Christoph Gieses Schnelldurchlauf Volume 4
Neue CD kurz vorgestellt
TEXT: Christoph Giese |
SCHNELLDURCHLAUF - Volume 4 Neue CDs kurz vorgestellt: Mehr frische Klänge aus Jazz und der Welt.
Larry Coryell: Tricycles (IN+OUT Records)
Muss man Larry Coryell noch vorstellen? Der 2017 verstorbene Amerikaner war einer der stilbildenden Jazzgitarristen. Im Herbst 2002 unternahm Coryell mit seinem Trio mit Bassist Mark Egan und Drummer Paul Wertico grippegeplagt eine Europatournee und landeten dann schließlich im einem Tonstudio in der Nähe von Frankfurt um Tricycles (IN+OUT Records) einzuspielen. Körperlich schwach, aber musikalisch in Spitzenform präsentiert der Dreier hier zwölf swingende, teils rockige Jazzperlen mit herrlich herbem Sound, die meisten aus eigener Feder.
Paul Wertico: The Bari Session (Challenge Records)
Noch einmal Paul Wertico: The Bari Session (Challenge Records) ist die erste offizielle Studioaufnahme des Paul Wertico ǀ John Helliwell Project. Zusammen mit Saxofonist und Ex-Supertramp John Helliwell, Gitarrist Raimondo Meli Lupi und Bassist Gianmarco Scaglia hat der jahrelange Schlagzeuger bei Pat Metheny ein modernes, zeitloses Jazzalbum zwischen feinem Jazzrock, atmosphärischen Momenten und Blues eingespielt.
Nigel Kennedy: Uncensored (Warner Classics)
Er ist ein Tausendsassa, in Klassik wie auch in Jazz, Rock oder Klezmer unterwegs. Jetzt kommt der britische Geigen-Superstar Nigel Kennedy mit seinen Lieblingsaufnahmen um die Ecke, die er mit einer 3er CD-Box vorstellt. Natürlich sind die Vier Jahreszeiten von Vivaldi dabei. Und Bach. Aber auch Brahms, Beethoven oder Musik vom polnischen Komponisten Mieczysław Karłowicz. Auf CD Nummer 3 des üppigen Werkes Uncensored (Warner Classics) gibt es dann auch jazzige Improvisationen, rockig verzerrte Klänge von der E-Geige des „enfant terrible“ der Klassikszene zu hören. Und zum Ausklang eine zauberhafte Version von Nick Drake´s „Riverman“, mit einem herrlich rau klingenden Boy George am Mikrof
Bleu: Deeper (Traumton Records)
Trompeter Lorenz Raab, Tubaspieler Ali Angerer und Schlagwerker Rainer Deixler sind Bleu und bedienen auf Deeper (Traumton Records) noch ein paar Instrumente mehr, wie ein Harmonium oder einen elektrischen Dulcimer (Bordunzither). Ihr gemeinsamer Kammerjazz ist zart, bisweilen melancholisch, immer aber mit vielen Momenten versehen zum Entdecken. Die Musik blickt auch rüber zu Klassik und Ethno und begeistert durch einen kreativen Blickwinkel, viel Spielwitz und Raum für Improvisation.
Sebastian Böhlen Trio: Fallalarenko (Laika Records)
Das Sebastian Böhlen Trio serviert mit Fallalarenko (Laika Records) ein feines, modernes Gitarrenjazz-Album, das zwar nirgendwo besonders auffällt, aber in den acht Stücken in verschiedensten Stimmungen von balladesk bis rockig prima und niveauvoll unterhält.
Markus Becker: Alleingang (Berthold Records)
Zwei Mal solo zum Schluss des heutigen Schnelldurchlaufs: Pianist Markus Becker hat sein erstes Soloalbum passenderweise Alleingang (Berthold Records) genannt. Aufgenommen im Sendesaal Bremen verquicken hier die Freiheit des Jazz mit klassischem Klaviersatz. Becker ist ein Ästhet an den schwarz-weißen Tasten, ein virtuoser, aber auch gefühlsbetonter Gestalter. Seine Lieder erzählen Geschichten, sind mal romantisch verträumt, dann wieder zupackend. All das verpackt der Pianist in eine eigene, völlig zeitlose Klangsprache. Ex-Dire Straits-Keyboarder Alan Clark spielt auf Backstory (Ponderosa Music Records) Stücke, die ihn in den letzten 40 Jahren geprägt haben. Da sind dann natürlich auch Titel von Mark Knopfler und den Dire Straits dabei, aber auch welche von Bob Dylan oder aus dem Repertoire von Tina Turner. Begrenzt auf Soloklavier bekommen die bekannten Melodien hier natürlich ganz andere Facetten gezeichnet. „Brothers In Arms“ etwa geht hier derart reduziert direkt unter die Haut.