit  einem bekannten Gedicht von Antonio Machado, in dem es um den ‚camino‘, den Lebensweg geht. Dino Saluzzis ‚camino‘ ist mit seinen 90 Jahren schon sehr lang. Er wurde in Südamerika als Bandoneon-Spieler und Vertreter des Tango Nuevo berühmt.
Schon das Line Up des Trios ist bemerkenswert, denn zum Bandoneon gesellen sich akustische und elektrische Gitarre, jeweils vertreten von seinem Sohn José María Saluzzi und dem Norweger Jacob Young.

Timoteo „Dino“ Saluzzi 

Dino Saluzzi wurde während seines Studiums von Astor Piazzolla beeinflusst. 1979 gründete er sein eigenes Quartett mit Auftritten in Europa, auch in Berlin. 1982 gelang ihm der Durchbruch mit dem Solo-Album ‚Kultrum‘. In Deutschland war er Ende der 1980er Jahre mit Charlie Mariano  und Wolfgang Dauner unterwegs, mit denen er mehrere Schallplatten aufnahm.

El Viejo Caminante

Das Album beginnt mit ‚La Ciudad De Los Aires Buenos‘, einer Komposition von José María Saluzzi, der hier ausgiebig auf der akustischen Gitarre soliert. Buenos Aires spielt eine wichtige Rolle bei diesem Album, denn ‚Buenos Aires 1950‘ heißt ein weiteres Stück und die Stadt ist wohl auch auf dem Cover-Foto zu sehen. Einige Titel haben einen familiären Bezug wie ‚Mi Hijo Y Yo‘ (spanisch ‚Mein Sohn und ich‘) und ‚Dino Is Here‘. Das letztgenannte Stück wurde von Jacob Young komponiert und wird, ganz typisch für den Tango, im Rubato mit variablem Timing gespielt.
Tango, argentinische Volksmusik und Jazz finden hier zusammen, besonders in den Stücken, die die drei Musiker selbst komponiert haben; Unterschiede sind kaum herauszuhören. Denn der Sound ist sehr ähnlich, das Bandoneon dominiert mit langen Soli, die Gitarren sind vor allem für den Rhythmus zuständig, steuern aber Klangfarben bei mit Ergänzungen, selten mit Soli. Zwei Standards sind zu hören. ‚Someday My Prince Will Come’ und ‚My One And Only Love‘ kennt man vielleicht von Miles Davis bzw. Coltrane, sind aber in dieser Interpretation nicht gleich zu erkennen. ‚Tiempos De Ausencias‘ hat Saluzzi schon 1988 mit Enrico Rava gespielt, ‚Y Amo A Su Hermano‘ mit Mariano und Dauner. 
Diese Musik ist nichts zum Nebenbei-Hören, denn sie hat eine Tiefe, sie sich erst beim intensiven Zuhören erschließt. Sie strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Etwas Nostalgie spielt mit herein, vielleicht ein Rückblick auf ein langes Leben, eine Art Weisheit? Oder könnte sie auch eine Meditation begleiten? Doch Interpretationen gibt es viele, das ist ja das Schöne an der Musik. 

El Viejo Caminante
Label: ECM  12292025 
Erscheinungstermin: 11.7.2025 

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